Rund um Berlin kann man auf dem Rücken von Pferden die Natur erkunden. Drei Stunden im Sattel vergehen wie im Flug. Nur warme Socken braucht's.
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Alle mir nach: Die Rittführerin und ihr Pferd haben beim Wanderreiten das Kommando. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Schönerland, etwa 70 km nördlich von Berlin, kann man vielfältige Reitangebote nutzen.
  • Im regulären Angebot sind Halbtags- und Tagesritte, aber auch Wochentouren sind möglich.
  • Rehe, Greifvögel, viel Grün und weiter Himmel machen den Reiz von Brandenburgs Natur aus.

Meinst du mich? Araber-Berber-Schimmel Tiaret hebt den Kopf und prustet sanft in die Luft, als ich an diesem eiskalten Wintermorgen auf ihn zugehe.

Kurz sieht es so aus, als wolle er kehrtmachen. Ich bleibe stehen, lasse ihm etwas Zeit, er senkt neugierig den Kopf und macht ein paar Schritte auf mich zu.

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Tiaret und die Autorin sind sich gleich vertraut. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Das Eis ist gebrochen. Er lässt sich artig das Halfter anziehen und folgt mir zum Hof.

Tiaret ist ein alter Hase. Er weiss genau, was ihn erwartet. Er hat schon viele fremde Menschen durch das Havelland getragen.

Sie kommen oft aus Berlin, manchmal sogar von weit her angefahren und wollen einen halben oder ganzen Tag auf seinem Rücken verbringen. Das Kennenlernen findet immer auf der Weide statt.

Mit seiner Herde steht Tiaret ganzjährig draussen, Wind und Wetter machen ihm nichts aus. Seine dicke, lange Mähne ist voller Kletten und Verfilzungen. Mein Versuch, sie zu entwirren, scheitert.

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Von der Weide zum Satteln: Bis der Ritt beginnen kann, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Rittführerin Maria teilt bereits Sättel und Trensen aus.

Ich putze schnell über und kratze dem Wallach die Eisklumpen aus den Hufen. Dann stelle ich mich in die Schlange vor der Sattelkammer.

Feldweg und Kiefernwald: Das Stadtleben rückt in weite Ferne

Fertig getrenst und gesattelt döst der Schimmel noch eine Runde, bevor der sportliche Teil beginnt. Dann heisst es aufsitzen.

Sabine Zuckmantel, die den Betrieb vor rund 20 Jahren gegründet hat, bläst feierlich in ihr Jagdhorn – es kann losgehen.

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Auf engen Pfaden geht es auf dem Pferderücken durchs Havelland. - Marie Von Der Tann/dpa-tmn

Die 14 Reiter teilen sich in zwei Gruppen mit je einer Führerin auf und ziehen vom Hof.

Maria kommt mit uns. Sie reitet mit uns die Dorf-Hauptstrasse entlang, vorbei an niedlichen, kleinen Einfamilienhäusern und Betonwohnblöcken aus DDR-Zeiten. Es ist authentisch in Schönermark.

Das Dorf rückt immer weiter in den Hintergrund und wird schliesslich von einem Feldweg abgelöst. Er führt uns zum Kiefernwald.

Im gemütlichen Schritt bleibt Zeit für eine Unterhaltung. Vier Freundinnen erzählen, dass sie extra aus Sachsen-Anhalt gekommen sind, um hier gemeinsam einen Wanderritt zu machen.

Zwar reiten sie regelmässig und besitzen auch Pferde. Aber ein gemeinsamer Ausritt ist mit ihren Pferden bisher nicht möglich gewesen.

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Schritt, Trab und Galopp: Auf den sandigen Untergründen im Havelland wechseln die Reiterinnen immer wieder das Tempo. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Wir wechseln zwischen Schritt und Trab, treffen Spaziergänger, beobachten in der Ferne Rehe und einen Greifvogel, der über uns kreist. Immer wieder biegen wir auf enge Pfade ab.

Dann ist Zeit für einen Galopp. Endlich. Das Führpferd springt im Dreitakt an, die anderen Pferde folgen artig. Der Himmel, die Bewegung, die vorbeiziehende Luft – herrlich.

Nach gut drei Stunden im Sattel sind die Füsse eingefroren

Es ist bereits später Nachmittag, als wir den Hof wieder erreichen. Etwa drei Stunden waren wir unterwegs.

Die Füsse sind eingefroren und der Hintern schmerzt vom Sattel, das merke ich erst, als ich absteige, um den Schimmel zu versorgen.

Absatteln, Hufe auskratzen und ein bisschen Fell ausbürsten – dann dürfen die Pferde wieder auf ihre Weide.

Pferd Hufpflege
Hufpflege: Die Hufen der Pferde müssen von Schmutz und Eis befreit werden. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Alle werden gemeinsam durchs Tor geführt und auf Kommando freigelassen. Die meisten von ihnen galoppieren voller Energie von dannen.

Im Gegensatz zu den meisten Reitern sind sie echte Langstreckenexperten. So ein halber Tag Spaziergang – für die trainierten Wanderreitpferde höchstens eine Aufwärmübung. Unter Umständen sind sie auch mal den ganzen Tag unterwegs.

Im kleinen Wohnhaus auf dem Hof versammelt Hausherrin Sabine die Reitgruppe anschliessend bei Kerzenschein zu Glühwein, Kaffee und Keksen an einem grossen Tisch.

Einige planen schon den nächsten Ritt. Viele der Gäste kommen immer wieder.

Das jährliche Highlight ist der vierwöchige Ritt durch Polen. Sabines Pferde reisen hierfür extra mit einer Pferdespedition von Schönermark nach Nordpolen.

Pferdeaugen wollen schliesslich auch mal was anderes sehen.

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