Arbeitnehmer fahren durch die Folgen des Coronavirus grosse Lohneinbussen ein. Michelle Germann trifft es als alleinerziehende Mutter besonders hart.
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Michelle Germann leidet als alleinerziehende Mutter besonders unter den Folgen der Kurzarbeit. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Durch die Corona-Krise sind viele Betriebe gezwungen, Kurzarbeit anzumelden.
  • Dies birgt für alle Arbeitnehmer bedeutende Lohneinbussen.
  • Michelle Germann erzählt, warum es sie als alleinerziehende Mutter besonders hart trifft.

Das Coronavirus hat unser Land fest im Griff. Bis am Freitagabend wurden 757'000 Gesuche für Kurzarbeit angemeldet. Dies entspricht rund 15 Prozent aller Arbeitnehmenden in der Schweiz.

Eine von ihnen ist Nau.ch-Leserin Michelle Germann (26). Sie ist alleinerziehende Mutter eines 7-jährigen Sohnes.

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Michelle Germann ist alleinerziehende Mutter und leidet besonders unter den Lohneinbussen durch das Coronavirus. - zVg

Germann arbeitet eigentlich in der Gastrobranche. Ihr Pensum beträgt zwischen 40 und 50 Prozent. «Ich kann mir die Schichten selbst einteilen, so dass ich meinen Berufsalltag optimal auf meinen Sohn abstimmen kann.» Wegen dem Coronavirus und dessen Folgen musste auch ihr Arbeitgeber Kurzarbeit beantragen.

«Doch schon schwer genug» – auch ohne Coronavirus

Doch es kam noch schlimmer: Mit dem nationalen Lockdown musste das Restaurant, in welchem Germann arbeitet, nun komplett schliessen. Daher ist die Mutter nun gezwungen, mit 80 Prozent ihres herkömmlichen Einkommens zurecht zu kommen. Es fehlen 20 Prozent, auf welche die alleinerziehende Mutter dringend angewiesen ist.

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Das Coronavirus bedroht auch die Existenz von alleinerziehenden Müttern und Vätern. - Keystone

Da Germann nicht weiss, wie sie die laufenden Rechnungen nun bezahlen soll, machte sie sich auf die Suche nach Hilfe. Doch sowohl beim Amt für Wirtschaft, beim Kanton, der AHV, als auch bei der Gemeinde erhielt sie immer dieselbe Antwort. Anspruch haben nur Eltern, welche wegen Schulausfällen Zuhause bei ihren Kindern bleiben müssen.

Bei der Gemeinde hiess es sogar: «Sie müssen froh sein, dass Ihnen überhaupt 80 Prozent ausbezahlt werden.» Darüber sei sie schwer enttäuscht, «Alleinerziehende haben es doch schon schwer genug».

Sozialhilfe muss einspringen

Dieselben Gedanken wie Michelle Germann dürften sich derzeit viele alleinerziehende Eltern machen. Yvonne Feri vom Schweizerischen Verband für alleinerziehende Mütter und Väter verrät, dass sich der Ansturm derzeit noch in Grenzen hält. «Wir befürchten, dass der Run später kommt – je nachdem, wie lange der Coronavirus Notstand gilt.» Die Hilfestellung in einem solchen Falle wie bei Michelle Germann sei ein schwieriges Thema.

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Die Nationalrätin Yvonne Feri ist Geschäftsführerin beim Schweizerischen Verein für alleinerziehende Mütter und Väter. - Keystone

«Eigentlich muss die Sozialhilfe einspringen, was ich suboptimal finde», so Feri. Bei der Sozialhilfe sei das Problem, dass sie sehr eng bemessen und mit einem grossen administrativen Aufwand verbunden sei. Zudem muss die Sozialhilfe stets zurückgezahlt werden. Das ganze ende in einer Spirale, aus welcher man nur schwer wieder herausfinde, warnt Feri.

Winterhilfe Schweiz erhielt vermehrt Anfragen

Bei der Winterhilfe Schweiz sieht es bezüglich der Anfragen etwas anders aus. Wie Mediensprecherin Esther Güdel auf Anfrage von Nau.ch sagt, gingen seit dem Lockdown eine Vielzahl an Anfragen ein. «Bei der Winterhilfe Tessin waren es über 60 an einem Tag.»

Die Winterhilfe kann in Zeiten der Corona-Krise Überbrückungshilfe leisten. Güdel berichtet, dass alleine in der vergangenen Woche 55 Familien mit insgesamt 23'000 Franken unterstützt werden konnten. Dies sei besonders ein Erfolg, da dieses Programm erst vergangenen Mittwoch bekannt gemacht worden sei.

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Sowohl der Verein für alleinerziehende Mütter und Väter, wie auch die Winterhilfe Schweiz verweisen auf die Sozialhilfe als letzte Instanz. - Keystone

Allerdings verweist auch Esther Güdel auf dieselbe Lösung. «Wenn mit den 80 Prozent des herkömmlichen Einkommens die SKOS-Richtlinien nicht erreicht werden können, ist die Sozialhilfe da.»

Bei der SKOS handelt es sich um die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe. Auf ihrer Internetseite schreibt die SKOS, dass die AHV-Ausgleichskassen mit der Auszahlung der Corona-Entschädigungen beauftragt seien. Man arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung dieser Auszahlungen.

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