Israel: Armee will 54'000 ultraorthodoxe Männer einberufen
Die Armee von Israel will 54'000 ultraorthodoxe Männer einberufen – ein historischer Schritt, der das Land politisch und gesellschaftlich erschüttert.

In Israel werden in den kommenden Wochen 54'000 ultraorthodoxe Männer erstmals zum Wehrdienst einberufen. Das kündigte die Armee offiziell an, wie die «Tagesschau» berichtet.
Die Einberufung betrifft vor allem junge Männer, die bisher als Talmud-Schüler von der Wehrpflicht befreit waren. Diese Ausnahme existierte jahrzehntelang, verlor jedoch im vergangenen Jahr ihre Gültigkeit nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs.
Die Regierung konnte sich bislang nicht auf ein neues Gesetz einigen. Deshalb greift nun das Militär durch und verschickt die Einberufungsbescheide, wie «Deutschlandfunk» meldet.
Israel: Historischer Bruch mit alter Praxis
Die ultraorthodoxen Männer sollen sich bis Juli 2026 zum Dienst melden. Viele von ihnen lehnen den Militärdienst aus religiösen Gründen ab.

Bereits im vergangenen Jahr waren 24'000 streng religiöse Männer zur Musterung aufgefordert worden. Nur ein kleiner Teil kam der Aufforderung nach, so «domradio.de».
Die Armee kündigte an, künftig schärfer gegen Wehrdienstverweigerer vorzugehen. Ob dies tatsächlich umgesetzt wird, bleibt laut Experten fraglich.
Politische Spannungen und gesellschaftliche Debatte
Der Schritt sorgt für heftige politische Spannungen. Ultraorthodoxe Parteien drohten bereits mit dem Bruch der Regierungskoalition, sollte der Militärdienst verpflichtend werden.
Die ultraorthodoxe Gemeinschaft macht etwa 14 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels aus. Unter ihnen sind rund 66'000 junge Männer im wehrfähigen Alter, berichtet «n-tv».
Die Mehrheit der israelischen Gesellschaft fordert seit langem eine Gleichbehandlung bei der Wehrpflicht. Der Gaza-Krieg und der Personalmangel in der Armee verschärfen die Debatte zusätzlich.