In Quebec wurde den Ärzten vor kurzem eine saftige Lohnerhöhung versprochen, diese aber lehnen dankend ab. Die Ärzte, Assistenzärzte und Medizin-Studenten sind nämlich der Meinung, sie würden sonst schon zu viel verdienen.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im kanadischen Quebec ist eine heftige Diskussion um das öffentliche Gesundheitssystem entbrannt.
  • Über 700 Ärzte fordern nun in einer Petition, dass ihre kürzlich beschlossene Gehaltserhöhung aufgelöst wird.
  • Mit dem Geld sollen stattdessen Krankenschwestern entlastet und die Versorgung von Patienten sichergestellt werden.

Es ist ein Schritt, den die renommierte «New York Post» als «utterly Canadian» – also «völlig kanadisch» – bezeichnet. In der französischsprachigen Provinz Quebec stellen sich hunderte Ärzte gegen eine Lohnerhöhung. Der Grund: Sie würden eh schon zu viel Geld erhalten, die Krankenschwestern sowie die Patienten hingegen kämen zu kurz.

800 Franken geben Schwezer pro Monat für Gesundheit aus.
800 Franken geben Schwezer pro Monat für Gesundheit aus. - Keystone

Der Unmut der Ärzte richtet sich gegen einen Deal, den ein Ärzteverband im Februar mit der Regierung ausmachte. Dieser Deal würde den Lohn der 10'000 Spezialisten im Jahr 2023 um 1,4 Prozent oder von momentan 4,7 Milliarden Dollar auf 5,4 Milliarden Dollar, anheben.

Das Durchschnittsgehalt eines Spezialisten in Quebec (403'537 Dollar pro Jahr) ist laut der «New York Post» jedoch im Vergleich zu einem Ärzte-Lohn, beispielsweise im benachbarten Ontario (367'154 Dollar pro Jahr), bereits relativ hoch.

«Widersetzen uns der Lohnerhöhung»

Die geplante Lohnerhöhung löste darum entsprechend viele Proteste aus und kam auch bei einer Gruppe, die Quebecs Ärzte und Advokaten der öffentlichen Gesundheit vertritt, nicht gut an. Médecins Québécois Pour le Régime (MQRP) lancierte so am 25. Februar eine Online-Petition, die bis gestern von mehr als 700 Ärzten, Assistenzärzten und Medizin-Studenten unterzeichnet wurde.

«Wir, die Quebec-Ärzte, die in ein starkes öffentliches Gesundheitssystem vertrauen, widersetzen uns den kürzlich von unseren medizinischen Verbänden ausgehandelten Gehaltserhöhungen», heisst es in der Petition auf Französisch.

Der Unmut über den eigenen Lohn geht übrigens auf eine andauernde Diskussion über das Gesundheitssystems von Quebec zurück. «Es ist immer Geld für Ärzte vorhanden, aber wie sieht es mit den Anderen aus, die sich um Patienten kümmern», sagte die Präsidentin von Quebecs Krankenschwester-Gewerkschaft gemäss «Global News» kürzlich zum Thema und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Für Krankenschwestern und Patienten

Die Ärztegruppe weist so in der Petition unter anderem eben auch darauf hin, dass sie nicht guten Gewissens eine Lohnerhöhung akzeptieren könne, während die Arbeitsbedingungen für andere in ihrem Berufszweig schwierig bleiben werden.

Des weiteren nannte die Ärztegruppe die Verschlechterung der Patienten-Betreuung als Grund für den Protest: «Wegen drastischer Kürzungen in den letzten Jahren mussten Patienten mit fehlendem Zugang zu den benötigten Dienstleistungen leben.»

Die Petition endet mit der Forderung, die Lohnerhöhungen zu annullieren und das Geld stattdessen gleichmässig im Gesundheitssystem zu verteilen.

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