Neuartiges Coronavirus breitet sich in Deutschland auch weiterhin aus

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Das Coronavirus breitet sich auch in Deutschland weiter aus.

Corona-Krisenstab von Innen- und Gesundheitsministerium in Berlin
Corona-Krisenstab von Innen- und Gesundheitsministerium in Berlin - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis Freitag bundesweit 534 Fälle gemeldet - RKI fordert nüchterne Krisenreaktion.

Bis Freitag waren laut Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit 534 Fälle gemeldet, das war ein Anstieg um 185 seit dem Vortag. Die Zahlen würden sich in den kommenden Tagen und Wochen weiter kontinuierlich erhöhen, betonte RKI-Präsident Lothar Wieler in Berlin vor Journalisten. Wann der Höhepunkt der Coronaansteckungen erreicht sein werde, könne derzeit noch nicht eingeschätzt werden.

«Wir müssen uns auf eine Krise vorbereiten», betonte der RKI-Chef mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen. Es sei klar, dass sich die Lage auch in Deutschland zur Epidemie ausweiten werde. Noch handle es sich nicht um eine Epidemie, aber «die Dynamik spricht dafür, dass wir sie bald haben werden». Behörden, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte seien daher aufgefordert, «im Krisenmodus zu denken». Dies gelte auch für die Bevölkerung und Patienten.

Wieler betonte zugleich, dabei gehe es um Verhaltensanpassungen und «ganz normale logistische Vorgänge» wie die Priorisierung von Behandlungen. Dies gehöre zur Routine in Gesundheitseinrichtungen und werde in Notaufnahmen täglich praktiziert. Auch Patienten sollten sich fragen, ob Arztbesuche oder eine Behandlung derzeit nötig seien oder sich eventuell verschieben liessen, mahnte der RKI-Chef. «Wir sollten das Gesundheitssystem nicht überlasten.»

Derzeit gingen «viel zu viele Menschen» in Arztpraxen, etwa um sich auf Corona testen zu lassen. Dies binde Testkapazitäten und sei vermeidbar. Jeder Mensch solle zunächst «in Ruhe überlegen», ob bei ihm ein Risiko bestehe und sich vorher informieren. Wieler betonte zugleich, das durch Corona ausgelöste Krankheitsbild sei grundsätzlich weder neu noch ungewöhnlich. «Lungeninfektionen gibt es, solange es Menschen gibt.» Nur der Erreger sei neu.

Das Coronageschehen in Deutschland konzentrierte sich nach wie vor insbesondere auf Nordrhein-Westfalen, wo 281 der gemeldeten Fälle auftraten. Das war gut die Hälfte der Infektionen. Weitere Schwerpunkte lagen in Baden-Württemberg mit 91 Fällen sowie in Bayern mit 79. In Niedersachsen gab es 18 Infektionen, in Hessen und Berlin je 15. In den übrigen Ländern traten nur einzelne oder wenige Fälle auf. Sachsen-Anhalt ist derzeit noch infektionsfrei.

In Nordrhein-Westfalen wiederum stehen die allermeisten aktuellen Fälle mit dem Kreis Heinsberg in Zusammenhang, der als Zentrum des Geschehens in Deutschland gilt. Laut RKI standen 237 aller deutschlandweit aktuell gemeldeten Infektionen mit dem Kreis in Verbindung. Im Vergleich gab es in 136 Fällen eine Verbindung mit dem Geschehen im schwer betroffenen Italien, in zwei Fällen einen Kontakt nach China. Dort liegt der Ursprung der Coronaepidemie.

«Masslos verärgert» reagierte der RKI-Chef auf Forderungen von Ärztevertretern nach Lockerung von Quarantäneempfehlungen für das medizinische Personal, um einer angeblich drohenden Stilllegung von Praxen nach Besuchen von Coronapatienten vorzubeugen. Dies sei eine «extreme Vereinfachung der Empfehlungen, die wir geben». Die Behauptung, dass eine ganze Arztpraxis nach dem Besuch eines Infizierten zwei Wochen schliessen müsse, sei «schlichtweg falsch».

Bei der Einstufung von Kontaktpersonen gebe es laut RKI-Vorgaben je nach Intensität des Austauschs mit Patienten drei Kategorien, ergänzte Wieler. Es handle sich ausserdem um «Empfehlungen» zum Arbeitsschutz für das Personal, die «möglichst» beachtet werden sollten. Je nach Lage sei dies gegebenenfalls aber nicht möglich.

Der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, hatte zuvor in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» eine Lockerung der Empfehlungen wegen Infektionen wie Corona gefordert. «Wenn wir das gesamte medizinische Personal, das mit Infizierten Kontakt hatte, in Quarantäne schicken, bricht die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammen», sagte er.

Ähnlich äusserte sich in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» auch der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. Dieser sagte: «Es wäre völlig überzogen, alle Mitarbeiter unter Quarantäne zu stellen, nur weil in der Praxis oder auf der Krankenhausstation ein Infizierter war.»

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