Sudan: Zivilisten könnte ein Massaker drohen

Juli Rutsch
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Nach der Einnahme von Al-Faschir im Sudan sind Experten besorgt. Sie befürchten ein Massaker an Zivilisten.

Chad Sudan War Hunger's Toll
Im Sudan leben nicht-arabische Zivilisten derzeit besonders gefährlich (Symbolbild). (AP Photo/Sam Mednick) - keystone

Die Lage der Zivilbevölkerung im Sudan spitzt sich dramatisch zu. Nach der Einnahme der Grossstadt Al-Faschir durch die Miliz Rapid Support Forces (RSF) befürchten Experten ein Massaker.

Dieses könnte an rund 300'000 Zivilisten ausgeübt werden. Justin Lynch, Sudan-Forscher und Geschäftsführer der Conflict Insights Group, sagte dem US-Sender «CNN»: Die Einnahme von Al-Faschir durch die RSF könnte der von Experten befürchtete Beginn eines Massakers an Zivilisten sein.

Genozid im Sudan gegen Zivilisten

Die RSF hat nach Angaben des Sudanesischen Ärztenetzwerks innerhalb von drei Tagen mindestens 1500 unbewaffnete Zivilisten in der Stadt getötet. Die Zivilisten seien getötet worden, als sie versuchten, aus Al-Faschir zu fliehen, teilte das Ärztenetzwerk mit.

Chad Sudan
Im Sudan werden Zivilisten derzeit Opfer von Hinrichtungen. (Archivbild) - Keystone

Die Ärzte werfen der Miliz einen Genozid gegen die nicht-arabische Bevölkerung vor.

UN berichten von alarmierenden Gräueltaten

Das UN-Menschenrechtsbüro gab an, mehrere alarmierende Berichte über Gräueltaten der RSF erhalten zu haben: darunter Hinrichtungen von Zivilisten sowie Videos, die Dutzende unbewaffnete Männer zeigen, die erschossen wurden, so «Swissinfo».

Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR berichten Flüchtende von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen von Zivilisten, wie das «SRF» berichtet. Die WHO berichtet von einem Angriff auf ein Krankenhaus.

Dabei sollen mehr als 460 Patienten und Begleitpersonen in einer Geburtsklinik getötet worden sein. Die Angaben lassen sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

Hunderttausende Zivilisten eingeschlossen

Tom Fletcher, der Leiter des Nothilfebüros der Vereinten Nationen, sagte dem Sender «CNN»: Hunderttausende Zivilisten seien weiterhin in Al-Faschir eingeschlossen, ohne Nahrung und medizinische Versorgung.

Er berichtete, dass die Fluchtwege aufgrund intensiver Bombardierungen und Bodenangriffe blockiert seien, so «Swissinfo».

Sollte der Westen stärker im Sudan eingreifen?

Auch Experten der Krisenbeobachtungsgruppe ACLED erklärten, es bestehe ein hohes Risiko ethnisch motivierter Angriffe, insbesondere gegen nicht-arabische Gruppen. Al-Faschir war mehr als 500 Tage von den RSF belagert worden, so die «Nürnberger Nachrichten».

Die Miliz hatte verhindert, dass Lebensmittel und Hilfsgüter die hungernden Menschen erreichen.

Kritik an westlicher Zurückhaltung

Annette Hoffmann von der Denkfabrik Clingendael Institut sagte im «ZDF»: Es sei ein weiterer Freibrief an die RSF, dass sie solche Massenhinrichtungen und ethnischen Säuberungen durchführen können, ohne mit internationalen Massnahmen rechnen zu müssen.

Experten kritisieren, dass westliche Regierungen bislang nur Appelle an die Miliz richteten und keine Sanktionen gegen sie unterstützende Staaten verhängten. Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf.

Dieser besteht zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert, so «Swissinfo». Die UN beschreiben die Lage in dem Land als die grösste humanitäre Krise der Welt.

Kommentare

User #1286 (nicht angemeldet)

Würde dort Gold in Massen liegen, wäre dort längst Hilfe angekommen.

Die UNO hat eine Armee und wurde gegründet, um bei solchen Fällen einzugreifen. Heute nicht mehr. Sie lässt sich allenfalls sehen, wenn das Elend bereits angerichtet ist und wenn es ums Geld sammeln geht.

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