Beim Untergang von zwei Booten mit Flüchtlingen vor der Küste des Bürgerkriegslandes Libyen sind mehr als 90 Menschen ertrunken.
Flüchtlinge auf einem überfüllten Holzboot im Mittelmeer. Foto: Renata Brito/AP/dpa
Flüchtlinge auf einem überfüllten Holzboot im Mittelmeer. Foto: Renata Brito/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mindestens 90 Flüchtlinge sind bei Bootsunglücken vor Libyen ertrunken.
  • An Bord waren über 120 Menschen, darunter auch Kinder.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) meldete am Donnerstag, vor der Stadt Chums im Westen Libyens seien mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte ausserdem über Twitter, weiter westlich seien vor der Stadt Surman 20 Menschen gestorben.

An Bord des vor Chums verunglückten Bootes sollen nach IOM-Angaben mehr als 120 Menschen gewesen sein, darunter auch Kinder.

47 Überlebende seien von der Küstenwache und Fischern an Land gebracht worden, teilte die IOM weiter mit. 31 Leichen seien geborgen worden. Die Suche nach Opfern gehe weiter.

Flüchtlinge im Mittelmeer
Flüchtlinge und Migranten werden am 11. November von Mitgliedern der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms gerettet, nachdem sie Libyen verlassen und versucht hatten, auf einem überfüllten Gummiboot im Mittelmeer europäischen Boden zu erreichen. Foto: Sergi Camara - dpa

MSF zufolge wurden nach dem Untergang des zweiten Bootes drei Frauen als einzige Überlebende von Fischern gerettet. Die Opfer hätten miterleben müssen, wie Angehörige vor ihren Augen gestorben seien.

In Libyen herrscht seit fast zehn Jahren Bürgerkrieg. In dem Chaos hat sich das nordafrikanische Land zu einem der wichtigsten Transitgebiete für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa entwickelt. Immer wieder kommen bei Unglücken im Mittelmeer Migranten ums Leben. Die IOM erklärte, allein in den vergangenen zwei Tagen seien zwei Boote gekentert und dabei mindestens 19 Menschen ertrunken.

Am Mittwoch bereits 110 Menschen geborgen

Am Mittwoch hatten private spanische Retter mehr als 110 Migranten vor Libyen aus Seenot geborgen. Kurz nach der Rettung aus dem Mittelmeer starb ein sechs Monate altes Flüchtlingsbaby nach Angaben der Helfer auf dem Schiff «Open Arms». Wie Open Arms am Donnerstag mitteilte, zog die Mannschaft bei dem Einsatz fünf Menschen tot aus dem Wasser. Mit dem Baby stieg die Zahl der Toten auf sechs.

Viele Menschen legen weiterhin in kleinen Booten in den nordafrikanischen Ländern Tunesien und Libyen ab, um nach Europa zu gelangen. Auf der Insel Lampedusa landeten in den vergangenen Tagen mehrere Boote mit Hunderten von Menschen. Insgesamt kamen in Italien nach offiziellen Zahlen 2020 bisher fast 31'000 Migranten an. 2019 waren es im gleichen Zeitraum knapp 10'000 Menschen gewesen.

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