Iran: Umschwung in Richtung Diplomatie scheint möglich
Irans Regierung zeigt Bereitschaft zur Diplomatie trotz militärischer Spannungen mit dem Westen.

Die iranische Regierung signalisiert vor dem Hintergrund anhaltender militärischer Spannungen mit dem Westen Bereitschaft zur Diplomatie. «Diplomatie steht nicht im Gegensatz zum Kampf, Widerstand und Verteidigung», schrieb Mohammed-Dschafar Ghaempanah, Leiter des iranischen Präsidialbüros, in der staatlichen Zeitung «Iran». Ihm zufolge ist dies auch die offizielle Politik von Präsident Massud Peseschkian.
Nach Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran vor fast drei Wochen hatte Irans politische und militärische Führung Verhandlungen mit dem Westen noch eine klare Absage erteilt. Als Grund nannten iranische Regierungsvertreter vor allem mangelndes Vertrauen, nachdem Israel den Iran kurz vor einer neuen Verhandlungsrunde mit den USA angegriffen hatte.
Ghaempanah warnte nun vor einer Spaltung im Inneren. «Diplomatie und militärische Macht sind beides Werkzeuge, um nationale Rechte zu wahren», schrieb er in dem Artikel. «So wie die Streitkräfte mit Hingabe das Land verteidigen, arbeiten auch Diplomaten rund um die Uhr.»
Auch ultrakonservative Hardliner für diplomatische Lösung
Am Samstag hatte Irans Aussenminister Abbas Araghtschi im Atomstreit zurückgerudert und gesagt, die Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sei anders als bisher bekannt nicht vollständig beendet. In der Zusammenarbeit werde es jedoch Änderungen geben. «Die Anfragen der Agentur werden jeweils einzeln im Hinblick auf die Interessen Irans geprüft, bewertet und beantwortet», sagte der Minister.
Auch ein Abgeordneter des von ultrakonservativen Hardlinern dominierten Parlaments sprach sich für Diplomatie aus. «Selbst inmitten des Krieges ist Verhandlung eine lobenswerte Handlung», sagte der schiitische Geistliche Mohammed Bagheri.
Bereits vor dem Krieg waren die Verhandlungen zwischen Washington und Teheran gestockt. Die USA forderten eine vollständige Aufgabe der iranischen Urananreicherung, was für Teheran eine rote Linie ist. Bei neuen Gesprächen dürften die USA ihren Druck erhöhen.