Die Ukraine hat den Vertreter des Heiligen Stuhls in Kiew ins Aussenministerium einbestellt. Grund dafür waren die Äusserungen von Papst Franziskus.
Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa
Die Ukraine hat den Vertreter des Heiligen Stuhls in Kiew ins Aussenministerium einbestellt. Die Äusserungen des Papstes zu einer möglichen Kapitulation sorgten für heftige Kritik. - sda - Keystone/AP/Gregorio Borgia

Nach heftiger Kritik an Äusserungen von Papst Franziskus zu einer möglichen Kapitulation im Krieg gegen Russland hat die Ukraine den Vertreter des Heiligen Stuhls in Kiew ins Aussenministerium einbestellt. Visvaldas Kulbokas – der Apostolische Nuntius, der den Vatikan in der Ukraine vertritt – sei darüber informiert worden, dass das von Russland angegriffene Land von Franziskus' Äusserungen «enttäuscht» sei, teilte die Behörde in Kiew am Montagabend mit.

Der päpstliche Appell solle «an den Angreifer und nicht an das Opfer gehen», kritisierte die ukrainische Seite. Zudem werde von Franziskus erwartet, dass er sich für einen «Sieg des Guten über das Böse» einsetze, «anstatt Appelle zu senden, die das Recht des Stärkeren legalisieren und ihn dazu ermutigen, die Normen des Völkerrechts weiter zu missachten».

Darüber hinaus betonte Kiew, dass die Ukraine nach Frieden strebe. Doch dieser Frieden müsse fair sein und auf der von Präsident Wolodymyr Selenskyj vorgestellten Friedensformel basieren. Diese sieht unter anderem einen Abzug der russischen Truppen vor, die derzeit rund ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets besetzen.

«Frage der Sichtweise»

Franziskus hatte in einem Interview zu dem inzwischen mehr als zwei Jahre laufenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesagt: «Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.» Franziskus wurde auch zu Forderungen nach «Mut zur Kapitulation, zur weissen Fahne» gefragt. Darauf antwortete er: «Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weissen Fahne hat, zu verhandeln.» Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widersprach später Darstellungen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

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