Paare, welche die Situation um das Coronavirus gemeinsam durchgestanden haben, müssen sich gemeinsam an die Lockerungen antasten. Experten geben wichtige Tipps.
Beziehung Coronavirus
Wie schafft man es als Paar, wieder zurück ins normale Leben zu finden? - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Massnahmen haben unser aller Leben durcheinandergewirbelt.
  • Auch Paare mussten ihren Alltag zu zweit völlig umstellen.
  • Wie man es von der vertrauten Zweisamkeit wieder ins Leben schafft, erklären Experten.

Das Coronavirus mit all seinen Facetten hat das soziale und private Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Kaum Kontakt zur Aussenwelt, Urlaub und Hobbys fielen ins Wasser und das Nachtleben war überhaupt kein Thema mehr: für viele eine grosse Umstellung.

Auch Menschen in Beziehungen mussten ihren Alltag anpassen. Plötzlich war der Partner oder die Partnerin ständig um einen herum, aus dem Weg gehen konnte man sich kaum. Wie werden sich wohl die Lockerungen auf die traute Zweisamkeit auswirken?

Coronavirus legte die Nerven blank

Dass die neue Situation für Paare auch überfordernd sein kann, ist auch der Berner Paartherapeutin Leonie Kalbermatten klar. Aber: «Die Paare brauchen weniger Hilfe, weil sie mit den Lockerungen nicht zurechtkommen. Sondern eher, weil das letzte Jahr uns alle stark gefordert hat.»

Ein streitendes Paar
Damit das Kind nicht zu stark unter der Trennung leidet, ist der Umgang mit dem Kind und dem Ex-Partner entscheidend. (Symbolbild) - Depositphotos

Die Nerven lagen blank, man fühlt sich erschöpft: Die Corona-Müdigkeit hat wohl beinahe jeden schon einmal eingeholt. «So kommt es häufiger zu Nörgeleien und Streitereien in der Partnerschaft», erlebte sie die Situation.

Lockdown gab Zeit zum Kennenlernen

Die «Paarantäne» hat aber nicht nur Negatives mit sich gebracht. Paare, die kurz vor oder sogar während des Lockdowns ihr Liebesglück gefunden haben, konnten sich vertieft kennenlernen. Auch die erste «Challenge», der Lockdown, wurde gemeinsam überwunden.

«Diese Paare haben sich einen vertrauten Boden erarbeitet, auf dem sie nun weiter aufbauen können», so Bettina Disler, Zürcher Paar- und Sexualberaterin. «Und das ganz, ohne einander überdrüssig zu werden

Pärchen
Ein Pärchen küsst sich. Der Lockdown aufgrund des Coronavirus hat viele Paare zusammengeschweisst. - dpa

Kalbermatten kann dem nur zustimmen: «Die intensive Zeit zu zweit bot sicherlich die Gelegenheit, sich gut kennenzulernen ohne grosse Ablenkungen von aussen.» Aber warnt auch: Damit auch neue Abenteuer gut klappen, ist «sicherlich ein achtsames Vorgehen und genügend Absprache wichtig».

Lockerungen sind willkommene Challenge

Ob zusammen oder getrennt, neue Erlebnisse würden die Partnerschaft nach dem Coronavirus wieder bereichern, so Disler. «Man erlebt etwas für sich, kann dem Partner oder der Partnerin darüber berichten. Dies belebt schlussendlich auch wieder die Partnerschaft», pflichtet Kalbermatten bei.

Waren Sie während des Corona-Lockdowns in einer Beziehung?

Wichtig für einen gelungenen Sprung ins «normale» Leben sei laut den Expertinnen, dass man einander zuhöre und aufeinander eingehe. Denn Kompromisse seien «keine Lösung», erklärt Disler.

Auch Eric Hegmann, Paartherapeut und Single-Coach aus Hamburg, ergänzt: «Die Wünsche und Bedürfnisse der Partner sind ja zunächst gleichberechtigt.»

Neuer Schwung ist wichtig

Aber die Lockerungen bieten auch noch viel mehr Möglichkeiten. Schwarzmalen sollte man die offen stehenden Türen auf jeden Fall nicht, findet Hegmann.

Eric Hegmann
Eric Hegmann ist Paartherapeut und Single-Coach und wohnt in Hamburg. - zVg / Robert Hilton

Er schätzt die Gefühle nach dem Coronavirus so ein: «Die Erleichterung über die neuen Freiheiten weckt Neugierde und den Wunsch, Erfahrungen nachzuholen, die nicht möglich vorher waren.»

Das Erfolgsrezept für eine gute Beziehung sei jedoch eine Mischung aus «neuen und unbewährten» Aktivitäten zu zweit. So könne man einerseits neuen Schwung hereinbringen, aber auch bewährte Rituale weiter pflegen.

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