Trump sieht sich als Friedenstifter in Syrien. Er habe «tausende Leben» gerettet. Aktuell ziehen sich die Kurden auch wirklich zurück. Doch ist das ein Sieg?
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Unter Donald Trump schwoll der defizitäre Haushaltssaldo an. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Donald Trump feiert seine Syrien-Politik.
  • Den «Frieden» ausgehandelt hat jedoch Russland.
  • Der türkische Präsident Erdogan hingegen zeigt sich weiterhin kampfbereit.

In Nordsyrien beruhigt sich die Lage etwas. Nach einer Vereinbarung der Türkei und Russland haben die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) am Donnerstag mit dem Abzug ihrer Truppen von der türkischen Grenze begonnen.

Damit bekommt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Willen. Die «Terroristen», wie sie im Land am Bosporus genannt werden, sind geschlagen. Künftig soll die russische Militärpolizei zusammen mit syrischen Regierungstruppen im Grenzgebiet patrouillieren.

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Kremlchef Putin und der türkische Präsident Erdogan (Archiv). - dpa

Doch der türkische Präsident hält Kampfhandlungen in Nordsyrien auch nach zwei Waffenruhe-Abkommen weiter für möglich. Dies falls sich die YPG nicht vollständig zurückzieht.

Er widersprach damit am Donnerstag in einer Rede in Ankara Aussagen von US-Präsident Donald Trump vom Vortag, wonach die Türkei die US-Regierung darüber informiert habe, dass sie die zeitlich begrenzte Feuerpause «dauerhaft» machen werde. Trump kündigte daraufhin an, zuvor verhängte Sanktionen gegen die Türkei wieder aufzuheben. Und feierte sich als Friedensstifter.

USA verlieren Kontrolle in Syrien

Der US-Präsident tut so, als wäre der Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien, welcher der türkischen Offensive den Weg bereitete, Teil eines ausgeklügelten Plans gewesen, um der Region endlich Frieden zu bringen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Präsident eine seiner berüchtigten Bauchentscheidungen getroffen und sich damit verkalkuliert hat.

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US-Truppen bei ihrem Abzug aus dem Norden Syriens. - AFP

Er hatte seinen Wählern versprochen, die US-Soldaten aus den "endlosen Kriegen" zurückzuholen. Nachdem das in Afghanistan gerade erst krachend gescheitert ist, hoffte er womöglich, ein Jahr vor der nächsten Wahl mit einem Truppenabzug aus Syrien punkten zu können.

Die USA wollten die Türkei auch wieder besser in die Nato einbinden. Doch nun ist es zu einer weiteren Annährung an Russland gekommen. Am Donnerstag forderte der Kreml zudem, dass sich alle US-Truppen aus Syrien zurückziehen. Sie hätten nun kein Recht mehr dort zu sein. Momentan bewachen amerikanische Soldaten in Syrien noch Ölfelder.

Auf Kosten der Kurden

Gewinner von Trumps abenteuerlicher Aussenpolitik sind Erdogan, Syriens Präsident Baschar al-Assad und dessen wichtigster Förderer, Kremlchef Wladimir Putin.

Erdogan dürfte jetzt seine seit Jahren angestrebte "Sicherheitszone" im nordsyrischen Grenzgebiet bekommen. In dem bislang von Kurden kontrollierten Gebiet will er vor allem arabische Flüchtlinge aus der Türkei ansiedeln.

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Mitglieder der syrischen kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). (Archivbild) - dpa

Verlierer sind - neben der YPG - die USA selbst, die einen massiven Vertrauensverlust erlitten haben: Welcher Verbündete wird sich noch auf ihren Beistand verlassen wollen, wenn Trump Alliierte wie die YPG von einem Tag auf den anderen fallen lässt?

Der grösste Verlierer aber ist die Kurdenmiliz. Während das Abkommen zwischen den USA und der Türkei nur einen Rückzug ihrer Kämpfer aus dem nordsyrischen Operationsgebiet der Türkei vorsah, verabredeten Erdogan und Putin einen Abzug der YPG auch entlang der Grenze ausserhalb dieses Areals.

Aus dem Weissen Haus hiess es nur, das sei eine Angelegenheit, die die Türken mit den Russen und den Syrern aushandeln müssten - damit hätten die USA nichts mehr zu tun.

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