American Art Déco: Das Comeback der pinken Paläste
Von Florida bis Kalifornien zeigt sich: American Art Déco ist zurück. Zwischen pastelligen Hotel-Ikonen, goldenem Marmor und einer neuen Sehnsucht nach Glamour.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Art Déco-Stil ist zurück – in Architektur, Mode und Museen.
- St. Petersburg: früher Rentneridylle, ist heute Kunst- und Kulturnabel Floridas.
- Pink ist Programm: Don CeSar & Vinoy setzen seit Jahrzehnten auf pastellfarbenes Art Déco.
Wer beim Wort Art Déco nur an Miami denkt, greift zu kurz. Der Stil, der einst mit goldenen Linien, Palmenornamenten und geometrischem Selbstbewusstsein die 1920er- bis 40er-Jahre prägte, ist zurück. Nicht nur in der Mode und auf Instagram, sondern ganz konkret: als kulturelles Statement in der Hotellerie.
In Florida spielt der Stil sogar eine Hauptrolle. Entlang der Küste, von Miami Beach bis St. Pete, feiern historische Hotels derzeit ihr hundertjähriges Bestehen.
Pretty Pastels von Ost bis West
Was zunächst nach Altbau klingt, entpuppt sich als überraschend modern: Mit jeder restaurierten Fassade und jeder neu inszenierten Lobby aus Marmor und Messing zeigt sich, wie gegenwärtig Art Déco geworden ist.
Das pinkfarbene Don CeSar Hotel in St. Pete Beach ist nur eines von vielen Beispielen. Ikonisch, ja, aber längst nicht allein.

Auch das legendäre Beverly Hills Hotel in Kalifornien feiert sein Centennial, ebenso wie das Vinoy in St. Petersburg Clearwater, das mit mediterraner Fassade und neuem Selbstbewusstsein seinen Platz in der Gegenwart behauptet.
Don CeSar: Charmant und charakterstark
Man kann sagen: Das Don CeSar ist ein Klassiker. Oder: Es ist ein Bauwerk, das sich bewusst gegen Trends stellt. Gross, auffällig und schon pink gewesen, bevor irgendein Modehaus es zur Kampagnenfarbe erklärt hat.
Die Geschichte: eröffnet kurz vor der Weltwirtschaftskrise, in den 1940ern als Lazarett genutzt, in den 70ern beinahe abgerissen. Heute: ein Hotel mit Rooftop-Meerblick, echtem Spa-Konzept und Personal, das Understatement beherrscht.
Der Strand ist weit, hell, Sauber. Nur zehn Minuten entfernt liegt St. Petersburg, eine Stadt, die mit Miami wenig gemein hat, ausser vielleicht: Auch hier findet sich Kultur, Kunst und Unterhaltung für jeden Geschmack.
Vinoy: Grandhotel mit Gegenwartsnerv
Wer St. Petersburg kennt, kennt das Vinoy. Direkt an der Tampa Bay, zwischen Palmen und Yachten, erhebt sich das Haus in einem Stil, der selten geworden ist: Mediterrane Grandezza trifft Jazz-Age-Coolness.
Eröffnet 1925, hat das Haus Hurrikans, Kriegsjahre und mehrere Restaurierungen überdauert. Heute gehört es zur Marriott Autograph Collection. Die rosafarbene Fassade blieb, ebenso die Arkadengänge und das Original-Mosaik in der Lobby.

Statt coolen Minimalismus gibt es hier Kronleuchter, Terrakotta-Fliesen und ein Gespür für Details. Die 360 Zimmer sind modernisiert, nicht glattgebügelt. Kein Retro-Kitsch, sondern ein zeitgemässer Blick auf das amerikanische Erbe.
Dazu: Spa, Tennis, Golf, ein Pool wie aus einem Slim-Aarons-Foto. Wer hier eincheckt, sucht kein Design-Objekt, sondern Charakter.
St. Petersburg: Kunst statt Kitsch
St. Petersburg hat sich schon längst neu erfunden und das jenseits verstaubter Rentnerklischees. Alte Lagerhallen wurden zu Galerien, Street-Art ist hier keine Insta-Kulisse, sondern echte Kunst.
Museen wie das Dalí Museum, mit einer der grössten Sammlungen des Künstlers, dazu ein Haus für moderne Kunst, eines für Western Art, und ein lebendiger Arts District zeigen: Diese Stadt meint es ernst mit der Kultur.
Dazu eine Gastronomieszene, die nicht auf L.A. macht, sondern eigene Wege geht. Plant man klug, lassen sich Kunst und Kultur wunderbar mit amerikanischer Lebensfreude kombinieren. (Man kommt also nicht nur mit drei Kilo mehr nach Hause, sondern auch mit jeder Menge kreativer Inspiration).
Das Comeback des Glamours
Die Renaissance des Art Déco ist kein rein floridianisches Phänomen. Weltweit erleben Grandhotels der 1920er-Jahre eine neue Blüte – vom Claridge’s in London bis zum Prince de Galles in Paris, vom Waldorf Astoria in New York bis zum Don CeSar in St. Pete Beach.
Art Déco war nie dezent. Der Stil feierte Geometrie, Symmetrie, Material. Marmor, Samt, lackiertes Holz, Messing – all das sprach eine Sprache: Optimismus durch Gestaltung. In einer Zeit, in der Design oft blosser Zweck ist, wirkt diese bewusste Opulenz wie eine Befreiung.

Auch Mode, Innenarchitektur und Popkultur greifen längst wieder auf den Stil zurück. Angesagte Labels wie Prada, Gucci und Zimmermann zeigen Fransen, Brokat, Goldakzente. In Wohnräumen kehren klassische Proportionen zurück.
Serien wie Babylon Berlin oder The Marvelous Mrs. Maisel feiern den Look, Museen widmen Tamara de Lempicka und dem Jazz Age ganze Ausstellungen.
Was auffällt: Art Déco ist kein Zitat mehr. Sondern wieder ernst gemeint – als ästhetisches Selbstbewusstsein, als kulturelle Haltung.
Hotels als amerikanische Zeitzeugen
Das Revival in Florida ist mehr als ein Trend. Es zeigt, wie Orte durch ihre Geschichte lebendig werden. Wer im Don CeSar oder Vinoy eincheckt, landet nicht im US-Kitsch-Country, sondern spürt den echten Glamour und das amerikanische Lebensgefühl vergangener Zeiten.

Zwischen Marmorböden, Meerblick und Flamingo-Farben entsteht etwas, das modernen Reisen oft fehlt: Authentizität. Diese Hotels mussten sich nicht neu erfinden, um relevant zu sein. Sie mussten nur wiederentdeckt werden.