Vom Vorwurf des Mordes wurde Amanda Knox inzwischen freigesprochen. Jetzt will sie einen weiteren Freispruch. Der Prozess in Italien hat begonnen.
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Amanda Knox steht wieder in Italien vor Gericht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der «Engel mit Eisaugen» könnte in einem letzten Prozess endgültig freigesprochen werden.
  • Es geht um ein Urteil wegen Verleumdung im Zusammenhang mit dem Mordfall im Jahr 2007.
  • Der Anwalt der Gegenseite will einen Freispruch allerdings nicht akzeptieren.
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Am 2. November 2007 wurde die britische Auslandsstudentin Meredith Kercher tot in ihrem WG-Zimmer im italienischen Perugia gefunden. Schnell fiel der Verdacht auf ihre Mitbewohnerin Amanda Knox: Die Amerikanerin wurde vier Tage später festgenommen und gestand, am Tatort gewesen zu sein. Auch ihren Chef in der Bar, in der sie arbeitete, belastete sie schwer.

Später zog Knox einen Teil ihrer Aussage jedoch zurück: Sie sei in der Nacht, in der sie ihre Aussage machte, von der Polizei unter Druck gesetzt worden. Ausserdem habe man ihr auf den Hinterkopf geschlagen. In ihrer Not habe sie dann zu halluzinieren begonnen und sich eingebildet, mit Diya Lumumba am Tatort gewesen zu sein.

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Amanda Knox war 2007 die Hauptverdächtige in einem Mordfall.
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Inzwischen wurde die Amerikanerin freigesprochen.
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Nun steht sie erneut vor Gericht, um einen weiteren Freispruch zu erwirken.

Letzterer kam nach zwei Wochen Untersuchungshaft frei, weil er für die Tatnacht ein Alibi hatte. Knox blieb im Gefängnis. Der «Engel mit den Eisaugen» wurde zunächst zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nach vier Jahren im Gefängnis wurde sie 2015 letztlich aber freigesprochen.

Mehr als 15 Jahre nach dem Mord an Kercher hat in Italien ein neuer Prozess um Amanda Knox begonnen.

Knox bei Prozessauftakt nicht im Gerichtssaal

In der mittelitalienischen Stadt Perugia beschäftigt sich seit Mittwoch ein Berufungsgericht mit der Frage: War eine Verurteilung der inzwischen 36-Jährigen wegen Verleumdung rechtens? Knox war nämlich zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Dies, weil sie Lumumba beschuldigte, obwohl sie wusste, dass er nichts mit der Tat zu tun hatte.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab Knox im Januar 2019 recht: Ihre Rechte seien während des Polizeiverhörs verletzt worden. Denn da sie keinen Zugang zu einem Anwalt hatte, sei «die Fairness des gesamten Verfahrens» beeinträchtigt worden.

Inzwischen lebt Knox wieder in den USA, dem Auftakt des neuen Prozesses blieb sie fern.

Anwalt will Freispruch nicht akzeptieren

Mit dem neuen Prozess will Knox nun einen völligen Freispruch durch die italienische Justiz auch von den Verleumdungsvorwürfen erreichen. Die US-Amerikanerin begründete ihre Falschaussage folgendermassen: Sie habe nach dem Fund der Leiche unter Schock gestanden und sei von der Polizei geschlagen worden.

Der Anwalt von Diya Lumumba hat angekündigt, einen Freispruch nicht akzeptieren zu wollen, wie der «Spiegel» berichtet. «Sie hat einen Familienvater ins Gefängnis gebracht», heisst es. Indem sie ihren Chef ins Spiel brachte, habe Knox von sich selber ablenken wollen.

Der Prozess startete am 10. April und wird am 5. Juni fortgesetzt.

Haben Sie den Fall Amanda Knox verfolgt?

Wer die junge Britin damals in Perugia ermordete, ist bis heute nicht geklärt. Wegen Beihilfe zum Mord wurde der damals 20-jährige polizeibekannte Einbrecher Rudy Guede verurteilt, dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden worden waren.

Da Knox' DNA nicht auf der Leiche gefunden werden konnte, ging man davon aus, Guede, Knox und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito hätten zusammengearbeitet. Der Fall Amanda Knox war später Grundlage für mehrere Bücher, Filme und auch für eine Serie.

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