Skeptiker der Massnahmen gegen das Coronavirus locken immer mehr Rechtsextreme an ihre Demos. Ein Beobachter glaubt: Für die Distanzierung ist es zu spät.
Anti Coronavirus
An den Demonstrationen der Corona-Skeptiker tauchen immer wieder Reichsflaggen und Hakenkreuze auf. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die versuchte Reichstags-Stürmung im Zuge der Anti-Corona-Demo wirft hohe Wellen.
  • Deutsche Corona-Skeptiker distanzieren sich von der rechtsextremen Szene.
  • Die nächste Demo in Konstanz wird wohl auch Rechtsextreme in der Schweiz mobilisieren.
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Die versuchte Reichstag-Stürmung am Rande einer Anti-Corona-Demo in Berlin schlägt europaweit hohe Wellen. Am Samstag protestierten Zehntausende in Berlin gegen die staatlichen Corona-Massnahmen. Eine Gruppe kletterte dabei über die Absperrgitter am Reichstagsgebäude und stürmte die Treppen hoch.

Sie trugen die von den sogenannten Reichsbürgern verwendeten schwarz-weiss-roten Reichsflaggen. Die deutsche Politik ist ausser sich und befürchtet eine Kaperung der Bewegung durch Rechtsextreme.

Doch diese wurde längst gekapert, glaubt der Luzerner Hans Stutz, Beobachter rechtsextremer Bewegungen. Dass die nächste Anti-Corona-Demo anfangs Oktober nun sogar an der Schweizer Grenze stattfindet, dürfte hierzulande Sympathisanten anlocken.

Gemeinsamer Hang zu Verschwörungstheorien

Hinter der eskalierten Demonstration vom Samstag, welche sich gegen die Massnahmen gegen das Coronavirus richtete, steckt der umstrittene Verein «Querdenken». Dessen Initiator distanziert sich im «Rundfunk Berlin-Brandenburg» von den Krawallmachern und Rechtsextremen. Ihre Bewegung der Corona-Skeptiker sei friedlich und demokratisch, mit den Aktionen am Reichstag hätten sie nichts am Hut.

Doch das Dilemma der deutschen Corona-Skeptiker erinnert an die Situation der AfD. Auch dieser werden Sympathien zur rechtsextremen Szene regelmässig um die Ohren geschlagen.

Klimastreik
Der Grüne Luzerner Kantonsrat Hans Stutz beobachtet und dokumentiert rechtsradikale Bewegungen in der Schweiz. - Nau

Stutz erklärt: «Schon bei vorgängigen Demonstrationen liessen Corona-Skeptiker Rechtsextreme zu. Sie sind Teil der Bewegung.» Die nun propagierte Distanzierung «ist nicht glaubwürdig».

Dass sich Rechtsextreme unter die Corona-Skeptiker mischen, ist für Stutz wenig verwunderlich. Ein Element für die Verbindung der beiden Ideologien sei besonders ausschlaggebend. «Sowohl Rechtsextreme als auch Corona-Skeptiker haben einen Hang zu Verschwörungsideologien. Einige auch mit antisemitischen Untertönen.»

Ersichtlich sei dies etwa durch die Verschwörungstheorien rund um den jüdischen US-Multimilliardär George Soros. Der Name des Holocaust-Überlebenden taucht immer wieder an Protesten gegen die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus auf.

Coronavirus George Soros
Multimilliardär George Soros wird in Verschwörungstheorien zum Sündenbock der Pandemie des Coronavirus gemacht. - Keystone

Soros, wie auch Bill Gates, sollen etwa das Virus in Umlauf gebracht haben. Oder sich an der Impfstoff-Entwicklung bereichern. Seine jüdische Herkunft mischt eine grosse Portion Antisemitismus in den Corona-Verschwörungscocktail, ist Stutz überzeugt.

«Überraschend» hohe Mobilisierung von Corona-Skeptikern in der Schweiz

Dass am vergangenen Samstag auch in Zürich weit über tausend Personen für die Anti-Corona-Demo mobilisiert werden konnten, hat Stutz «überrascht». Die vorherigen Demonstrationen hätten überschaubare Gruppen angelockt.

Dass die Bewegung ein derart grosses Ausmass wie in Deutschland erreicht, scheint jedoch unwahrscheinlich. Nirgends in Europa demonstrieren so viele Skeptiker gegen staatliche Regeln wegen des Coronavirus, wie in Deutschland.

Demonstrierende versammeln sich auf dem Helvetiaplatz in Zürich. - Nau.ch

Stutz ist jedoch überzeugt: «Natürlich wird die Demo an der Schweizer Grenze Rechtsextreme in der Schweiz mobilisieren.»

Das liege vor allem aber am Umkreis, «in dem man sich ohne weiteres kurzfristig bewegen kann». Fest steht für Stutz so oder so: Eine Trennung der Corona-Skeptiker und Rechtsextremen ist nicht mehr möglich.

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