Coronavirus: Sind die Fallzahlen über die Festtage zurückgegangen?

Die registrierten Fälle des Coronavirus sind in den letzten zwei Wochen leicht zurückgegangen. Doch wie korrekt geben die Zahlen die Festtags-Situation wider?

Shopping in Zürich am 27. Dezember – wie ist die Situation des Coronavirus nach den Festtagen? - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die registrierten Fälle gingen während der Festtage leicht zurück.
  • Gleichzeitig stieg jedoch die Positivitätsrate deutlich an.
  • Dies deutet auf einen Anstieg der Dunkelziffer hin – und eine mögliche Zunahme der Fälle.

Betrachtet man Fallzahlen der vergangenen zwei Wochen, scheint sich die Situation in der Schweiz leicht entspannt zu haben: In der vergangenen Woche wurden schweizweit 2,3 Prozent weniger Fälle gemeldet, davor 1,7 Prozent weniger.

In diese Zeit fallen Weihnachten und Silvester: eine Zeit, in der wir uns anders verhalten, als im Rest des Jahres. Was bedeutet das für das epidemiologische Geschehen? Können die Zahlen in dieser Situation die Lage noch adäquat wiedergeben?

Coronavirus: Rückgang in der Deutschschweiz, Zunahme in der Romandie

Vor allem die Deutschschweiz meldete positive Entwicklungen: In den einwohnerreichen Kantonen Bern, Zürich und Aargau wurde ein deutlicher Rückgang verzeichnet. Im Schnitt fielen die Fallzahlen in der Deutschschweiz um 6,9 Prozent. In der Romandie nahmen die Fälle hingegen leicht um 1,4 Prozent zu.

Die höchste 7-Tage-Inzidenz vermeldete das Tessin mit 472 Fällen pro 100'000 Einwohner in einer Woche. Freiburg verzeichnet mit 160 die niedrigste Inzidenz. Ein klarer Trend lässt sich jedoch nicht ableiten – das Virus bleibt in der ganzen Schweiz häufig.

Zahl der Tests sinkt, Positivitätsrate steigt

Auch wenn es die Zahlen nicht wieder geben – es ist wahrscheinlich, dass die tatsächliche Zahl der Corona-Fälle gestiegen ist: Die Zahl der Tests und die Positivitätsrate erzählen eine andere Geschichte als die Fallzahlen der Festtage.

Die Zahl der täglichen Tests (rot, linke Skala) und der Positivitätsrate (blau, rechte Skala) in den vergangenen zwei Monaten. Seit dem 24. Dezember hat sich der Trend stark verändert. - BAG/Nau.ch

In den sieben Tagen vor Weihnachten wurden 252'000 Tests gemacht, ab dem 25. Dezember waren es im gleichen Zeitraum 100'000 Tests weniger. Das könnte an sich eine gute Nachricht sein: Lassen sich weniger Menschen aufgrund von Covid-Symptome testen, könnte das heissen, dass weniger Menschen Covid-19 haben.

Wäre dies der Fall, müsste die Positivitätsrate gleich geblieben sein. Diese ist jedoch gleichzeitig von 11,8 auf 16,2 Prozent gestiegen. Eine steigende Positivitätsrate ist ein Indiz dafür, dass mehr Covid-Fälle unregistriert bleiben und damit die Dunkelziffer steigt. Das würde bedeuten, dass die Fälle über Weihnachten tatsächlich zugenommen hätten.

Grosse Unsicherheiten bei Zahlen-Analyse

Die Zahlen legen nahe, dass sich das Testverhalten der Bevölkerung über die Festtage deutlich verändert hat. Das überrascht an sich wenig – doch es stellt die aktuellen Fallzahlen infrage.

Durch das veränderte Verhalten fällt es schwer, die aktuellen Zahlen mit den Zahlen vor Weihnachten zu vergleichen. Klarheit dürften erst die kommenden Wochen liefern. Bis dahin müssen die Zahlen mit äusserster Vorsicht beurteilt werden.