Bundesliga: Künstliche Fantöne versüssen Geisterspiele für 5 Minuten

Die erste Sky-Konferenz der Bundesliga nach 66 Tagen ist vorbei. Das Fazit? Durchzogen, denn: Künstliche Fan-Gesänge helfen nur kurz. Ein Kommentar.

Die Bundesliga hat den Neustart gewagt – mit erheblichen Sicherheitsmassnahmen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag nahm die Bundesliga den Spielbetrieb nach 66 Tagen wieder auf.
  • Bezahl-Sender Sky bietet sogar künstliche Fan-Gesänge im Hintergrund an.

Fussball beschäftigt mich gefühlt 24 Stunden am Tag. Sei es als stellvertretender Sportchef bei Nau.ch – oder Trainer der Drittliga-Mannschaft in Konolfingen. Fussball ist mein Leben – und mein liebstes Kind seit jungen Jahren ist die Bundesliga.

Die Vorfreude auf die Live-Konferenz am Samstag ist nach 66 Tagen Fussball-Entzug riesig. Endlich rollt wieder der Ball, das Fan-Methadon geht direkt ins Blut.

Bundesliga legt wieder los

Es geht los mit viel Ballgeschiebe. Tore fallen keine. Die Schaltung nach Augsburg lohnt sich. Dort spielt das Wolfsburger Nati-Trio Steffen, Mehmedi und Mbabu gross auf.

In Dortmund hingegen bringt das einseitigste Revierderby aller Zeiten die erhoffte Spannung nicht zurück. Zu gut ist der BVB, zu schwach die Schalker. Endlich gibt’s einen Treffer, natürlich Haaland.

Wer sonst? Erling Haaland trifft in der Bundesliga auch nach der Zwangspause für den BVB. - dpa

Beim Hertha-Sieg gegen Hoffenheim bahnt sich immerhin ein Corona-Skandälchen an. Die Spieler küssen sich und jubeln innig – das wäre doch verboten? Glücklicherweise sind die Verantwortlichen hier nicht päpstlicher als der Papst und verzichten auf Sanktionen. Gut so.

Herthas Jubel war ein Mini-Aufreger beim Neustart der Bundesliga. - dpa

Auch in der zweiten Halbzeit kommt nicht das wohlige Gefühl auf, das sonst zur Bundesliga dazu gehört. Ich höre jedes Kommando, alle Geräusche. Glücklich macht das nicht.

Sky bietet Konserven-Fangesänge an

Ich bleibe dran. Zu Beginn des Topspiels macht mich Sky-Kommentator Martin Gross auf eine Sonderfunktion aufmerksam. Mittels Fernbedienung kann ich eine zweite Tonspur wählen, die soll «Stadion-Atmosphäre» vermitteln. Gesagt, getan!

Mönchengladbach gewinnt zum Auftakt mit 3:1 gegen Eintracht Frankfurt. - dpa

Jetzt höre ich nebst dem Kommentator auch noch Frankfurter Fan-Gesänge! Und zwar einigermassen passend auf das Spielgeschehen abgestimmt. Das gefällt.

Ich schliesse die Augen, fühle ich mich für einen kurzen Moment in die Vor-Coronazeit zurückversetzt. Volle Ränge, tolle Stimmung – Live-Fussball. Fan-Herz, was willst du mehr?

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Nau - Eine Kostprobe aus der Samstagspartie zwischen Frankfurt und Gladbach.

Die Freude ist leider von kurzer Dauer. Denn: Die Konserven-Stimmung bessert mein Live-Erlebnis nur für exakt fünf Minuten auf!

Geisterspiele sind besser, als kein Fussball

Spätestens bei der nächsten Kameraeinstellung sehe ich, dass die Ränge eben doch leer geblieben sind. Fan-Gesänge ab Band ersetzen das Original nicht.

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Mein Fazit: Geisterspiel-Fussball ist besser, als gar kein Fussball. Richtig geil wird’s aber erst wieder, wenn die Stadien voll sind. Ich freue mich! Und hoffe, dass es auch in der Super League bald wieder losgeht.