Corona sorgt für Übersterblichkeit in historischer Dimension

In der Schweiz war die monatliche Übersterblichkeit 2020 gemäss einer Studie so hoch wie seit über 100 Jahren nicht mehr.

Durch die Coronapandemie ist die Übersterblichkeit in der Schweiz 2020 historisch hoch gewesen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz hatte 2020 eine höhere Übersterblichkeit als in den letzten 100 Jahren.
  • Zuletzt lag diese Kennzahl 1918 während der Spanischen Grippe höher als im letzten Jahr.

Die Schweiz hat im Jahr 2020 die höchste monatliche Übersterblichkeit aufgewiesen seit der Spanischen Grippe im Jahr 1918, einschliesslich aller saisonalen Grippespitzen und Hitzewellen. Dies geht aus einer Studie hervor.

Ähnliche Werte wie bei Russischer Grippe

Darüber hinaus erreichten die monatlichen Spitzenwerte im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie fast die Werte vom Januar 1890, als die Russische Grippe ihren Höhepunkt verzeichnete.

Mit Todeszahlen allein lässt sich die Schwere von Pandemien kaum vergleichen, da früher etwa die Bevölkerungszahlen und die Lebenserwartung tiefer waren. Deshalb greifen Statistiker, Epidemiologinnen und Historiker auf die Übersterblichkeit zurück. Das Bundesamt für Statistik (BFS) berechnet diesen Indikator seit dem Jahr 1974.

Übersterblichkeit von 14 Prozent

Die Forschenden um den Historiker Kaspar Staub von der Universität Zürich und den Epidemiologen Marcel Zwahlen von der Universität Bern blickten nun über 140 Jahre zurück: Sie verglichen monatsweise und aufgeschlüsselt nach Altersstruktur die tatsächlichen mit den erwarteten Todesfällen. Gemäss den Berechnungen lag die Übersterblichkeit 1890 übers ganze Jahr gesehen bei 6 Prozent. 1918 waren es 49 Prozent, im letzten Jahr (2020) 14 Prozent.

Ein Corona-Patient auf der Intensivstation des Krankenhauses. - dpa-infocom GmbH

Der Zürcher Historiker Staub weist darauf hin, dass die Studie nur als Zwischenbewertung angesehen werden könne. Denn noch sei die Corona-Pandemie nicht vorbei, eine abschliessende historische Einordnung sei erst später durchführbar. Beispielsweise sei noch eine sogenannte «Echo-Welle» möglich.

Zudem sei die Übersterblichkeit nur eine wichtige Kennzahl, um das Ausmass von Pandemien abzuschätzen, so Staub. Wichtig seien etwa auch die wirtschaftlichen, psychischen und andere gesundheitliche Folgen, wie etwa Long Covid bei der Corona-Pandemie.