Russland hat erste Truppen in die Ukraine geschickt. Nau.ch liefert die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zu den Geschehnissen im Ostukraine-Konflikt.
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Russische Panzer während einer Übung in der Nähe von Rostow am 12. Januar 2022. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wladimir Putin anerkennt zwei ukrainische Gebiete als unabhängige Staaten.
  • Daraufhin hat der russische Präsident erste Truppen in die Ostukraine entsandt.
  • Wie konnte der Konflikt eskalieren? Nau.ch liefert die fünf wichtigsten Antworten.

Die Situation im Ostukraine-Konflikt hat sich weiter verschärft: Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Entsendung von Truppen in den umkämpften Osten des Landes angeordnet.

Die beiden Regionen Donezk und Luhansk seien unabhängige Staaten, erklärte der Kremlchef zuvor. Nun solle die Armee in den Separatisten-Regionen für die Aufrechterhaltung des «Friedens» sorgen.

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Was plant Putin am 9.Mai? - Keystone

Für das Vorgehen wird Putin von zahlreichen Staaten scharf kritisiert. Doch wie konnte der Ostukraine-Konflikt plötzlich so eskalieren? Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zu den aktuellen Geschehnissen.

Worum geht es beim Ostukraine-Konflikt überhaupt?

Einerseits um Gebietsansprüche, andererseits aber auch um wirtschaftliche Interessen. Die Ukraine liegt eingeklemmt zwischen der EU-Ostgrenze und Russland. Bis 1991 war sie Teil der damals riesigen Sowjetunion. Seit deren Auflösung ist die Ukraine ein eigener Staat, der weder der EU noch der Nato angehört.

Ein grösserer Teil der ukrainischen Bevölkerung würde eine Annäherung an den Westen aber befürworten. Deshalb kam es 2013 zu zahlreichen Protesten, bei denen ein Anschluss der Ukraine an die EU gefordert wurde. Der damalige ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch musste zurücktreten, woraufhin eine prowestliche Regierung in Kiew an die Macht kam.

Ukraine
Im Jahr 2013 gab es Tausende Demonstranten, die einen Anschluss der Ukraine an die EU forderten.
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Nachdem die Proteste eskaliert waren, musste der damalige Präsident Wiktor Janukowytsch zurücktreten. An der Macht war nun eine prowestliche Regierung.
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Daraufhin besetzten russische Truppen die zur Ost-Ukraine gehörenden Halbinsel Krim.
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Seither ist der Ostukraine-Konflikt nicht mehr zur Ruhe gekommen. Ukrainische Soldaten bewachen die Grenze zu Russland.

Russland reagierte mit der Besetzung der zur Ost-Ukraine gehörenden Halbinsel Krim. Seither kommt der Konflikt nicht mehr zur Ruhe: In der Nordost-Ukraine kämpfen ukrainische Soldaten seit fast acht Jahren gegen die von Russland ausgerüsteten «Separatisten».

Um die Städte Donezk und Luhansk herum sind zwei international nicht anerkannte «Republiken» ausgerufen worden. Diese anerkennt Putin nun aber als unabhängige Staaten an. Das wird von westlichen Ländern als Angriff auf die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine kritisiert.

Was will Russland erreichen?

Präsident Wladimir Putin ist insbesondere die Annäherung der Ukraine an den Westen ein Dorn im Auge. Deshalb fordert er, dass die Nato sich verpflichten soll, keine weiteren östlichen Staaten aufzunehmen. Zudem solle man jegliche militärische Handlungen auf dem Gebiet der Ukraine und anderer Staaten Osteuropas unterlassen.

Russland
Russland sieht die beiden ostukrainischen Regionen Lugansk und Donezk als unabhängige Staaten. - Keystone

Russland sieht in der Annäherung der Ukraine an den Westen nämlich eine Bedrohung für das eigene Land. Die Russen befürchten, dass Nato-Truppen in der Ukraine platziert werden könnten, was als Bedrohung wahrgenommen wird.

Was machen die Nato und die EU jetzt, und was heisst das für Europa?

Westliche Staaten warnten Russland mehrmals vor einem Einmarsch in die Ukraine. Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass der Westen die Ukraine aktiv bei der Verteidigung ihres Landes unterstützen wird. Dies würde laut US-Präsident Joe Biden «einen Weltkrieg» auslösen.

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US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Sanktionen gegen Russland bereits angekündet. - Keystone

Allerdings haben mehrere Staaten angekündigt, im Falle einer Invasion in der Ukraine Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland zu ergreifen. Schon nach der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim hatten die EU und die USA Strafmassnahmen gegen Russland verhängt. Diese dürften nun bedeutend ausgeweitet werden.

Erste Sanktionen wurden bereits verhängt: So friert Deutschland die noch nicht in Betrieb genommene Gaspipeline Nord Stream 2 ein. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, das Projekt auf Eis zu legen.

Werden die Benzinpreise nun in der Schweiz teurer?

Der Konflikt könnte sich auch auf die Ölpreise auswirken, Benzin könnte teurer werden. Am Dienstag erreichte der Preis für ein Barrel (159 Liter) den höchsten Stand seit 2014.

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Wird der Sprit in der Schweiz wegen des Ukraine-Konflikts bald noch teurer? - dpa-infocom GmbH

Die Versorgungssicherheit des Erdgas sei durch die Stornierung der Betriebsbewilligung der Gaspipeline Nord Stream 2 nicht gefährdet. Die Schweiz verfüge auf der Transitleitung, die durch das Land läuft, seit 2017 über die Möglichkeit des Umkehrflusses. Die Schweiz sei damit in alle Himmelsrichtungen an die grossen Märkte angebunden.

Wie geht die Ukraine mit dem Konflikt um?

Die Bevölkerung der Ukraine ist in einen westlich orientierten und einen pro-russischen Teil gespalten. In den ostukrainischen Städten Donezk und Lugansk haben die Menschen bei einem Referendum für die Abspaltung von der Ukraine abgestimmt.

In anderen Landesteilen gibt es dagegen starke anti-russische Bewegungen. Entsprechend ist es in den letzten Jahren immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Lagern gekommen.

Ostukraine-Konflikt
Ostukraine-Konflikt: Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky bei einem Treffen am 14. Februar 2022. - Keystone

Die Regierung ist im Ostukraine-Konflikt auf der Seite des Westens: Immer vehementer wird die Aufnahme in einen sogenannten «Membership Action Plan» der Nato, eine Art Vorstufe zur Mitgliedschaft, gefordert.

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