Sudan-Massaker: Wegen Rassismus bleibt internationaler Aufschrei aus

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Sudan,

Ein Experte erklärt den ausbleibenden Aufschrei über das Massaker im Sudan mit Rassismus. Al-Fascher sei die Hölle auf Erden und werde es auch bleiben.

Sudan
Weil im Sudan alles anders aussieht, bleibt laut einem Experten der internationale Aufschrei über das Massaker aus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Sudan werden Tausende Zivilisten massakriert, der Aufschrei im Westen bleibt aus.
  • Laut einem Experten liegt das an Rassismus.
  • Weil alles anders aussehe, sei es schwieriger, eine Beziehung aufzubauen.

Seit zweieinhalb Jahren tobt im Sudan ein brutaler Bürgerkrieg: 150'000 Zivilisten wurden getötet, zwölf Millionen sind geflüchtet. In den letzten Tagen kamen weitere Gräueltaten ans Licht.

Nach über 500 Tagen Belagerung konnten die Rapid Support Forces (RSF) die Stadt Al-Fascher einnehmen. Die Bevölkerung war von der humanitären Hilfe abgeschnitten und ausgehungert. Nach der Eroberung richteten die RSF Massaker an, mindestens 1500 Zivilisten, 400 davon in einem Spital, wurden ermordet. Die Bilder davon teilten die Rebellen gleich selbst im Internet.

In Europa sorgten die Gräueltaten für Schlagzeilen, gerieten aber schnell in den Hintergrund. Weshalb blieb der internationale Aufschrei aus?

Roman Deckert, Sudan-Experte der Nichtregierungsorganisation «Media in Cooperation and Transition», sagt gegenüber «SRF»: «Ich glaube tatsächlich, dass es mit Rassismus zu tun hat.»

Es sei kein «boshafter Rassismus», führt der Experte aus. Doch die Leute im Sudan sähen einfach anders aus. Die Häuser und die Landschaft seien anders – «in Darfur ist Wüste, das sieht aus wie auf dem Mars».

Experte: Al-Fascher ist «Hölle auf Erden»

Wenn man Bilder aus der Ukraine sehe, könne man im Westen sehr viel stärker eine Beziehung dazu herstellen. «Denn die Menschen sehen so aus, wie die meisten von uns, die Landschaften und Häuser auch.»

Deckert nennt Al-Fascher den «schlimmsten Ort der Welt». Es sei «die Hölle auf Erden und wird es auch auf absehbare Zeit bleiben».

Für den Experten ist es bemerkenswert, dass es Bilder der Kriegsverbrechen gebe. «Die RSF-Kämpfer filmen sich selber bei ihren Untaten und laden die Videos von den Massakern auf Plattformen hoch. Sie brüsten sich damit.» Man könne heutzutage alles in Echtzeit verfolgen.

Verfolgst du den Bürgerkrieg im Sudan?

Seif Magango, Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros, spricht von Massenhinrichtungen, Massenmorden, Vergewaltigungen, Plünderungen und Entführungen. Bilder und Videos, die sein Büro erhalten habe, zeigten schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht.

Laut UN-Schätzungen sitzen rund 260'000 Menschen, viele davon Kinder, in Al-Fascher fest. Einige wenige konnten fliehen, andere wurden laut Berichten beim Fluchtversuch erschossen oder verhaftet.

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