«Falscher Botschafter» in Indien festgenommen
In Indien hat die Polizei eine falsche Botschaft geschlossen und einen Mann festgenommen, der sich als Diplomat von nicht existierenden Staaten ausgegeben hat.

Im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat sich ein Mann jahrelang als diplomatischer Vertreter von Staaten ausgegeben, die gar nicht existieren.
Die Polizei hob die «illegale Botschaft» in Ghaziabad jetzt aus und nahm deren 47-jährigen Betreiber unter dem Vorwurf krimineller Machenschaften fest. Der Mann habe sich im Gespräch mit anderen als Vertreter von «Westarctica, Seborga, Poulvia, Ladonien (Ladonia) und weiteren Ländern» vorgestellt, sagte der Leiter der zuständigen Polizei-Sondereinheit, Sushil Ghule, vor Journalisten.
Dem Mann wird unter anderem vorgeworfen, Personen um ihr Geld betrogen zu haben, indem er ihnen unter dem Deckmantel angeblich diplomatischer Verbindungen versprach, Jobs im Ausland vermitteln zu können. Auch habe er die Scheinbotschaft dazu benutzt, illegal Gelder über ein informelles Finanzsystem zu überweisen, sagte Ghule.
Frei erfundene Ländernamen
Die Zeitung «India Today» sprach von einem «diplomatischen Disneyland». Neben sogenannten Mikronationen oder Fantasiestaaten wie Seborga und Ladonien seien Ländernamen wie Poulvia frei erfunden. Seborga heisst eine Gemeinde im Norden Italiens, die sich selbst als Fürstentum sieht. 1996 wurde ein kleines Gebiet in Südschweden von Unterstützern des Künstlers Lars Vilks symbolhaft zu einem unabhängigen Staat Ladonien ausgerufen. Hintergrund war ein Gerichtsstreit um Skulpturen aus Treibholz, die von Vilks in dem Gebiet errichtet wurden.
Autos mit diplomatischen Kennzeichen
Die angebliche Botschaft richtete der Beschuldigte demnach in einem angemieteten Luxus-Wohnhaus ein. Vor dem Haus habe die Polizei vier Limousinen mit gefälschten diplomatischen Kennzeichen gefunden. Im Haus seien gefälschte Pässe, Steuerkarten sowie höhere Bargeldsummen in indischer und ausländischer Währung sichergestellt worden.
Einige Tage vor seiner Festnahme seien in den sozialen Medien Fotos vom «Generalkonsulat Westarcticas in Neu-Delhi» aufgetaucht, berichtete der indische Sender NDTV. Dort habe sich der Mann als «Baron HV Jain» vorgestellt, der das Konsulat in der Hauptstadt seit acht Jahren betreibe.