Exklusiv: Daniel Koch von GPK zur Inspektion geladen

Während sich die Schweiz auf eine zweite Welle vorbereitet, wird die Bewältigung der ersten untersucht. Mr. Corona Daniel Koch trabte bereits bei der GPK an.

This browser does not support the video element.

Nau.ch - Während Alain Berset & Co. beim Bernerhof zum Corona-Krisengipfel eintreffen, marschiert Daniel Koch Richtung Bundeshaus. Dort stellte er sich am Montag den kritischen Fragen der GPK.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Geschäftsprüfungskommissionen haben ihre Corona-Untersuchung aufgenommen.
  • Am Montag ist Ex-«Mr. Corona» Daniel Koch auf Einladung vor der GPK erschienen.
  • Der Inhalt der Gespräche sei «natürlich vertraulich», sagt Koch auf Anfrage von Nau.ch.

Kommt die Maskenpflicht? Wie sollen wir mit Superspreadern in Clubs umgehen? Diese Fragen diskutierten Bundesrat Alain Berset und kantonale Gesundheitsdirektoren kurz vor der politischen Sommerpause am Montag in Bern.

Gleichzeitig und von der Öffentlichkeit praktisch unbemerkt war eine weitere zentrale Figur der Corona-Krise ebenfalls in der Bundesstadt unterwegs. Einige Minuten vor 16 Uhr – kurz nach Natalie Rickli, kurz vor Alain Berset – passierte Daniel Koch die Strasse vor dem prunkvollen Bernerhof und marschierte zielstrebig Richtung Bundeshaus.

Daniel Koch: «War in offizieller Corona-Mission unterwegs»

Nau.ch war vor Ort und hat den Chef-Krisenbekämpfer der ersten Stunde zufällig gefilmt. Geneigte Beobachter fragen sich: Ist die aktuelle Situation dermassen prekär, dass Koch aus dem Ruhestand zurückgeholt wird? Oder wollten die massgebenden Behörden schlicht eine Einschätzung des Original-«Mr. Corona»?

Nein. Auf eine entsprechende Anfrage meldet sich Koch telefonisch – während Alain Berset die Journalisten über die neuste Krisensitzung informiert. «Ich war am Montag Nachmittag tatsächlich in offizieller Corona-Mission in Bern», so der langjährige Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten im BAG.

Allerdings hatte der Trip nichts mit der Sitzung zwischen Bund und Kantonen zu tun. «An offiziellen Meetings nehme ich seit meinem Rücktritt nicht mehr teil», erklärt Koch. Das sei «auch in Zukunft nicht vorgesehen», sagt er weiter.

GPK startet Corona-Inspektion mit Koch-Befragung

Vielmehr ist Koch Teil der Aufarbeitung des im März verfügten Lockdowns. An vorderster Front erklärte und verteidigte der 65-Jährige über Monate hinweg fast täglich die drastischen Massnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Daniel Koch bei seinem Abgang aus dem Medienzentrum mit einem Polizisten. Seit Februar stand er unter Polizeschutz. - Keystone

Die Handhabung der Krise wird nun durch die Geschäftsprüfungskommissionen des Parlaments untersucht. Und Koch, der zumindest von Februar bis Mai unter Polizeischutz stand, ist dabei eine zentrale Figur.

«Ich war von der GPK des Nationalrats bezüglich Untersuchung des Handlings der Pandemie eingeladen», sagt Koch denn auch offen. Der Inhalt der Sitzung vom Montag sei dabei «natürlich vertraulich.» Koch betont, dass er ein- und nicht vorgeladen gewesen sei.

Zweistündige GPK-Sitzung mit kritischen Fragen

Gemäss Nau.ch-Informationen handelte es sich um eine Sitzung der nationalrätlichen Subkommission der GPK, welche für Bersets Innendepartement zuständig ist. Diese wird von SVP-Nationalrat Thomas de Courten präsidiert und umfasst neun Nationalräte aus praktisch allen Parteien.

Die Mitglieder der fürs EDI zuständigen GPK-Subkommission haben Daniel Koch am Montag befragt. - zvg/parlament.ch

Die Sitzung inklusive Befragung dauerte dem Vernehmen nach von 16 bis etwa 18 Uhr. Dabei sei Koch auch schon mit kritischen Fragen gelöchert worden, heisst es aus dem Bundeshaus.

Umfrage

Begrüssen Sie, dass das behördliche Handling der Corona-Krise durch die GPK untersucht wird?

Ja, hier braucht es absolute Transparenz.
58%
Nein, man sollte dem Bundesrat und den Beamten vertrauen.
42%

Sicher ist: Ende Mai beschlossen die GPK von National- und Ständerat einstimmig, eine Inspektion zur Bewältigung der Corona-Krise einzuleiten. Gemäss gesetzlichem Auftrag überwacht sie die «Geschäftsführung des Bundesrates und der Bundesverwaltung sowie weiteren Trägern von Bundesaufgaben.»

Die Sitzung der GPK-Subkommission im durch eine Baustelle gezeichneten Bundeshaus dauerte mehrere Stunden. - Keystone

Durch die Untersuchung sollen Lehren für künftige Krisen gezogen werden. Laut Mitteilung vom 26. Mai legen zuerst die spezialisierte Subkommissionen den Untersuchungs-Schwerpunkt fest. Das sollte zumindest teilweise vor den Sommerferien geschehen. Und das ist es nun tatsächlich.

Koch selbst gibt ebenfalls keine weiteren Auskünfte zum Inhalt der Befragung. «Ob es diesbezüglich weitere Treffen gibt, liegt in der Hand der GPK», sagt er bloss.