USA: Internetnutzer entfernen Schwärzungen in Epstein-Akten
In den USA hebeln Internetnutzer mangelhafte Schwärzungen in Epstein-Akten aus und erhöhen damit den Druck auf das Justizministerium und die Politik.

Laut der «Süddeutschen Zeitung» wurden viele Dokumente zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein vom Justizministerium in den USA nur unzureichend geschwärzt veröffentlicht. Nutzer berichten demnach, sie hätten geschwärzte Textstellen teils mit simplen Kopierbefehlen oder Bildbearbeitung wieder sichtbar gemacht.
Nach Angaben der «Süddeutschen Zeitung» geht es um hunderttausende Seiten, die auf Grundlage eines Kongressgesetzes öffentlich gemacht werden sollten. Weil die Schwärzungen technisch nur oberflächlich ausgeführt wurden, liessen sich einzelne Namen, Summen und weitere Details rekonstruieren.
USA: Rolle von Internetnutzern und Medien
Der «Spiegel» verweist auf mehrere englischsprachige Medien, darunter «The Guardian», die von einer Art digitaler Spurensuche durch Internetdetektive sprechen. Diese Nutzer prüften die frei zugänglichen Dateien systematisch und testeten verschiedene Methoden, um die verdeckten Stellen zu entschlüsseln.

Laut dem «Tagesspiegel» kursieren inzwischen in sozialen Netzwerken Anleitungen, wie sich bestimmte Schwärzungen umgehen lassen. Fachleute mahnen jedoch, dass solche Eingriffe in sensible Dokumente die Privatsphäre von Opfern und Zeugen gefährden könnten.
Kritik aus Politik und von Opfervertretern
Politiker beider Parteien im US-Kongress kritisieren nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» und anderer Medien die Art der Schwärzungen als intransparent. Teilweise seien ganze Zeugenaussagen vollständig geschwärzt worden, ohne nachvollziehbare Begründung.
Gegenüber dem «Spiegel» bestätigt Opferanwalt John Scarola: Die Akten seien aus seiner Sicht übermässig und teilweise entgegen den Vorgaben des Kongresses geschwärzt worden. Er betont zugleich, dass es im Interesse der Betroffenen klare Regeln zum Schutz ihrer Identitäten brauche.
Reaktion des Justizministeriums der USA
Nach Angaben der «Süddeutschen Zeitung» erklärte das Justizministerium in den USA: Man habe kürzlich eine Million weitere potenziell relevante Dokumente im Fall Epstein identifiziert. Diese müssten nun geprüft und mit gesetzlich vorgeschriebenen Schwärzungen versehen werden, weshalb sich die komplette Freigabe verschiebe.
Wie die «Tagesschau» berichtet, betont das Ministerium zugleich: Bestimmte spektakuläre Vorwürfe gegen Präsident Donald Trump seien unbegründet und würden nur aus Gründen der Transparenz mitveröffentlicht. Ein stellvertretender Justizminister weist demnach den Verdacht zurück, es gebe politische Weisungen, Trump durch Zurückhalten brisanter Unterlagen zu schützen.
Transparenzdruck und offene Fragen
Der «Spiegel» verweist darauf, dass der US-Kongress eine klare Frist für die vollständige Freigabe der Epstein-Akten gesetzt hat: Diese ist bereits überschritten. Das führt zu wachsendem Druck auf die Regierung und die Justiz: besonders weil neue Funde und technische Pannen den Eindruck mangelnder Kontrolle erwecken.
Gegenüber «ZDFheute» erklärt der Enthüllungsautor Michael Wolff: Der Fall Epstein habe mittlerweile «mythologische» Dimensionen angenommen und bleibe ein dauerhaftes Problem für das Vertrauen in Behörden. Beobachter verweisen darauf: Jede weitere Panne dürfte bei der Aktenveröffentlichung die Debatte über Transparenz und Datenschutz in den USA weiter anheizen.












