Academy Awards: Parasite eröffnet neue Ära in Hollywood
Die diesjährigen Academy Awards enden mit einer grossen Überraschung: «Parasite» gewinnt in drei Kategorien. Was bedeutet dies für die Oscars?

Das Wichtigste in Kürze
- Parasite gewinnt den diesjährigen Oscar für das «Best picture».
- Mit der Nominierung öffnet sich der Diskurs über Minderheiten wieder.
- Kritiker der Academy Awards fordern mehr Inklusion.
Mit vier Auszeichnungen, darunter auch in der Kategorie «Best picture», sahnte der südkoreanische Film «Parasite» an den diesjährigen Oscars ab. Und eröffnete damit eine erneute Diskussion über die ausländischen Filme bei den Academy Awards.
Denn mit der Nominierung für den «Best picture»Award, sowie dem Sieg in derselbigen Kategorie, ist Parasite ein Pionier. Erst zehn fremdsprachige Filme wurden für den Award nominiert – aber keiner gewann. Vergangene Sieger wie «The Last Emperor» oder auch «Slumdog Millionaire» waren zwar teilweise fremdsprachig, doch waren grösstenteils Produkte der Filmindustrie in Hollywood.
«Die Oscars sind ein lokales Filmfestival»
Die Nominierung und die Preise sind aber nicht nur für den Regisseur Bong Joon-ho ein Erfolg. Auch dem Image des Events dürften diese zuträglich sein.

In den letzten Jahren erhielt die Preisverleihung den Ruf, nur auf englischsprachige Filme ausgelegt zu sein.
«Parasite»-Regisseur Bong Joon-ho machte seinem Unmut über diese Missstände in einem Interview mit dem Magazin «Vulture» im Oktober 2019 Luft: «Die Oscars sind kein internationales, sondern ein sehr lokales Filmfestival». Um Abhilfe zu schaffen müsste die Jury wohl die Kategorie «International Feature Film» gänzlich aus dem Programm streichen und die Verleihung international weiter öffnen.

Trotz den immer lautender werdenden Rufen nach mehr Diversität konnte die Academy dieses Jahr wohl nur knapp einer weiteren Empörung aus dem Weg gehen. Abgesehen von dem Sieg für «Parasite» fielen auch die diesjährigen Nominierungen für Minderheiten eher mau aus.
Internationale Filme führen zu Zufriedenheit
Film-Experten sehen in aktuellen Produktionen einen Trend, Filme auf Preisverleihungen masszuschneidern. So steige zwar die Chance auf einen Award, die Beliebtheit beim Publikum sinke jedoch.
Lediglich fünf «Best picture»-Gewinner schafften es in den letzten 15 Jahren, an den Kinokassen über 100 Millionen Dollar einzuspielen. Enthusiasten der Filmindustrie können nach der grossen Beliebtheit von «Parasite» lediglich spekulieren, was eine Öffnung in Richtung Bollywood und asiatischer Filmindustrie alles bewirken könnte.

Gewinner Bong ermutigte die Zuschauer in seiner Siegesrede dazu, mehr fremdsprachige Filme zu sehen. «Wenn du einmal die winzige Hürde der Untertitel überwunden hast, stehen dir so viele tolle Filme zur Verfügung», erklärte er.
Denn wenn das internationale Publikum ausreichend in der Filmindustrie repräsentiert wird, würde dies automatisch zu mehr Interaktion und Umsatz führen, glaubt er.