Im Bürgerkrieg im Jemen konnten sich die Konfliktparteien auf eine erneute Verlängerung der Waffenruhe bis zum 2. Oktober einigen.
Jemen Luftangriff
Jemeniten inspizieren die Schäden an einem Gebäude nach einem Luftangriff. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Waffenruhe im Jemen wurde um zwei Monate verlängert.
  • Die bereits geltenden Bedingungen sollen bis am 2. Oktober bleiben.
  • Im arabischen Land herrscht seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg.

Die Waffenruhe im Jemen wurde um zwei weitere Monate bis am 2. Oktober verlängert. Die Konfliktparteien konnten sich kurz nach dem Ablauf der bisherigen Feuerpause auf diese Verlängerung einigen.

Wie der UN-Sonderbeauftragte Hans Grundberg mitteilte, sei das Ziel noch weitere Einigungen zu erzielen. Das hätten beide Konfliktparteien versichert.

Hans Grundberg
Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg - AFP

Im Jemen tobt seit mehr als sieben Jahren ein Bürgerkrieg. Dieser hat das arme Land auf der Arabischen Halbinsel in eine humanitäre Katastrophe gestürzt. Mehr als 150'000 Menschen wurden getötet, darunter 14'000 Zivilisten. Saudi-Arabien kämpft dort mit Verbündeten seit 2015 gegen die Huthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens beherrschen.

Riad betrachtet sie als verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran. Die UN und Hilfsorganisationen bemühen sich, rund 23 Millionen Menschen im Land zu versorgen, darunter 11 Millionen Kinder. Etwa 19 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen.

Waffenruhe im Jemen seit Anfang April in Kraft

Die Waffenruhe war Anfang April für zunächst zwei Monate in Kraft getreten und dann im Juni verlängert worden. Zuvor hatte es seit 2016 keine Feuerpause mehr in dem Land gegeben.

Die Zahl der getöteten Zivilisten ging seitdem zurück. Ebenso die sonst regelmässigen Angriffe der Huthis über die Grenze nach Saudi-Arabien mit Raketen und Drohnen. Zivilisten kamen aber weiterhin etwa durch Landminen ums Leben. Das Analyseprojekt ACLED zählte 300 Todesopfer und 1700 Verstösse gegen die Waffenruhe seit deren Beginn.

Moment der Hoffnung

Die Vereinbarung habe der notleidenden Bevölkerung einen Moment der «Ruhepause und Hoffnung» geben. Das teilten 30 Hilfsorganisationen mit, darunter CARE, Oxfam und das International Rescue Committee. Dieser Fortschritt dürfe nicht verspielt werden. Die Konfliktparteien müssten den Menschen «erlauben, ihr Leben wieder herzustellen und aufzubauen».

Im Rahmen der Vereinbarung legten auch mehr Schiffe als sonst am Hafen von Hudaida an. Sie brachten dringend benötigten Treibstoff ins Land. Damit können etwa Krankenhäuser und Unternehmen besser und länger arbeiten.

Auch die Wiederaufnahme von kommerziellen Flügen wurden vorangetrieben. Dadurch konnten mehr als 8000 Menschen aus der Hauptstadt Sanaa nach Kairo und Amman ausfliegen.

EU und USA begrüssen Einigung

Bei den neuen Verhandlungen soll es laut Grundberg weiterhin um diese Punkte gehen. Dazu kommen die seit langem umstrittene Zahlung von Gehältern an zivile Staatsangestellte in von Huthis kontrollierten Gegenden. Diese weigern sich bisher auch, einer erhofften Öffnung wichtiger Strassen um Tais im Südwesten zuzustimmen.

US-Präsident Joe Biden und US-Aussenminister Antony Blinken begrüssten die Verlängerung der Waffenruhe. Biden erklärte, dies sei ein wichtiger Schritt, um Leben zu retten. Auf lange Sicht sei es aber nicht genug. Blinken betonte, die USA setzten sich weiter für ein dauerhaftes, alle Seiten einbeziehendes Friedensabkommen in Jemen ein.

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Jemenitische Gefangene, die von Houthis festgehalten wurden, verlassen nach ihrer Ankunft an einem Flughafen in Aden das Flugzeug. (Archiv) - keystone

Auch die EU begrüsste die Verlängerung der Waffenruhe. Sie rief alle Parteien dazu auf, weiter mit Nachdruck an einer vollständigen Umsetzung zu arbeiten. Es müssten zusätzliche Schritte unternommen werden, um das Potenzial der Waffenruhe auszuschöpfen, sagte ein Sprecher des Aussenbeauftragten Josep Borrell.

Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef begrüsste die Verlängerung des Waffenstillstands. Seit dessen Beginn habe sich die Zahl der Opfer deutlich verringert. Allerdings müsse mehr getan werden, um die Kinder im Jemen zu schützen.

Auch Besuch von Biden in Saudi-Arabien brachte nichts

Alle Bemühungen um eine dauerhafte Lösung des Konflikts scheiterten bisher. Auch der Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien im Juli brachte keine Fortschritte. Die Huthi-Führung hatte Bidens Besuch scharf kritisiert.

Die Rebellen hielten am Montag eine Militärparade ab und zeigten dabei Raketen, Panzerabwehrwaffen und Drohnen. Der Krieg werde sich noch verstärken, sagte Armeekommandeur Mahdi al-Maschat laut dem Rebellen-nahen Fernsehsender Al-Masirah. Es werde ein «Jahr des Sieges».

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