Ökonomen warnen vor globalem «Ungleichheitsnotstand»
Die Reichsten erhalten rund 41 Prozent des globalen Vermögenszuwachses. Ökonomen haben nun vor dem G20-Gipfel von einem «Ungleichheitsnotstand» gewarnt.

Das Wichtigste in Kürze
- Ökonomen warnen vor den Folgen der weltweiten Vermögens-Ungleichheit.
- Rund 41 Prozent des globalen Vermögens haben die Reichsten für sich eingenommen.
- Es ist in 5 Jahren bei der 1-Prozent-Bevölkerung um 1 Mio. Franken pro Person gestiegen.
Eine Gruppe von sechs anerkannten Ökonomen prangert einen globalen «Ungleichheitsnotstand» an. Die reichsten ein Prozent der Menschen hätten zwischen 2000 und 2024 rund 41 Prozent des globalen Vermögensaufbaus für sich vereinnahmt.
So heisst es in einem Bericht, der unter Federführung von Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz veröffentlicht wurde.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist kein Zufall: Am 22. und 23. November findet der Gipfel der grossen Industrie- und Schwellenländer (G20) im südafrikanischen Johannesburg statt.

Nur ein Prozent des in dem Zeitraum erwirtschafteten Vermögens kommt laut Bericht den ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung zugute.
Das bedeute: Das durchschnittliche Vermögen sei von einem Prozent der Weltbevölkerung in fünf Jahren um umgerechnet 1 Million Franken pro Person gestiegen.
Während das Durchschnittsvermögen der ärmsten 50 Prozent lediglich um 585 Dollar (472 Franken) pro Person angewachsen sei.
Vermögensexplosion bei den Reichsten
Laut der Analyse wird eine Minderheit in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 70 Billionen Dollar (56,5 Milliarden Franken) erben.
Besonders gross blieben die Einkommensunterschiede zwischen dem Globalen Norden und Süden. Bei rund 90 Prozent der Weltbevölkerung, oder 83 Prozent aller Länder, differiert die Höhe der Einkommen laut Weltbank stark.
Hohe Vermögensdisparität untergrabe die Demokratie, den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Wirtschaft, heisst es in dem Bericht.
Länder mit hoher Disparität seien siebenmal häufiger von einer Verschlechterung des demokratischen Umfelds betroffen als Länder mit grösserer Gleichheit.
Seit 2020 hätten Ereignisse einen «perfekten Sturm» geschaffen, der Armut und Ungleichheit weiter verschärfe. Darunter werden Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg sowie die US-Zölle und die daraus resultierenden Handelsstreitigkeiten gezählt.
Braucht es ein Gremium gegen Ungleichheit?
Der Bericht empfiehlt die Schaffung eines «Internationalen Gremiums für Ungleichheit». Das ähnlich wie der Weltklimarat politische Entscheidungsträger und die internationale Gemeinschaft berät.
«Die Welt hat erkannt, dass wir uns in einer Klimakrise befinden. Es ist an der Zeit, dass wir auch erkennen, dass wir uns in einer Ungleichheitskrise befinden», sagte Stiglitz.
Weltweit müsse mittlerweile jeder Vierte regelmässig auf Mahlzeiten verzichten. Während das Vermögen der Milliardäre den höchsten Stand in der Geschichte erreicht habe.
Um Disparität zu verringern, empfehlen die Autoren eine Reform internationaler Wirtschaftsregeln: wie eine fairere Besteuerung multinationaler Unternehmen und der sehr vermögenden Menschen.
National sollten arbeitnehmerfreundliche Regulierungen gestärkt und die Unternehmenskonzentration verringert werden. Zudem fordern die Ökonomen höhere Steuern auf grosse Kapitalgewinne. Mehr Investitionen in öffentliche Dienstleistungen und eine progressivere Steuer- und Ausgabenpolitik wären auch erforderlich.
Motto von G20-Gipfel: Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit
Der G20-Gipfel findet in diesem Jahr unter dem Motto «Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit» statt. Der G20 gehören 19 Staaten, die Europäische und die Afrikanische Union an.
Die Gruppe steht für etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft.
Südafrika will seine diesjährige Präsidentschaft nutzen, um die Schuldenlast von Entwicklungsländern zu mindern sowie eine gerechte Energiewende zu thematisieren.
















