Von Giersch bis Gundermann wachsen Küchenzutaten direkt vor der Haustür. Expertinnen raten, sich langsam an die Wildkräuterküche heranzutasten.
Velo Sattel Korb Wildkräuter Blüten
Wildkräuter müssen nicht weit transportiert werden und brauchen keine Verpackungen. Auch enthalten sie in der Regel mehr Vitamine und Mineralstoffe als Kulturgemüse. - Sandra Eckhardt/Becker Joest Verlag /dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Unkraut? Wildkräuter bringen Farbe und Abwechslung in die Küche.
  • Besser als bio: Wildkräuter enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Kulturgemüse.
  • Löwenzahn, Giersch und Brennessel sind nur einige Juwelen unter den Unkräutern.
  • Der Kulinarik-Tipp: ausprobieren, langsam an den Geschmack herantasten, geniessen.

Viele Wildkräuter sind in Gärten nicht gerne gesehen. Warum sie dann nicht einfach aufessen? Auf Salaten, in Limonaden, als Kräuterquark oder in Füllungen für Strudel und Quiche bringen sie Farbe und Abwechslung in die Küche – nicht nur im Sommer.

Ob Gänseblümchen oder Löwenzahn: Essbare Pflanzen finden sich meist ohne lange Suche.

Buchcover Wildkräuter Servus
«Meine wilden Kräuterfreunde: Heimische Wiesenkräuter entdecken und kennenlernen: Das Mitmachbuch für die ganze Familie», Anja Fischer, Servus Verlag, 104 Seiten, etwa 16 Franken, ISBN: 978-3710403156. - Servus Verlag/dpa-tmn

«Das Schöne ist, dass die Wildkräuter vor unserer Haustür wachsen. Man muss einfach nur hinschauen», sagt die Salzburger Kräuterpraktikerin Anja Fischer.

Auf ihrem Naturblog «Gänseblümchen & Sonnenschein» schreibt sie darüber, wie sie mit ihren Kindern die Umgebung erkundet.

«Noch besser als bio ist wild»

Bei Touren und mit ihrem Entdeckungsbuch für Familien möchte sie Neugier für Wiesenkräuter wecken. «Ich sage in meinen Kursen immer: Noch besser als bio ist wild.»

Denn Wildkräuter müssen nicht weit transportiert werden und brauchen keine Verpackungen. Auch enthalten sie in der Regel mehr Vitamine und Mineralstoffe als Kulturgemüse, sagt die Kochbuchautorin und Youtuberin Martina Merz.

Wildkräuter Brot Ei gebacken
Das Rezept für Chatschapuri – gefüllte georgische Wildkräuter-​Brote - hat Kochbuch-Autorin Martina Merz von einer Reise aus dem Kaukasus mitgebracht. - Sandra Eckhardt/Becker Joest Verlag /dpa-tmn

Im Vordergrund steht für sie aber das Kulinarische: «Es geht um die Lust daran, den ganzen Tisch voller Zeug zu haben und dann zu gucken: Was mache ich daraus?»

Die Beschäftigung mit Wildkräutern führe dazu, dass man viel Zeit draussen verbringe. «Ich bin dann ganz still und konzentriert. Das ist wie Meditation für mich.»

Löwenzahnknospen mit Knoblauch anbraten

Viele Pflanzen aus der Wildkräuterküche sind alte Bekannte. Vom Löwenzahn etwa lasse sich die ganze Pflanze verwenden, sagt Anja Fischer.

«Die Löwenzahnherzen, den dicken, fleischigen Teil zwischen Wurzel und Stängel kann man als Artischockenersatz nehmen und mit Essig und Öl einlegen. Das ist grossartig.»

Aus Blättern und Stängeln mache sie Salat und nutze die Blüten als Dekoration. Auch die Knospen der Pflanze lassen sich verwenden. Martina Merz empfiehlt, sie mit Olivenöl und Knoblauch anzubraten und Parmesan oder gerösteten Buchweizen darüber zu streuen.

Langsam an ungewohnte Geschmäcker herantasten

Anfangs könne der Geschmack von Wildkräutern ungewohnt sein, sagt sie. «Die Bitterstoffe wurden aus unserem Kulturgemüse herausgezüchtet, deshalb sind wir nicht mehr daran gewöhnt.»

Sie empfiehlt, sich heranzutasten und erst einmal nur wenige Kräuter zu sammeln, um sie über Salat zu streuen oder zu Kartoffeln und Quark zu essen.

«Gut ist auch, sie mit Sachen zu mischen, die den bitteren Geschmack etwas ausgleichen – Fett, Zucker, Ei oder Käse. Feta und Wildkräuter passen zum Beispiel gut zusammen.»

Buchcover Wildkräuter Ars Vivendi Korb
«Wildkräuter vor deiner Haustür: Sammeln, kochen und geniessen - Wildkräutersuche für Anfänger - Kochbuch mit Wildkräutern», Marion Reinhardt, Ars Vivendi, 263 Seiten, etwa 28 Franken, ISBN: 978-3747203453. - Valerie Hammacher/Ars Vivendi/dpa-tmn

Für die Wildkräuterküche eignen sich auch Pflanzen, die in vielen Gärten nicht besonders beliebt sind – so wie Giersch, Vogelmiere oder Brennnessel. «Vogelmiere esse ich eigentlich am liebsten im Salat. Sie hat einen Geschmack wie junge, zarte Maiskölbchen.

Man kann aber auch eine Suppe oder ein tolles Pesto daraus machen. Oder eine Handvoll davon in Smoothies mischen», sagt Buchautorin und Kräuterexpertin Marion Reinhardt, die in Bayern auch Wildkräuterwanderungen und Workshops anbietet.

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