Gesundheit Aargau: Darum ist sexuelle Aufklärung wichtig
Sexuelle Aufklärung schützt Kinder und Jugendliche auf vielfache Weise. Doch auch Erwachsene benötigen oft noch wertvolle Informationen.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden jährlich rund 45'000 Kinder Opfer sexueller Gewalt.
- Bei älteren Menschen steigt die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen.
Die meisten Menschen denken, dass sexuelle Aufklärung in der Schule im Biologieunterricht stattfindet. Dazu sind die Eltern gefragt, die sich jedoch oft schwertun. Antworten suchen Schülerinnen und Schüler darum häufig im Internet. Dieses liefert jedoch nicht immer sachliche Informationen, sondern schürt eher Panik.
Sexuelle Aufklärung für gesunde Sexualität
In erster Linie soll sexuelle Aufklärung Kindern und Jugendlichen den eigenen Körper und den natürlichen Sexualtrieb näherbringen. Möglichst schon ehe sie erste sexuelle Erfahrungen machen. Sie sollten wissen, wie sie sich sexuell übertragbaren Infektionen und ungewollten Schwangerschaften schützen.
Noch immer werden jedes Jahr zahlreiche junge Mädchen ungewollt schwanger und sind oft gezwungen, das Kind abzutreiben. Laut offizieller Statistik des BfS kamen 2023 auf 1000 Jugendliche im Alter von 15–19 Jahren 3,3 Schwangerschaftsabbrüche.

Im Internet sind schon Kinder häufig mit Pornografie und sexualisierter Gewalt konfrontiert. Auf der anderen Seite ist das Thema Sex in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen noch immer stark tabu-behaftet. Eine sachliche sexuelle Aufklärung trägt dazu bei, dass Jugendliche ein gesundes Verhältnis zur eigenen Sexualität entwickeln.
Gesundheit Aargau: Sexuelle Selbstbestimmung als Schutz vor Missbrauch
Genauso wichtig ist Aufklärung jedoch zur Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung. Jedes Jahr kommt es in der Schweiz laut «Medicus Mundi Schweiz» zu rund 45'000 Fällen von sexuellem Missbrauch bei Kindern. Ihnen wird dabei von der missbrauchenden Person suggeriert, dass die Handlungen in Ordnung seien.

Das natürliche Schamgefühl des Kindes wird dabei übergangen. Rechtzeitige Aufklärung hilft dem Kind zu erkennen, dass diese Handlungen eben nicht in Ordnung sind. Dies macht es ihnen leichter, Grenzen zu setzen. Wird das Nein ignoriert, können sie bei einer Vertrauensperson Hilfe suchen.
Gesundheit Aargau: Sexuelle Aufklärung bei Erwachsenen
In der Schweiz, wie in der gesamten westlichen Welt, steigt die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen bei Erwachsenen. Der Kanton Aargau ist davon nicht ausgeschlossen. Die Zahl der jährlich registrierten Syphilis-Fälle stieg laut Statistik von 43 im Jahr 2014 auf 63 im Jahr 2023. Vor allem jüngere Männer sind stark davon betroffen.

Nicht zuletzt trägt auch die Heilbarkeit von HIV dazu bei: Lange Zeit fürchteten vor allem MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) eine HIV-Infektion. Diese konnte zur tödlichen Krankheit AIDS führen. Sie schützten sich entsprechend sorgfältig mit Kondomen. Doch auch andere sexuell übertragbare Erkrankungen sind immer wieder Thema.
Ältere Menschen infizieren sich häufiger
Wie das deutsche Ärzteblatt berichtete, hat sich in den USA und in Grossbritannien die Zahl der 55- bis 64-Jährigen mit einer sexuell übertragbaren Infektion verdoppelt. Die Diagnosezahlen in dieser Altersgruppe sind deutlich gestiegen.

Neben Syphilis war vor allem Gonorrhö, im Volksmund Tripper genannt, wieder auf dem Aufmarsch.
Experten vermuten eine Mischung aus steigender Sorglosigkeit und fehlender Aufklärung: Als diese Altersgruppe jung war, gab es in den Schulen kaum sinnvolle sexuelle Aufklärung. Und in den Familien wurde das Thema schamvoll verschwiegen. Dies zeigt, dass sexuelle Aufklärung in jedem Alter sinnvoll ist.