Eine Woche nach dem Beginn der Proteste in Kolumbien haben sich am Mittwoch erneut tausende Demonstranten in mehreren Städten des Landes versammelt.
Ausschreitungen bei Protesten in Bogota
Ausschreitungen bei Protesten in Bogota - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Polizei hindert Demonstranten an Eindringen in Kongressgebäude.

Unter anderem in der Hauptstadt Bogotá sowie in Medellin und Cali gab es Demonstrationen gegen die Gesundheits-, Sicherheits- und Bildungspolitik der Regierung und das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitsbehörden. In Bogotá forderten Demonstranten den Rücktritt von Präsident Ivan Duque.

Tausende Menschen versammelten sich im Zentrum der Hauptstadt nahe des Präsidentenpalastes, die meisten von ihnen mit Masken gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Die Polizei hinderte eine Gruppe von Demonstranten daran, ins Kongressgebäude vorzudringen. Die Demonstrationen blieben vielerorts friedlich, in mehreren Städten kam es jedoch zu Zusammenstössen.

In der Nacht auf Mittwoch waren in Bogotá zahlreiche Polizeiwachen verwüstet worden. Das Büro der Bürgermeisterin teilte mit, es habe 46 Verletzte gegeben, darunter 16 Polizisten.

In der zweitgrössten Stadt Medellin im Nordosten des Landes hatten sich bis zum Vormittag rund 8000 Menschen versammelt und skandierten Parolen gegen Duques mächtigen Mentor, den Ex-Präsidenten Alvaro Uribe. In Cali im Südwesten Kolumbiens waren am Mittwoch weiterhin zahlreiche Strassen blockiert, was zu Treibstoffmangel führte. Mehrere tausend Angehörige indigener Gruppen schlossen sich dem Protest an.

Die Proteste waren vor eine Woche von Plänen der Regierung für eine Steuerreform ausgelöst worden, die besonders die Mittelschicht hart getroffen hätte. Nach tagelangen Demonstrationen hatte die Regierung die Steuerreform am Sonntag zurückgezogen. Die Proteste gingen aber weiter und richten sich inzwischen allgemein gegen Duques Regierung.

Die Sicherheitskräfte gehen teils mit grosser Härte gegen die Demonstranten vor. Neben der Polizei sind auch Soldaten im Einsatz. Offiziellen Angaben zufolge wurden bisher mindestens 24 Menschen getötet, darunter ein Polizist. Die Nichtregierungsorganisation Temblores gab die Zahl der Toten mit 37 an. Hunderte Menschen wurden verletzt, 89 als vermisst gemeldet.

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