Asteroid soll mit US-Sonde beschossen und abgelenkt werden

Forscher aus den USA wollen einen Asteroid mit einer Sonde beschiessen und ablenken. Momentan befindet er sich auf Kollisionskurs mit der Erde.

Ein Asteroid fliegt an der Erde vorbei. (Illustration) - NASA/JPL-Caltech

Das Wichtigste in Kürze

  • Derzeit sind keine sehr grossen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde.
  • Trotzdem wollen Forscher im Fall einer möglichen Bedrohung gewappnet sein.
  • Für 2022 ist der Beschuss eines Doppelasteroiden geplant.

Immer wieder warnen Forscher vor Asteroiden, die auf die Erde treffen könnten. Daher wird das All längst überwacht und nach verirrten Gesteinsbrocken Ausschau gehalten. Für die Forschenden sind die Asteroide Fluch und Segen zu gleich.

Sie brachten möglicherweise das Wasser und damit die Grundlage allen Lebens auf die Erde. Doch sie können auch den Tod bringen. Die Gefahr von Asteroideneinschlägen ist allgegenwärtig. Die Raumfahrtbehörden richten zunehmend ihr Augenmerk auf die Brocken aus den Weiten unseres Sonnensystems.

Auch die Abwehr dieser Überreste der Planetenentstehung ist längst keine Science-Fiction mehr. Der Beschuss von Asteroiden ist nicht nur Gegenstand von Katastrophenfilmen. Sondern ist in den Köpfen von Forschern und soll in Kürze erstmals Realität werden.

Ein Asteroid vor der Erde. (Illustration) - Pixabay

Angst vor Unheil aus dem All muss man Experten zufolge aber derzeit nicht haben. Richtig grosse Brocken sind nicht auf Kollisionskurs mit unserem Heimatplaneten.

«Es gibt keinen Grund zur Panik.» Dies sagt der Asteroidenexperte der europäischen Raumfahrtagentur Esa, Detlef Koschny, aus Anlass des Asteroidentages am 30. Juni.

Überraschungen kann es immer geben. «Es gibt viele Objekte da draussen, die wir noch gar nicht kennen.»

Grosser Asteroid 2013 kollidiert

2013 kam ein 20 Meter grosser Asteroid in der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk aus dem Nichts und richtete Verwüstungen an. Ohne jede Vorwarnung verletzte die Druckwelle rund 1500 Menschen zumeist durch geborstene Scheiben.

Ein zerstörtes Gebäude in Tscheljabinsk (Russland) nach einem Meteoriteneinschlag. - Keystone

Eine Explosion eines Brockens dieser Grössenordnung setzt eine Energie von 500 Kilotonnen des Sprengstoffs TNT frei. Zum Vergleich: Die Hiroshimabombe hatte 15 Kilotonnen. Am 30. Juni 1908 kam es ebenfalls in Russland zu einer Asteroidenexplosion.

In Sibirien fegte die Druckwelle Millionen Bäume auf einer Fläche fast so gross wie das Saarland weg. Wegen dieser Naturkatastrophe riefen die Vereinten Nationen 2016 den 30. Juni zum Internationalen Asteroidentag aus.

«Apophis» hat doch kein Kollisionspotenzial

Ab einer Grösse von 50 Metern muss man Koschny zufolge über eine absichtliche Ablenkung nachdenken. Asteroid «Apophis» mit rund 300 Metern Durchmesser sei ein solcher Kandidat gewesen.

Lange glaubte man, dass der Brocken im Jahr 2068 Kollisionspotenzial mit der Erde hat. «‹Apophis› ist vom Tisch. Die Gefahr ist gebannt», sagt Koschny zu jüngsten Berechnungen. Der Asteroid wurde aus der Risikoliste der Esa gestrichen.

Auch 2029 fliegt er an der Erde vorbei, in nur 30'000 Kilometern Entfernung. «Das ist unterhalb der Höhe von Wetter- und Fernsehsatelliten», sagt Alan Harris. Er ist ein Asteroidenforscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Zum Vergleich: Der Mond ist rund 400'000 Kilometer entfernt.

Welche zerstörerische Kraft Asteroiden haben können, zeigt der Einschlag eines rund zwölf Kilometer grossen Brockens. Dies vor rund 66 Millionen Jahren in Mexiko. Er gilt weithin als Ursache für das Aussterben der Dinosaurier. Nach einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums Frankfurt waren die Folgen des Einschlags: globale Finsternis, starke Abkühlung, Waldbrände und eine Versauerung der Ozeane.

US-Sonde soll in Doppelasteroiden einschlagen

Wenn so etwas auf die Erde zukommt, hat man Harris zufolge nicht viele Optionen. Da müsste man versuchen, mit einer Reihe von atomaren Sprengköpfen die Bahn abzulenken. «Das würden wir aber Jahrhunderte im Voraus wissen. Wir sind sicher, dass nichts am Himmel ist, das die Erde treffen könnte, das grösser ist als ein Kilometer.»

Vorbereitet auf etwaige Gefahren aus dem All möchten die Raumfahrtbehörden dennoch sein. Schon heute wird der Himmel gescannt und nun starten Esa und Nasa ein gemeinsames Projekt. Dies, um erstmals in der Geschichte der Raumfahrt den Orbit eines Asteroiden verändern.

Die US-Sonde «Dart» soll 2022 in 150 Millionen Kilometer Entfernung in den kleineren Brocken eines Doppelasteroiden einschlagen. 2024 soll dann die nach einer griechischen Göttin benannte und vom Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuerte Mission «Hera» starten. Sie soll den «beschossenen» Asteroidenteil untersuchen.

Keine Asteroiden-Zerstörung à la Bruce Willis

Koschny zufolge wird «Dart» mit einer Geschwindigkeit von knapp sieben Kilometern pro Sekunde aufschlagen. Bei einer solchen Geschwindigkeit wäre man in weniger als zwei Minuten von Amsterdam in München. «Für die Asteroidenabwehr ist das schon ein Meilenstein.»

Zerstören wolle man den Asteroiden aber nicht. «Die Dinger kaputtzumachen, so wie Bruce Willis das tut, ist nicht gut. Weil dann die ganzen Brösel auf die Erde fallen», sagt Koschny mit Blick auf den Katastrophenfilm «Armageddon».

Animation eines Asteroiden. - Pixabay

Ein Asteroid ist Harris zufolge Fluch und Segen zugleich. Der steten Gefahr von Einschlägen steht die möglicherweise lebensspendende Eigenschaft gegenüber. «Die Idee ist, dass die Asteroiden, die wir heutzutage sehen, verwandt sind mit den Bausteinen der Erde. Mit den ursprünglichen Körpern, die die Erde aufgebaut haben.»

Man vermute, dass diese vielleicht die Hauptquelle von Wasser sind. «Das ist wirklich so, ein Asteroid kann das A und das O des Lebens auf der Erde sein.»