Als wären die Impfdosen gegen das Coronavirus nicht sonst schon rar, wurde die letzte Lieferung auch noch halbiert. Das bringt die Kantone in die Bredouille.
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Eine Frau wird in Enennda GL mit dem Impfstoff von Pfizer Biontech gegen das Coronavirus geimpft. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen eines Umbaus in einem Produktionswerk von Pfizer kommt es zu Lieferengpässen.
  • Die Schweiz hat am Montag nur die Hälfte der zugesagten 126'000 Impfdosen erhalten.
  • Die Kantone reagieren mit Verschiebungen und weniger Terminen.

Kämpfte man vor einem Jahr noch um Konzerttickets von Guns N'Roses, erfordern heute Impftermine stundenlanges Anrufen und Registrier-Marathons. Die Impfdosen, mit denen sich die Bevölkerung vor dem Coronavirus schützen will, sind rar. Und dann noch das: Wegen einem Umbau in einem Produktionswerk liefert Pfizer am Montag nur die Hälfte der vereinbarten 126'000 Impfdosen.

Das BAG versucht zu beruhigen: Am Dienstag stellt das Bundesamt am Point de Presse klar, die geplanten Impfungen gegen das Coronavirus seien nicht beeinträchtigt.

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Nora Kronig vom BAG informiert erklärt, dass eine mögliche Nachimpfung im Gespräch sei. - Keystone

Doch bereits am Tag darauf verkündet der Kanton Graubünden, dass es zu Verzögerungen der Impftermine kommt. Statt den 3000 zugesprochenen Impfdosen haben die Bündner lediglich 1000 erhalten.

«Bleiben weitere Lieferungen aus, kommen wir in die Bredouille»

Auch in anderen Kantonen macht sich die Nervosität bemerkbar. So erklärt etwa Basel-Landschaft auf Anfrage, dass man die Termine nächste Woche noch aufrechterhalten könne. Wie viele zugesicherte Impfdosen nicht geliefert wurden, kann der Kanton nicht beziffern.

Doch: «Bleiben weitere Lieferungen aus, kommen wir in die Bredouille», stellt ein Sprecher klar. Dass es noch nicht zu Verzögerungen kam, liege daran, dass man einen kleinen Teil der Dosen als Reserve lagere. Und nicht gleich alle bisher 16'000 gelieferten Dosen zu einem Termin umgewandelt habe.

Auch Basel-Stadt hat weniger Impfstoff erhalten. Den Impfplan im Impfzentrum und der mobilen Impfequipen halte man «grundsätzlich plangemäss» ein. Zweitimpfungen gegen das Coronavirus seien sichergestellt. Aber: Es können derzeit weniger neue Impfzeitfenster für neue Personen angeboten werden.

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Die Schweiz muss beim Impfen vorwärts machen. - Keystone

Eine Frage der Zeit also, bis die knappen Impfdosen den Plan über den Haufen werfen. Deutlicher wird der Kanton Luzern, der als erster vor Weihnachten mit den Impfungen begonnen hatte. Gemäss David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, mussten noch keine vereinbarten Impftermine verschoben oder gestrichen werden.

Doch: «Sollten im Monat Februar weitere Kürzungen zur bisher geplanten Mengenlieferung erfolgen, müssten unter Umständen auch in Luzern Termine verschoben werden.»

Walliser Ärzte dürfen weniger Impfdosen gegen Coronavirus bestellen

Auch im bevölkerungsreichsten Kanton Zürich sind im Januar weniger Impfdosen eingetroffen, als erwartet. Statt 90'000 Dosen sind es 80'000. Die genauen Auswirkungen sei man noch am Analysieren, sagt Lina Lanz, Sprecherin der Gesundheitsdirektion. Versichern kann sie lediglich, dass die verkürzte Lieferung keinen Einfluss auf die Impfaktion in den Heimen habe.

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Der Schweizer Schriftsteller Franz Hohler (77) erhält in Zürich eine Impfung gegen das Coronavirus. Der Kanton will bereits 77 Prozent aller Personen ab 12 Jahren mindestens einmal geimpft haben. - dpa

Der Kanton Wallis hat gar die Anzahl Dosen, die Ärzte bestellen können, limitiert. Dies «um zu verhindern, nicht genügend Dosen auf Lager zu haben», teilt das Gesundheitsdepartement mit. Damit habe man noch genug Reserven, um die zweite Impfung sicherzustellen.

Ruhiger Puls im Aargau, Bern und Glarus

Entspannter klingt es derzeit im Kanton Aargau. Obwohl dieser von den fast 10'000 geplanten Impfdosen gegen das Coronavirus lediglich die Hälfte erhalten hat. Dank «vorausschauender und flexibler Planung» führe dies jedoch zu keiner Verzögerung der bestätigten Impftermine.

Auch der Kanton Bern hat nur die Hälfte der angekündigten Lieferungen erhalten. Verschoben werden musste bisher kein Termin. «Ob Anpassungen im Konzept notwendig werden, wird zurzeit evaluiert», so Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion.

Gänzlich unbeeindruckt zeigt sich der Kanton Glarus. Im Gegenteil: «Glarus erhöht zurzeit den Rhythmus der Impfungen wie vorgesehen», so Roland Wermelinger von der Staatskanzlei. Der versprochene Impfstoff sei vorhanden. Auch gehe man davon aus, dass die zugesprochene Menge von Pfizer/Biontech im März geliefert werde.

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