Esskastanien sind eine schmackhafte Zutat, wenn man weiss, wie man sie zubereitet. Dabei sind die Dörfer im Schweizer Bergell-Tal Europameister.
Mann hält viele Esskastanien in der Hand.
Die Esskastanie gehört zu den Buchengewächsen, ihre Früchte zählen botanisch zu den Nüssen, wie Haselnüsse oder Walnüsse. - Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aus Esskastanien kann man eine Pasta-Sauce machen.
  • Die Rosskastanien unterscheiden sich von den Esskastanien.
  • Der Bergell ist bekannt für seine riesige Auswahl an Kastanienprodukten.

(dpa/tmn) - Das Wichtigste vorab: «Esskastanien und Rosskastanien sehen zwar ähnlich aus, haben botanisch aber überhaupt nichts miteinander zu tun», erklärt Werner Anliker, pensionierter Grundschullehrer.

Er ist seit elf Jahren hauptberuflicher Wanderführer im südschweizerischen Bergell.

Das Bergell ist ein hochgelegenes Tal, dessen grösster Teil zur Gemeinde Bregaglia im Kanton Graubünden gehört.

Im Herbst, wenn die Esskastanien reif werden, dreht sich dort alles um die rotbraunen Nüsse.

Sie werden nicht nur geerntet, sprich aufgesammelt, sondern sogar mit einem eigenen Kastanienfestival gefeiert.

Wie sich Ross- und Esskastanie unterscheiden

Die Esskastanie (castanea sativa), auch Edelkastanie genannt, gehört zu den Buchengewächsen, ihre Früchte zählen botanisch zu den Nüssen, wie Haselnüsse oder Walnüsse.

Die Rosskastanie ist dagegen ein Seifenbaumgewächs und nicht essbar. Dass sich die Früchte beider Arten samt stacheliger Schale ähneln, ist eine Laune der Natur.

Rosskastanien und Esskastanien
Während bei der Esskastanie die Stacheln dicht an dicht sitzen, sind die Abstände der Stacheln bei der Rosskastanie deutlich grösser. - Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Für Sammler ist wichtig, dass nur die Esskastanie auf dem Teller landet. Gut erkennbar sind die Unterschiede an der äusseren Hülle: Während bei der Esskastanie die Stacheln dicht an dicht sitzen, sind die Abstände der Stacheln bei der Rosskastanie deutlich grösser.

Die Früchte letzterer sind eher kugelig. Die Esskastanie ist dagegen zu einer Seite abgeflacht, ihr oberes Ende verläuft spitz zu einer Art Pinselchen zu. Letzteres hat die Rosskastanie nicht.

Vorteil auch Nachteil: Jeder schält selbst

Die rohen Esskastanien kocht man samt Schale eine halbe Stunde in Wasser oder ritzt die Schale auf der glatten Seite kurz quer ein und backt sie etwa 15 Minuten im heissen Ofen.

Danach stellt man einen Teller mit den gebackenen Kastanien bzw. den Topf mit den noch im Wasser schwimmenden gekochten Kastanien in die Mitte des Tischs.

Ein jeder nimmt sich ein paar Früchte auf den Teller, schält eine nach der anderen und isst sie sofort auf. Der Vorteil ist zugleich der Nachteil: Jeder muss seine eigenen Kastanien schälen.

Eingeritzte Esskastanien.
Bevor die Esskastanien in den Backofen kommen, werden sie auf der glatten Seite quer eingeritzt. - Franziska Gabbert/dpa-tmn

Im Bergell wachsen die Kastanien mehrheitlich nicht wild, sondern stehen hauptsächlich in bewirtschafteten Kastanienhainen.

Dort werden die rohen Kastanien auch über Wochen in eigens dafür erbauten Dörrhütten, den Cascinas, geräuchert und danach weiter verarbeitet.

Im Bergell existiert eine riesige Auswahl an Kastanienprodukten und -gerichten.

Angefangen von Kastanienmehl aus getrockneten Kastanien, über Kastanien-Bandnudeln, Kastanienkuchen, Kastanienkeksen, Kastanienbrot bis hin zu Kastaniensuppe, Kastanienbier, Salami mit Kastanien, einer Crème brûlée aus Kastanien und sogar Kastanienlikör.

Kein Kleber: Kastanienmehl muss gemischt werden

Jedes Café und jedes Restaurant hat seine Spezialitäten, daher sind Bergells Gastronomen wahre Kastanien-Experten.

Gute Nachricht für Zöliakie-Patienten: Kastanien enthalten kein Gluten. «Da Kastanien aber keine Klebemittel enthalten, muss Kastanienmehl immer mit anderem Mehl gemischt werden», erklärt Alice Huber, Inhaberin des Cafés Garni Bar Post in Castasegna.

So enthalten Kastanienbrote 20 bis 30 Prozent Kastanienmehl, bei Kuchen sind es bis zu 60 Prozent.

Rezept: Pasta-Sauce aus Kastanien

Haben Sie schon einmal Pasta-Sauce aus Kastanien probiert?

Für das vielfach erprobte Rezept der Autorin werden ein Kilo gesammelte oder gekaufte Esskastanien mit Schale in einen Topf mit so viel Wasser gegeben, dass die Früchte bedeckt sind.

Wenn das Wasser kocht bei mittlerer Temperatur eine halbe Stunde köcheln lassen. Dann fischt man eine Kastanie heraus, schält sie und probiert, ob sie durch ist.

Ist die Konsistenz mehlig und schmeckt die Kastanie süss, können alle Kastanien geschält werden.

Esskastanien im Wasser.
Kreuzförmig eingeritzte Maronen werden in einer Schale mit Wasser eingeweicht. - Andrea Warnecke/dpa-tmn

Das geht am besten, wenn man die Kastanie auf der flachen Seite mit einem spitzen Küchenmesser quer zur Spitze kurz unterhalb des Pinselchens einsticht und die Schale herunter zieht.

Die darunter liegende braune Haut so gut es geht abziehen.

In einem Topf Raps- oder Olivenöl erhitzen und eine klein geschnittene Zwiebel dünsten. Darin die Kastanien schwenken, 200 ml Schlagrahm dazugeben und das Gemisch pürieren.

Je nach Konsistenz-Präferenzen und Kalorienbedarf weiter Rahm oder Milch dazu geben, damit es weniger ein Brei als eine flüssige Sauce gibt.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dazu passen Spaghetti, Bandnudeln oder Penne. Frische gehackte Petersilie darüber streuen – fertig!

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