Bitterer Geschmack klingt zunächst wenig einladend. Doch mittlerweile wird die bereits in der Antike bekannte Heilkraft der Bitterstoffe neu entdeckt.
Pflanzen
Heilkräuter. - Depositphotos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bitterstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe.
  • Sie fördern die Verdauung und helfen beim Abnehmen.
  • Sie stecken in verschiedenen Sorten Blattgemüse.

Rezepte, die auf die heilsame Wirkung der Bitterstoffe setzen, sind schon aus der Antike bekannt. Der Schweizer Arzt Paracelsus rührte schon im 16. Jahrhundert eine Rezeptur mit Bitterwurzeln wie Angelika, Wermut und Zitwer (weisser Kurkuma) zusammen, die bis heute kaum verändert in Form von Schwedenbitter verkauft wird. Nachdem bittere Pflanzen lange Zeit eher unbeliebt waren, werden sie im Zuge des neuen Interesses an Naturheilkunde gerade wieder entdeckt.

Der Körper mag keinen bitteren Geschmack

In früheren Zeiten waren die Menschen auf alles angewiesen, was die Natur hergab. Doch je wählerischer wir wurden, umso mehr gerieten saure und bittere Lebensmittel ins Hintertreffen. Dies hat sogar einen guten Grund: Viele giftige Pflanzen schmecken bitter. Der Körper reagiert darum instinktiv ablehnend auf diese Geschmacksrichtung. Dabei tun Bitterstoffe in ungiftigen Pflanzen gut. Ihre Wirkung ist nicht nur in der westlichen Heilkunde, sondern auch in der indischen Avuryeda-Lehre und der traditionellen chinesischen Medizin bekannt.

Bei Bitterstoffen handelt es sich um chemische Verbindungen, mit deren Hilfe sich die Pflanze selbst ungeniessbar macht und so vor dem Verzehr schützt. Manche Pflanzen kommen in verschiedenen Formen vor, zum Beispiel der Mandelbaum: Prunus dulcis var. dulcis ist die beliebte Süssmandel, die in unzähligen Gerichten und Knabbereien vorkommt. Prunus dulcis var. amara ist die Bittermandel, die Amygdalin enthält, das bei der Verdauung in hochgiftige Blausäure aufgespalten wird.

Bitterstoffe regen die Verdauung an

Bittere ungiftige Pflanzen bringen den gesamten Verdauungstrakt in Schwung. Der Magen produziert mehr Magensäfte, die Gallenblase mehr Gallenflüssigkeit und die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin. Auch die Leber reagiert mit steigender Entgiftungsaktivität. Dieser Gedanke steckt auch hinter dem berühmtem Magenbitter, der oft nach einer viel zu üppigen Mahlzeit genossen wird. Allerdings muss es nicht immer Alkohol sein.

Artischocken
Artischocken sind gut für die Verdauung. - Pexels

Zahlreiche Gemüsesorten und Salatarten stecken voller Bitterstoffe. Es Lohnt sich also, diese häufiger in den eigenen Speiseplan einzubauen, um die Verdauung in Schwung zu bringen. Zu den beliebtesten Sorten gehören Brokkoli, Fenchel, Artischocken und Sellerie. Bei den Salaten sind Chicorée, Rucola und Radicchio empfehlenswert. So kann der eher süssliche Feldsalat für die Mittagspause im Büro durch Chicorée ersetzt werden und abends gibt es gedünsteten Fenchel statt süsslicher Erbsen und Möhren.

Der Körper muss sich wieder an bitteren Geschmack gewöhnen

Im ersten Moment mag der bittere Geschmack unangenehm sein. Die Lebensmittelindustrie hat in den letzten Jahrzehnten alles daran gesetzt, den Menschen das Essen wortwörtlich zu versüssen. Neben viel zu grossen Mengen Zucker kommen alle möglichen Geschmacksverstärker und Aromen zum Einsatz. Da schmecken Bitterstoffe zunächst ungewohnt. Doch schon bald entfalten sie ihre wohltuende Wirkung im Verdauungstrakt und der Körper freut sich über die Erweiterung der Geschmackspalette.

Bitterstoffe für Fortgeschrittene

Bitteres Gemüse und Blattsalate sind dabei gar nicht so bitter. Noch viel intensiver schmecken Wildpflanzen wie der gelbe Enzian, der überall in den Schweizer Höhenlagen wächst. Er enthält die Bitterstoffe Gentianopicrin und Amarogentin, mit denen er sich vor Fressfeinden schützt. Aus seinen Wurzeln wird der beliebte Enzianschnaps (Eau de vie de gentiane) gebraut, der als Digestif nach Mahlzeiten konsumiert wird. Andere an Bitterstoffe reiche Kräuter sind Löwenzahn, Schafgarbe, Engelwurz und Tausendgüldenkraut, das schon im alten Griechenland bei Magenproblemen empfohlen wurde.

Angelica Wurzel wirkt Blähungen und Völlegefühl entgegen.
Angelica Wurzel. - Depositphotos

Wer mag, der kann in die Natur ziehen und Löwenzahn oder Schafgarbe selbst pflücken. Allerdings sollte nur auf Bergwiesen fernab von Strassen und bewirtschafteten Feldern gepflückt werden. Die Pflanzen sind ansonsten stark mit Schadstoffen und Pestidizen belastet. Löwenzahn lässt sich gut als Salat verspeisen, während getrocknete Schafgarbe als Tee aufgegossen werden kann. Daneben ist das Kraut mit seinen feinen weissen Blüten sehr dekorativ.

Bitterstoffe unterstützen das Abnehmen

Bitterstoffe fördern nicht nur die Verdauung, sondern helfen doppelt beim Abnehmen. Zum einen führt die schnelle Bildung von Magensäften zu einem früh auftretenden Sättigungsgefühl. Statt noch einmal Nachschlag zu holen, fühlen Sie sich satt, ehe Sie die Portion aufgegessen haben und konsumieren automatisch weniger.

Dazu vertreibt bitterer Geschmack den Heisshunger auf Süsses. Packt Sie am Arbeitsplatz auf einmal die Lust auf Schokolade, essen Sie lieber etwas Sellerie oder trinken Sie einen bitteren Tee. Das Schoggistängeli ist dann schnell vergessen und Sie haben etliche Kalorien gespart.

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