Generalstreik in Tunesien legt öffentliches Leben lahm

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Tunisien,

Der Generalstreik in Tunesien hat fast alles zum Stillstand gebracht. Der öffentliche Sektor will mehr Geld, das Land ist aber verschuldet.

Tunesische Arbeiter protestieren.
Ein Generalstreik in Tunesien hat das öffentliche Leben lahmgelegt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der öffentliche Sektor hat durch den Generalstreik ganz Tunesien lahmgelegt.
  • Das Land hat seit Jahren finanzielle Probleme und Löhne sollen gekürzt werden.

Ein Generalstreik hat das öffentliche Leben in Tunesien heute Donnerstag grösstenteils lahmgelegt. Zehntausende Menschen im ganzen Land gingen auf die Strasse, um gegen die Regierung und die gescheiterten Gehaltsverhandlungen für den öffentlichen Sektor zu demonstrieren. Mehr als 650'000 Angestellte im öffentlichen Dienst legten heute Donnerstag ihre Arbeit nieder. Am internationalen Flughafen in der Hauptstadt Tunis wurden fast alle Flüge gestrichen.

Busse und Strassenbahnen in Tunis fuhren nicht, öffentliche Schulen blieben geschlossen, viele Krankenhäuser arbeiteten nur eingeschränkt. Tunesien sei nicht zu verkaufen, sagte Noureddine Taboubi, Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes UGTT heute Donnerstag. Er kritisierte damit die strengen Sparvorgaben, die der Internationale Währungsfonds (IWF) Tunesien auferlegt hat. Dazu zählen unter anderem Einsparungen bei den öffentlichen Gehältern, die nach Ansicht des IWF gemessen an der Grösse des Landes zu den höchsten weltweit zählten.

Mehr Lohn gleich mehr Schulden?

Der Gewerkschaftsbund fordert angesichts des Verfalls der nationalen Währung, der Streichung von Subventionen und der Preissteigerungen eine Lohnerhöhung für die Angestellten im öffentlichen Dienst. Ministerpräsident Youssef Chahed hatte die Forderungen der Gewerkschaft zurückgewiesen. Die Erhöhungen müssten in Einklang mit der wirtschaftlichen Situation des Landes stehe oder sie führten zu mehr Schulden, sagte er am Mittwochabend. Die Regierung hatte versucht, den Streik noch abzuwenden, aber die Gespräche scheiterten.

Tunesien hat nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Zine el-Abidine Ben Ali im Januar 2011 zwar weitreichende demokratische Reformen eingeleitet. Das nordafrikanische Land leidet allerdings unter grossen wirtschaftlichen Problemen. Besonders die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Um den Jahreswechsel hatte es in einigen Regionen Tunesiens Proteste und Ausschreitungen gegeben, nachdem sich ein Journalist aus Protest gegen die wirtschaftliche Lage des Landes selbst angezündet hatte.

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