Wenn Arbeit nie aufhört: Burn-in statt Burn-out

Angestellte Schweiz
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Olten,

Kolleginnen und Kollegen, die sich nie austauschen, könnten Anlass zur Sorge sein – vielleicht leiden sie unter einem Burn-in, einer Rückzugsform des Burn-outs.

Burn-In
Wer sich nie austauscht, könnte unter einem Burn-in leiden – einer Rückzugsform des Burn-outs. - Angestellte Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Burn-in ist eine Form der Erschöpfung, bei der man sich von anderen abschottet.
  • Boundary Management hingegen unterstützt beim Grenzen setzen.
  • Sich Zeit für sich selbst nehmen, gibt uns Energie und fördert Hilfsbereitschaft.

«Die Hölle, das sind die anderen», schreibt Jean-Paul Sartre in seinem bekannten Stück Geschlossene Gesellschaft in den 1940ern. Auch in unserer hypervernetzten Gesellschaft sind wir ständig gefordert, und das Recht auf Abschalten ist nicht selbstverständlich. Mobile work oder Homeoffice verstärken dieses Phänomen. Der daraus resultierende Druck kann dazu führen, unsere Interaktionen zu reduzieren und zum Beispiel bestimmte Veranstaltungen oder Treffen abzulehnen. Dies ist eine gesunde und natürliche Art, sich zu schützen und Burn-out zu vermeiden.

Tatsächlich tritt diese Krankheit oft von einem Tag auf den anderen auf, nach einer längeren Stressphase, von der wir glauben, dass wir sie bewältigen können. Dieser vorübergehende und willkommene Rückzug kann jedoch schnell problematisch werden, wenn er sich verstärkt und zur Isolation führt.

Burn-in: Definition

Bei einer Erschöpfung, die sich in einer übermässigen Isolation äussert, spricht man von Burn-in, einem Phänomen, das in vielerlei Hinsicht dem Burn-out ähnelt: emotionale Überlastung, Verlust von Sinn und Motivation, Veränderung der Beziehung zu anderen.

Auch wenn Burn-out oft auf intrinsische Belastungen zurückgeführt wird (Perfektionismus, übermässiges Engagement und Unfähigkeit, Grenzen zu setzen), gibt es dennoch zahlreiche externe Ursachen: Dazu gehören ein ungesundes Arbeitsumfeld, widersprüchliche Anweisungen und übermässige Anforderungen seitens der Kollegen und Vorgesetzten.

Burn-in tritt dann auf, wenn jede Interaktion oder jeder Austausch mit anderen als Stressquelle empfunden wird und man es vorzieht, sich vollständig davon zurückzuziehen. Man beginnt, jeden sozialen Kontakt zu vermeiden, bis hin zum Abbruch selbst der Beziehungen, die eine Stütze darstellten. Am Arbeitsplatz kann sich dies in einer Tendenz zum Schweigen, der Weigerung, an sozialen Veranstaltungen teilzunehmen, oder sogar dem Vermeiden von Gemeinschaftsräumen äussern, um Pausen allein zu verbringen.

Ein Teufelskreis

Diese Vermeidungsstrategie ist jedoch auf lange Sicht nicht erfolgreich. Man gerät schnell in einen Teufelskreis: Isolation erhöht den Stress, Stress verstärkt den Rückzug, und der Burn-in verschlimmert sich zunehmend. Kollegen oder Vorgesetzte, die den Rückzug beobachten, können dies als mangelnde Motivation interpretieren und negative Bemerkungen machen, die zu einer weiteren Isolation führen.

Dies kann sich auf die körperliche Gesundheit auswirken: Müdigkeit, Schlafstörungen oder Muskelschmerzen als Reaktion auf Angstzustände. Man befindet sich somit in einem ähnlichen Prozess wie beim Burn-out, den man jedoch still durchlebt und dessen Symptome verinnerlicht werden.

Burn-in vs. Boundary Management

Im Gegensatz zum Burn-in bezeichnet «Boundary Management» die Art und Weise, wie man sich auf ausgewogene Weise vor dem von anderen verursachten Stress schützen kann. Anstelle der Logik «Ich schütze mich, also schotte ich mich von der Welt ab» bedeutet Boundary Management «Ich setze meine Grenzen, um besser mit anderen zusammenleben zu können».

Das Ziel ist es, seine Energie zu bewahren, indem man die verschiedenen Bereiche seines Lebens bewusst steuert: Arbeit, Privatleben und soziale Beziehungen bilden dann ein Gleichgewicht, in dem jeder auf seiner eigenen Ebene zur Quelle der Entfaltung wird. In unserer Gesellschaft, die Unabhängigkeit und Leistung schätzt, glauben wir gerne, dass wir autonom sind und alles allein bewältigen können.

Aber zuzugeben, dass wir andere brauchen, bedeutet, unsere Verletzlichkeit anzuerkennen. Wir entwickeln uns nicht gegen andere, sondern mit ihnen.

Die Bedeutung der Selbstfürsorge

Für eine effektive Strategie des Boundary Managements ist es wichtig, zu akzeptieren, dass wir andere brauchen, aber auch «Nein» sagen zu können, wenn die Anforderungen zu einer Quelle von Stress werden, und dann den Schwerpunkt auf die Selbstfürsorge zu legen.

Die Zeit, die wir allein verbringen, sollte nicht als Flucht genutzt werden, sondern als Gelegenheit, sich Aktivitäten zu widmen, die uns Freude bereiten: einen Abend allein vor dem Fernseher, sportliche oder künstlerische Aktivitäten... Es ist nicht egoistisch, Zeit für sich selbst zu investieren, zumal diese Zeit uns dann die Energie gibt, unsere Beziehungen zu anderen zu pflegen.

Angestellte Schweiz engagiert sich aktiv für die Prävention von Burn-out

Studien und Zahlen zeigen, dass spät behandelte Erschöpfungszustände schwieriger zu heilen sind und die Arbeitsunfähigkeit bis zur Genesung lange dauern kann. Wir sind überzeugt: Es ist besser, auf die ersten Anzeichen zu achten und so früh wie möglich Massnahmen zu ergreifen, als sich zu isolieren.

Unsere Webanwendung «EtwasTun!?» wurde zu diesem Zweck entwickelt: Sie gibt wertvolle Tipps, wie wir Burn-out und Burn-in vorbeugen können. Die Plattform verfügt zudem über einen KI-Avatar namens «Ella», dem Sorgen direkt anvertraut oder Fragen gestellt werden können.

Mehr über «EtwasTun!?»: https://www.etwastun.ch/sign-up-page

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