Der neue Hype um Honig
Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt mehrere hundert Honigsorten weltweit.
- Manuka-Honig aus Neuseeland gilt als besonders gesund.
- Als günstige lokale Alternative empfiehlt sich Kornblumenhonig.
DEN einen Honig gibt es nicht. Bienen weltweit sammeln Nektar dort, wo sie ihn finden können. Beim helleren Blütenhonig sind dies verschiedene Blütensorten. Der dunklere Waldhonig beruht dagegen auf Honigtau. Dabei sammeln Kleinstlebewesen im Wald den Saft der Bäume und anderer Pflanzen und scheiden einen Teil wieder aus. Dieser wird von den Bienen gesammelt.
Wirklich reine Honigsorten dürfen den Namen nur tragen, wenn der Honig wirklich fast ausschliesslich von einer bestimmten Pflanze stammt. Imker können ihre Bienen dahingehend manipulieren, dass sie die Bienenkörbe zum Beispiel neben Lindenbäume stellen. Im Frühling schwärmen die Tiere dann aus, um den Nektar der Lindenblüten zu sammeln. Weitere mitteleuropäische Spezialitäten sind Akazienhonig, Alpenrosenhonig und Lavendelhonig.
Manuka-Honig aus Neuseeland liegt im Trend
Ein teurer Newcomer unter den Honigsorten ist der neuseeländische Manuka-Honig. Die Bienen sammeln den Nektar der Südseemyrte (Leptospermum scoparium), die in Neuseeland und im Südosten Australiens gedeiht. In der Sprache der Maori wird der mit dem Teebaum verwandte Strauch Manuka genannt. Sie verwenden seine Blätter, Rindenextrakte schon seit Jahrhunderten als traditionelles Heilmittel.
Erst mit den Einwanderern aus Europa kamen Bienen nach Neuseeland, die den Manuka schon bald für sich entdeckten und Honig daraus herstellten. Wie andere Honigsorten wirkt auch Manuka antibakteriell. Er zeichnet sich dabei durch einen besonders hohen Gehalt an antibakteriellem Methylglyoxal (MGO) aus. Besonders wirksam ist er gegen die beiden Bakterienstämme Staphylococcus aureus und Escherichia Coli, die beim Menschen häufig Durchfall und andere Magen/Darm-Beschwerden auslösen.
Dünne Studienlage bei der Wirksamkeit
Manuka-Honig wird als natürliches Heilmittel für diverse Beschwerden und Entzündungen beworben. So soll ein Löffel Manuka-Honig im Tee bei Schnupfen und Husten helfen, Hals- und Zahnschmerzen lindern und Blasenentzündungen bekämpfen. Als Inhaltsstoff von Cremes oder pur lässt er Pickel und Akne verschwinden. Nicht zuletzt soll der hohe Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen das Immunsystem stärken.
Die Wissenschaft sieht die Werbung eher skeptisch, denn die Studienlage ist dünn. Lediglich bei der Heilung von oberflächlichen Brandwunden und Verletzungen konnte Manuka-Honig seine antiseptische Wirkung unter Beweis stellen. 2005 erhielt das bislang einzige medizinische Honigprodukt – Medihoney von Derma Sciences – seine Zulassung zur Behandlung von Wunden.
Vorsicht vor minderwertigen Produkten
Echter Manuka-Honig ist aufgrund des stark begrenzten Vorkommens der Manuka-Sträucher sehr selten. Untersuchungen haben ergeben, dass viele als Manuka-Honig verkaufte Produkte kaum noch Manuka enthalten. Damit fehlt auch der eigentliche Wirkstoff Methylglyoxal. Die Diskrepanz lässt sich in Zahlen ausdrücken: Weltweit werden jährlich etwa 10´000 Tonnen sogenannter Manuka-Honig verkauft. Dabei werden in Neuseeland nur 1700 Tonnen jährlich produziert.
Einziger Hinweis auf Qualität ist die Mitgliedschaft des Anbieters im neuseeländischen Branchenverband UMFHA. Dieser vergibt das Gütesiegel UMF an Imker, deren Honig zumindest eine bestimmte antibakterielle Aktivität aufweist. Derzeit wird in Neuseeland noch um ein separates Gütesiegel gestritten, das echten Manuka-Honig auszeichnen soll.
Kornblumenhonig als lokale Alternative
Angesichts der Tatsache, dass für ein kleines Glas Manuka-Honig Preise von über 100 Franken verlangt werden, suchen viele nach günstigen Alternativen. In Deutschland macht Kornblumenhonig von sich reden. Dieser wird vor allem in den weiten Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns produziert und enthält viel Wasserstoffperoxid. Dieser gleicht in der chemischen Zusammensetzung dem begehrten Methylglyoxal des Manuka-Honigs.
Allerdings beruht der Hype auf einer Studie mit Kühen. Wissenschaftler nutzten den Honig der heimischen Kornblume (Centaurea cynanus) zur Behandlung von hufkranken Kühen auf einem Bio-Bauernhof. Durch die antibakterielle Wirkung heilten die Hufe wesentlich schneller ab als die Hufe einer unbehandelten Kontrollgruppe.
Esskastanien- und Sommertrachthonig mit antibakterieller Wirkung
In einer anderen Studie widmete sich das Labor für angewandte molekulare Physiologie in Münster den beiden Honigsorten Esskastanie und Sommertracht. Bei letzterer handelt es sich um eine Mischung aus im Sommer gesammelten Blüten, unter anderem von Linden und Sonnenblumen. Auch bei diesen beiden Sorten wurde eine starke antibakterielle Wirksamkeit festgestellt, die an Manuka heranreicht.
Letztendlich ist bei allen Honigsorten zu bedenken, dass die Qualität stets schwankt. Sie hängt vom gesammelten Nektar und den verschiedenen Blüten ab, die die Bienen aufsuchen. Allerdings dürfte klar sein, dass es nicht unbedingt der teure Manuka-Honig aus Neuseeland sein muss. Dies gilt umso mehr, da es sich häufig um Mogelpackungen handelt. Besser ist es, die Schweizer Imker vor Ort zu unterstützen.