Techfirma NSO verklagt Zeitung in Polizei-Abhörskandal in Israel

Die NSO Group verklagt eine israelische Zeitung wegen angeblicher Verleumdung in der Berichterstattung. Die Zeitung schrieb über das Spionageprogramm der Firma.

Firmenlogo bei einer Niederlassung des israelischen Tech-Unternehmens NSO. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/SEBASTIAN SCHEINER

Das Wichtigste in Kürze

  • Die NSO Group verklagt eine israelische Zeitung wegen Verleumdung.
  • Die Techfirma entwickelte die Spionagesoftware Pegasus.
  • Diese wurde unter anderem auf Smartphones von Oppositionellen und Journalisten gefunden.
  • Die Klage ist die Reaktion auf die Berichterstattung der Zeitung über den Skandal.

Die israelische NSO Group hat am Sonntag eine Verleumdungsklage gegen eine israelische Zeitung eingereicht. Die Zeitung Calcalist hatte berichtet, die Polizei habe mit der Überwachungssoftware Pegasus jahrelang Leute ohne richterliche Beschlüsse abgehört.

Darunter seien Regierungskritiker, Geschäftsleute, Kommunalpolitiker und ein der Söhne von Ex-Regierungschef Benjamin Netanjahu gewesen, hiess es in der Berichterstattung. Nach den Berichten mehrten sich die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung.

Klage in Tel Aviv eingereicht

Der israelische Justizminister Gideon Saar sagte jedoch am Dienstag nach einer Prüfung, der Zeitungsbericht sei fehlerhaft gewesen. Die Einrichtung einer Untersuchungskommission sei unnötig.

Der israelische Justizminister Gideon Saar - Keystone

NSO Group teilte am Sonntag mit, die Klage bei einem Gericht in Rischon Lezion bei Tel Aviv eingereicht zu haben. «Es handelt sich nicht um eine journalistische Untersuchung, sondern um einen einseitigen, voreingenommenen und falschen Bericht.» Das hiess es in der Mitteilung.

Ziel der Klage sei lediglich, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Mögliche Entschädigungsgelder sollten an Holocaust-Überlebende und Opfer sexueller Gewalt gehen.

Auch Journalisten und Menschenrechtler Ziele von Angriffen

Mit der umstrittenen Software Pegasus seien auch Oppositionelle und Reporter ausgespäht worden. Das berichtete ein internationales Journalistenkonsortium mitte Juli vergangenen Jahres. Auf Dutzenden Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen sowie Geschäftsleuten seien Spuren von Angriffen entdeckt worden.

Die Pegasus-Software wurde von der NSO Group entwickelt. - AFP/Archiv

NSO entgegnete, Pegasus werde «ausschliesslich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft. Das alleinige Ziel ist, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten, Menschenleben zu retten».