Die Krypto-Währung Bitcoin befindet sich im Sinklug. Elon Musk kritisiert auf Twitter den Energieverbrauch und zieht sich mit Tesla zurück.
Elon Musk
Elon Musk, Geschäftsführer von Tesla, twittert nicht mehr. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bitcoin steht wegen des hohen Energieverbrauchs in der Kritik.
  • Auch die zweitgrösste Digitalwährung Ether geriet durch Musks Aussagen unter Druck.
  • Der ökologische Fussabdruck von Bitcoin ist mit dem von Singapur zu vergleichen.

Der US-Elektroautobauer Tesla hat Zahlungen mit der Kryptowährung Bitcoin wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs gestoppt. Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapiden ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von Bitcoins getroffen. Vor allem, dass viel Kohleenergie dafür genutzt werde, sei bedenklich, erklärte Musk.

Musks Tweet liess den Bitcoin-Preis schlagartig um Tausende Dollar abstürzen. Der Kurs sank zeitweise auf 45'700 US-Dollar, nachdem er in der Nacht noch bei 54'817 Dollar notiert hatte. Später legte der Tesla-Chef mit weiterer Kritik nach und bezeichnete den Bitcoin-Energieverbrauch bei Twitter als «wahnsinnig». Der Kurs erholte sich dennoch etwas auf zuletzt über 50 000 Dollar.

Nicht nur Bitcoin, auch die zweitgrösste Digitalwährung Ether geriet durch Musks Aussagen vorübergehend heftig unter Druck. Ether hatte im Schatten von Bitcoin in den vergangenen Wochen stark an Bedeutung gewonnen und vor Musks Tweet Rekordhochs erreicht. Auch andere Cyberwährungen wie Dogecoin, Binance Coin und Ripple fielen zeitweise stark. Der Dogecoin-Kurs stieg am Freitag jedoch um über 30 Prozent, nachdem die US-Krypto-Börse Coinbase ankündigte, bald in den Handel einzusteigen.

Musk machte auch klar, dass er grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche bleibt: «Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft. Dies kann nicht zu grossen Lasten der Umwelt gehen», hiess es in seinem Statement. Tesla hatte erst im März begonnen, Bitcoins zum Kauf von Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte der Konzern eine Investition in Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar bekanntgegeben.

Energieverbrauch ähnlich der Niederlanden

Bitcoin steht wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining erfordert, schon lange bei Umweltschützern in der Kritik. Tesla will laut Musk auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, solange die Energiebilanz sich nicht deutlich verbessert hat. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen Bitcoins im Wert von 300 Millionen Dollar verkauft und dabei rund 100 Millionen verdient.

Die Diskussion um die Umweltbilanz und die Effizienz von Bitcoin ist keineswegs neu. Es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Viele Kritiker stören sich daran schon lange. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, verbraucht Bitcoin etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande.

Bitcoin- und Krypto-Anhänger argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle. Daran scheint sich nun auch Tesla-Chef Musk stärker zu stören.

Joe Bidens Politik ist ausschlagebend

Einige Beobachter erwarten, dass auch andere Unternehmen dem Vorbild von Tesla folgen könnten. So sei unter US-Präsident Joe Biden die Umweltdebatte stärker in den Blick geraten. «Das proaktive Handeln Teslas könnte auch auf politischem Druck gewachsen sein», kommentiert Analyst Timo Emden von Emden Research. «Der Ausstieg des Unternehmens ist eine grosse Niederlage für den Bitcoin als Bezahlmittel-Funktion.»

In der Krypto-Szene sorgte die Kehrtwende des Tesla-Chefs wie zu erwarten für viel Unverständnis. «Warum gerade jetzt? Wusste Musk ernsthaft nichts über die Umweltaspekte, bevor er Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar kaufte?», fragte etwa Nigel Green, Chef der Investmentfirma deVere Group.

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