Eine Woche nach dem Ausbruch der schwersten Massenproteste in Chile seit rund 30 Jahren hält der Druck auf die Regierung von Präsident Piñera weiter an.
chile
Chilenische Autofahrer protestieren gegen Mautgebühren, indem sie im «Schneckentempo» fahren. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Massenproteste in Chile halten auch eine Woche nach Ausbruch noch an.
  • Die Zahl der Todesopfer ist unterdessen auf 19 gestiegen.
Ad

Eine Woche nach dem Ausbruch der schwersten Massenproteste in Chile seit rund 30 Jahren hält der Druck auf die Regierung von Präsident Sebastián Piñera weiter an.

Hunderte Auto- und Lastwagenfahrer schlossen sich am Freitag der Protestaktion «Schneckentempo» an. Sie legten den Verkehr auf wichtigen Verkehrsadern teilweise lahm. Ihr Protest richtete sich gegen die Autobahn-Maut.

Die kleinen Transportunternehmen würden «erdrückt» von der Maut. Daher hätten sie sich den regierungskritischen Protesten angeschlossen, sagte der 49-jährige Fahrer Marcelo Aguirre der Nachrichtenagentur AFP.

Höhere Ticketpreise lösten Proteste aus

Gestiegene Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr hatten am Freitag vergangener Woche die heftigsten Proteste der vergangenen 30 Jahre ausgelöst. Die Regierung nahm die Ticket-Preiserhöhung zwar rasch zurück und kündigte Sozialmassnahmen an. Ein Ende der Demonstrationen konnte sie damit aber nicht erreichen.

chile
Chiles Präsident Sebastián Piñera. - Chilean Presidency/AFP

Innerhalb kurzer Zeit weiteten sie sich zu einem Protest gegen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Land insgesamt aus.

Gewaltsame Ausschreitungen

Bei den Protesten kam es auch zu Gewalt. U-Bahn-Stationen wurden zerstört, Supermärkte geplündert und in Brand gesetzt. Auf den Strassen brannten Barrikaden.

In Santiago de Chile galt am Freitag den sechsten Tag in Folge eine nächtliche Ausgangssperre. 20.000 Soldaten und Polizisten waren in der Hauptstadt im Einsatz. Demonstranten warfen ihnen unverhältnismässige Gewalt vor.

chile
Demonstrant hält in Santiago de Chile Protestbanner hoch. - AFP

Die Zahl der Todesopfer durch die Proteste erhöhte sich in der Nacht zum Freitag auf 19. Ein Peruaner, der bei einer Plünderung im Süden Santiago de Chiles angeschossen worden war, sei seinen Verletzungen erlegen. Dies teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Nach Angaben des nationalen Instituts für Menschenrechte (INDH) wurden sei Beginn der Proteste mehr als 580 Menschen verletzt, darunter 245 durch Schusswaffen. Mehr als 2400 Menschen wurden demnach seither festgenommen.

michelle bachelet
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet. - AFP/Archiv

Die UN-Menschenrechtskommissarin und frühere chilenische Präsidentin Michelle Bachelet kündigte am Donnerstag an, eine UN-Sondermission ins Land zu schicken, um Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen.

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilte am Freitag auch Angriffe auf Journalisten im Rahmen der Proteste. Medienschaffende seien sowohl von Protestteilnehmern als auch von Sicherheitskräften gezielt angegriffen worden, kritisierte die Organisation.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Sebastián PiñeraRegierungProtestMarceloGewaltMenschenrechteMichelle Bachelet