China: Über 570'000 Uiguren zu Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen

In der chinesischen Provinz Xinjiang werden einem Bericht zufolge hunderttausende Angehörige ethnischer Minderheiten zur Arbeit auf Baumwollfeldern gezwungen.

Gut 20 Prozent der Baumwolle weltweit kommen aus Xinjiang - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Über eine halbe Million Uiguren wurden in China zur Arbeit gezwungen.
  • 20 Prozent der weltweiten Baumwolle kommt aus betroffener Xinjiang-Provinz.

2018 sollen in drei mehrheitlich von Uiguren bewohnten Regionen in Xinjiang mindestens 570'000 Menschen im Rahmen eines staatlichen Zwangsarbeitsprogramms zum Baumwollernten gezwungen worden sein, hiess es in dem Bericht der US-Denkfabrik Center for Global Policy (CGP) am Montag unter Berufung auf Regierungsdokumente.

Einer von vielen Haftlagern für Uiguren im östlichen chinesischen Provinz Xinjiang. - Keystone

Experten warnen, dass die Zahl der Betroffenen um «mehrere hunderttausend» höher liegen könnte. In Xinjiang werden dem Bericht zufolge mehr als 20 Prozent der weltweit genutzten Baumwolle produziert.

Baumwolle landet bei internationalen Marken-Herstellern

Dies könnte «potentiell drastische Folgen» für globale Lieferketten haben. Bereits im März hatte das Strategic Policy Institute aus Australien mehreren internationalen Marken-Herstellern wie Adidas, Gap und Nike vorgeworfen, für ihre Produkte Zwangsarbeit von Uiguren zu nutzen.

Nike steht in der Kritik, Uiguren auszubeuten. - Nike

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und Forschern sind in Xinjiang mindestens eine Million Uiguren und andere Muslime in hunderten Haftlagern eingesperrt. Sie werden dort nach Angaben der Aktivisten zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise auch misshandelt. Exil-Uiguren werfen Peking auch Morde, Verschleppungen, Folter und Zwangssterilisationen vor.

Peking weist Vorwürfe zurück

Peking weist die Vorwürfe zurück und spricht von «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten. Zudem hätten laut Peking mehr als die Hälfte die Lager bereits verlassen. Berichten zufolge wurden jedoch viele ehemalige Insassen in Fabriken verlegt, die oft mit den Lagern in Verbindung stehen.

In dem CGP-Bericht heisst es unter Berufung auf Regierungsdokumente, die mutmasslichen Zwangsarbeiter würden stark von der Polizei überwacht, «quasi-militärisch» verwaltet und von Ort zu Ort gebracht.

Schwer bewaffnete chinesische Polizisten, patrouillieren in der Nähe eines Viertels der Uiguren. (Archvibild) - DPA

Einige Betroffene würden möglicherweise finanziell von den Programmen profitieren und teilweise Zustimmung zu dem Prozess zeigen, allerdings sei es «unmöglich zu definieren, wo der Zwang ende und die Zustimmung beginne», schrieb Adrian Zenz, der Autor des Berichts. «Es ist klar, dass die Verlegung von Arbeitskräften zum Baumwollpflücken ein sehr hohes Risiko für Zwangsarbeit beinhaltet.»

Wegen Verletzung der Menschenrechte hatten die USA Anfang Dezember den Import von Baumwolle aus der Region gestoppt und von «Sklavenarbeit» gesprochen. Peking warf Washington daraufhin vor, Falschnachrichten zu verbreiten. Etwa ein Fünftel der in den USA genutzen Baumwolle kommt aus Xinjiang.