Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat empfohlen, die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna dem Vakzin von Johnson & Johnson vorzuziehen.
Impfstoff von Johnson & Johnson
Impfstoff von Johnson & Johnson - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beratergremium reagiert auf Risiko von Blutgerinnseln bei Corona-Vakzin.

Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech sei der Impfstoff von Johnson & Johnson weniger wirksam und berge höhere Gesundheitsrisiken, erklärte die CDC-Expertin Sara Oliver am Donnerstagabend (Ortszeit). Zuvor hatte ein unabhängiger Expertenausschuss empfohlen, wegen der Gefahr seltener Blutgerinnsel den «J&J»-Impfstoff zu vermeiden.

Nur wenn kein anderer Impfstoff verfügbar sei, biete der Impfstoff von J&J immer noch mehr Vorteile als Risiken, sagte Oliver. Bei der Sitzung des Expertengremiums hatte die Medizinprofessorin Beth Bell gesagt: «Ich würde den Janssen-Impfstoff nicht meiner Familie empfehlen». Janssen ist ein Tochterunternehmen von Johnson & Johnson. Allerdings könnten andere Menschen «andere Entscheidungen» treffen. Deswegen sollte der Impfstoff weiterhin angeboten werden.

Grund der Bedenken sind sehr selten vorkommende Blutgerinnsel in Verbindung mit einer verringerten Zahl an Blutplättchen nach einer Impfung mit dem J&J-Vakzin. Laut CDC-Zahlen kam es bei mehr als 14 Millionen Impfungen mit Johnson & Johnson bis zum 9. Dezember zu neun Todesfällen. Bis Ende August wurden demnach 54 solcher Thrombose-Fälle registriert, 36 Patienten mussten auf die Intesivstation Krankenhaus.

Am höchsten ist das Risiko bei Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren. Unter den neun Toten waren aber auch zwei Männer.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson bietet grundsätzlich auch einen geringeren Schutz als die Vakzine von Biontech und Moderna, die auf der mRNA-Technologie basieren. In der Impfkampagne in den USA spielt J&J deswegen eine untergeordnete Rolle: Auf insgesamt 284 Millionen verimpfte Dosen von Biontech und 186 Millionen Dosen Moderna kommen lediglich 17 Millionen Dosen J&J.

Ähnlich ist das Bild in Deutschland: Wurden von dem Impfstoff von Biontech mehr als 109 Millionen Dosen geliefert, sind es von J&J lediglich rund fünf Millionen.

Gesundheitsbehörden hatten anfangs grosse Hoffnungen in den Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson gesetzt: Nicht nur galt zunächst - anders als bei Biontech und Moderna - eine Impfdosis als ausreichend. Der Impfstoff muss auch nicht bei so niedrigen Temperaturen gelagert werden wie die mRNA-Vakzine. Das bedeutet eine logistische Hürde weniger.

Im April wurde dann aber nach vereinzelten Fällen von Blutgerinnseln der Einsatz des J&J-Vakzins in den USA vorübergehend ausgesetzt. Die Gesundheitsbehörden urteilten schliesslich nach einer Prüfung, der Nutzen des Impfstoffs überwiege die Risiken. In den Wochen zuvor hatten bereits Thrombosefälle beim Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens Astrazeneca in Europa für Schlagzeilen gesorgt. Grundsätzlich sind solche Fälle sehr selten.

Johnson & Johnson betonte am Donnerstag, sein Corona-Impfstoff sei ein «lebensrettendes Instrument für Menschen in Hochrisiko-Gruppen». Die Experten des CDC-Beratergremiums waren sich zudem einig, dass keine Empfehlung gegen den J&J-Impfstoff ausgesprochen werden sollte, weil dies ein negatives Signal an Länder senden würde, in denen das Vakzin die einzige Option sein könnte.

Die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer sind zudem auch nicht völlig ohne Risiken: Am Freitag wurde in der medizinischen Fachzeitschrift «British Medical Journal» eine breit angelegte Studie veröffentlicht, derzufolge das Moderna-Vakzin ein geringes Risiko für meist nicht schwerwiegende Herzprobleme berge. Der Studie zufolge ist das Risiko einer Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung besonders bei Menschen im Alter von 12 bis 39 Jahren erhöht. Der Krankheitsverlauf war demnach jedoch meist glimpflich.

Auch bei Biontech wurde ein geringes Risiko bei Frauen bestätigt. Die Studie basierte auf Bevölkerungsdaten aus ganz Dänemark. Die Forscher betonten, dass die Studie den allgemeinen Nutzen einer Corona-Impfung klar belegt habe.

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