Kann Trump Boeing durch Erpressung aus der Krise helfen?
US-Präsident Trump erzwingt Flugzeug-Käufe für Boeing mit Zolldrohungen. Experten bewerten den Erfolg als Marketingstrategie, jedoch ohne klare Krisenlösung.

US-Präsident Donald Trump hat in den letzten Monaten zahlreichem Druck auf Handelspartner ausgeübt, um riesige Boeing-Flugzeugkäufe durchzusetzen. Dabei verknüpfte er den europa- und asienweiten Handel teils mit Aufträgen über mehrere hundert Boeing-Jets.
So etwa 50 Maschinen für Indonesien gegen Zollsenkungen oder Boeing-Flieger im Wert von 10 Milliarden US-Dollar im Handelspakt mit Grossbritannien. Insgesamt summierten sich die Zusagen auf über 220 Flugzeuge innerhalb von zwei Monaten.

Dazu kamen Dutzende Kaufoptionen, unter anderem bei den staatlichen Airlines Gulf Air in Bahrain und Qatar Airways. Dieses Vorgehen wird von Experten als eine Mischung aus extremer Verhandlungsführung und Erpressung gewertet, wie «n-tv», berichtet.
Boeing hat weiterhin mit Produktionskrise zu kämpfen
Vor dem Hintergrund der seit Jahren belastenden Probleme bei Boeing beeindruckt dieser politische Show-Effekt.
Im selben Zeitraum konnte Boeing auch einen Vergleich mit dem US-Justizministerium erzielen. Dieses hatte daraufhin die Strafverfolgung gegen den Konzern mit einer Zahlung von 1,1 Milliarden Dollar (871 Millionen Franken) beendet.
Allerdings lastet auf Boeing weiterhin die Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie und der Produktionskrise.
Keine Bedrohung für Airbus
Luftfahrtexperten wie Gerald Wissel sehen laut «n-tv» die Trump-Deals aber nicht als existenzielle Bedrohung für Airbus, den grössten Konkurrenten. Wissel erklärt, dass beide Hersteller gut ausgelastet seien und neue Aufträge nicht unbedingt Wettbewerbsschäden verursachten.

Fluggesellschaften sähen es eher als Risiko an, sich nur auf einen Hersteller zu verlassen – was die Marktsituation stabil halte. Ausserdem sei unklar, wie viele der angekündigten Kaufabsichten tatsächlich zu festen Verträgen und Zahlungen führen würden.
Möglicherweise bleibe der Erfolg auf Seiten von Trump und Boeing primär ein Marketing-Erfolg ohne substanzielle wirtschaftliche Wirkung.
Aufträge auf Luftfahrtmesse bleiben aus
Die Handelspolitik Trumps zeigt aber auch Risiken: China etwa lehnte aufgrund des Handelskonflikts neuere US-Flugzeuge ab. Zudem konnte Boeing auf der Luftfahrtmesse in Paris nach dem Absturz eines Boeing-Dreamliners von Air India keine neuen Aufträge gewinnen.
Sicherheitsbedenken und Probleme mit Bauteilen lasteten weiterhin auf dem Ruf des Herstellers. So berichetet es die «Deutsche Welle» weiter.
Auch die Neubesetzung der US-Flugsicherheitsbehörde bringt keinen einfachen Ausweg für Boeing. Denn Sicherheitskontrollen dürften laut «n-tv» aus Risikogründen nicht gelockert werden.
Was die Zukunft bereithält
Im Kern bleibt offen, wie viele der mit politischem Druck eingefädelten Boeing-Verkäufe sich in konkreten Umsätzen niederschlagen werden. Einfälle, wie Trump sie inszeniert, erzielen zwar grossen medienwirksamen Effekt.
Ob sie Boeing aber nachhaltig aus der Krise helfen, hängt wesentlich von der tatsächlichen Umsetzung und der Marktlage ab. Diese ist wiederum von Sicherheitsfragen und Produktionsproblemen geprägt ist.