Flusskreuzfahrten: Innovationen für grünere Fahrten
Da Flusskreuzfahrten ökologische Auswirkungen haben können, investieren Reedereien zunehmend in nachhaltige Technologien. Erfahren Sie mehr.

Das Wichtigste in Kürze
- Reedereien setzen immer häufiger umweltfreundlichere Treibstoffe ein.
- Die Versorgung mit Strom wird durch Häfen sichergestellt.
Der Kreuzfahrttourismus erlebt seit Jahren einen enormen Boom. Während Hochseekreuzfahrten in aller Welt zunehmen, konzentriert sich der Markt für Flusskreuzfahrten weitgehend auf Europa.
Laut Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) waren im Jahr 2024 insgesamt 408 Schiffe mit 60'702 Betten unterwegs. Donau und Rhein liegen dabei mit Abstand an der Spitze der meistfrequentierten Flüsse.
Umweltbelastungen durch Kreuzfahrtschiffe
Vor allem Hochseekreuzfahrten stossen in besonders beliebten Häfen wie Venedig, Barcelona und Dubrovnik zunehmend auf Gegenwehr. Der Grund: Die Schiffe belasten die Region mit klimaschädlichen Emissionen und Müll, während die Passagiere kaum Wert für die Städte selbst generieren.

Flusskreuzfahrten sind davon weniger betroffen. Einerseits sind die Schiffe wesentlich kleiner und sorgen damit nicht für Belastungen durch Überfüllung. Zum anderen erzeugen sie weniger Emissionen.
Laut einer Berechnung der Umweltorganisation Friends of the Earth liegen die Emissionen pro Passagier und Tag etwa 20 bis 58 Prozent unter denen von Hochseekreuzfahrten. Die genauen Zahlen schwanken jedoch je nach Grösse des Schiffs enorm.
Grüne Brennstoffe: Strom und Wasserstoff statt Diesel
Die wichtigste Stellschraube zur Reduzierung der Emissionen bei Flusskreuzfahrten ist der Umstieg auf hybride Diesel-Elektro-Motoren. Schiffe schalten in Häfen so weit wie möglich auf emissionsfreien Elektroantrieb um, um die Umgebung nicht mit ausgestossenen Schadstoffen zu belasten. In den Niederlanden werden zudem erste Experimente mit emissionsfreiem Wasserstoff durchgeführt.

Daneben experimentieren die Reedereien mit verschiedenen anderen grünen Brennstoffen. HVO 100 etwa wird als grüner Diesel gerühmt, wobei HVO für «Hydrotreated Vegetable Oil» steht. Er wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt und kann in herkömmlichen Dieselmotoren verwendet werden. Im Vergleich zu herkömmlichem Diesel erzeugt er bis zu 90 Prozent weniger Treibhausemissionen.
Stromversorgung in den Häfen
Bislang ist es bei Flusskreuzfahrten üblich, dass die Schiffe sich selbst mit Strom versorgen. Das bedeutet, dass die Dieselmotoren auch im Hafen permanent laufen, um Strom zu erzeugen. Einige Städte haben sich bereits gegen die Belastung durch Schadstoffausstoss und Lärm gewehrt.

Stattdessen sollen die Schiffe an das lokale Stromnetz angeschlossen werden. Zu diesem Zweck arbeitet die European River Cruise Association in Basel mit dem Graduate Institute of International and Development Studies in Genf zusammen. Fast alle Schiffe (96 Prozent) sind bereits jetzt in der Lage, Landstrom zu beziehen. Es muss nur eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.
Weitere Aktionen für mehr Nachhaltigkeit auf Flusskreuzfahrten
Die Reduzierung der Emissionen ist zwar der wichtigste, aber nicht der einzige Aspekt für eine nachhaltigere Gestaltung von Flusskreuzfahrten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Senkung des Wasserverbrauchs.

So bemühen sich die Reedereien beispielsweise darum, das an Bord genutzte Wasser selbst wieder aufzubereiten. Zur Klärung des Wassers kommt ein innovatives Osmose-Verfahren zum Einsatz. Nur sorgfältig gereinigtes Wasser darf in die Flüsse abgeleitet werden.
Auf den Schiffen wurden zudem viele weitere energiesparende Modernisierungen durchgeführt. Dazu gehört der umfassende Einsatz von LED-Lampen sowie eine intelligente Beleuchtungssteuerung: Flurlampen schalten sich beispielsweise automatisch aus und wieder ein, wenn ein Bewegungsmelder Aktivität registriert.
Weniger Verschwendung auf dem Schiff
Lange Zeit galten Kreuzfahrten als Inbegriff verschwenderischen Konsums. Passagiere konnten sich mehrmals täglich an üppigen Buffets bedienen und zwischendurch naschen, so viel sie wollten. Das Resultat war eine unglaubliche Lebensmittelverschwendung. Auch hier setzt allmählich ein Umdenken ein. Es gibt weniger Buffets und dafür mehr hochwertige Mehr-Gänge-Menüs, die vorab ausgewählt werden.
Zudem wird auf eine nachhaltigere Beschaffung dieser Lebensmittel geachtet und der Fleischkonsum reduziert. Weiter wird auf Einwegartikel wie Plastikbecher, -teller und -verpackungen verzichtet, um die Abfallberge zu reduzieren. Auch die Passagiere können ihren Beitrag leisten, indem sie beispielsweise auf den täglichen Wechsel der Handtücher verzichten.