Noch immer werden Schwangerschaftsabbrüche stigmatisiert und kriminalisiert – meist zulasten von Minderjährigen, Behinderten und Opfern sexueller Gewalt.
Papst Franziskus gilt als vehementer Abtreibungsgegner. - keystone

In seinem alljährlichen Ansprache am ersten Weihnachtsfeiertag hat Papst Franziskus Schwangerschaftsabbrüche mit den Verbrechen der Hamas verglichen.

«Wie viele Massaker an Unschuldigen es in der Welt gibt: im Mutterleib; auf den Routen der Verzweifelten, die auf der Suche nach Hoffnung sind; im Leben so vieler Kinder, deren Kindheit vom Krieg zerstört wird.» Der 87-Jährige gilt als vehementer Abtreibungsgegner, der laut «Welt» Schwangerschaftsabbrüche auch schon mit «Mord» verglichen hat.

Den United Nations zufolge gehören zu den drei Säulen der Frauengesundheit der Zugang zu Verhütungsmethoden sowie der Zugang zur medizinischen Versorgung während der Geburt und bei Schwangerschaftsabbrüchen. Befürworter von Abtreibungen weisen immer wieder darauf hin, dass durch eine strafrechtliche Verfolgung die tatsächliche Anzahl von Abtreibungen nicht verringert werde.

Schwangerschaftsabbrüche sind zumeist in katholisch geprägten Ländern wie Polen, der Ukraine oder Malta teilweise oder vollständig verboten. Besonders die Diskussion um das polnische Abtreibungsgesetz hat in den letzten Jahren Furore gemacht.

Das Stigma der Kirche hat weitreichende Konsequenzen

Am meisten betroffen von rechtlichen Einschränkungen bei Abtreibungsrechten sind vulnerable Personengruppen wie Minderjährige, Behinderte und Opfer sexueller Gewalt. Auch Frauen und Mütter, die aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen kein weiteres Kind mehr zur Welt bringen möchten, zählen dazu.

Laut dem deutschen RKI erleben Frauen und Mädchen mit Behinderungen zwei- bis dreimal häufiger sexuelle Übergriffe als Frauen und Mädchen ohne Behinderungen. Ein besonderer Fall in Polen war der eines behinderten Mädchens, das von ihrem eigenen Onkel vergewaltigt und schwanger geworden war. «Amnesty International» berichtet davon. Die Tante des Mädchens hatte sich in verschiedenen Krankenhäusern um einen Schwangerschaftsabbruch bemüht, war jedoch aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung seitens der Ärzte mehrfach abgewiesen worden, bevor sie von einem Krankenhaus eine Zusage erhalten hatte.

Kriminalisierung und Stigmatisierung gehen bei Abtreibungsverboten oft einher: Eine schlechteren Stellung bei Gerichtsverhandlungen, Misshandlungen durch medizinisches Fachpersonal, Kriminalisierung bei Fehlgeburten und Totgeburten können die Folge sein.

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