Doppel-Olympiasieger Keller: Durststrecke wird noch dauern

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Deutschland,

Noch alle zwei Tage dreht Erhard Keller in Inzell seine Runden auf dem Eis der Max-Aicher-Arena. Der Doppel-Olympiasieger freut sich über ideale äussere Bedingungen für den Eisschnelllauf. Doch seine Prognosen für die nächsten fünf Jahre sind eher düster.

Der ehemalige Eisschnellläufer Erhard Keller glaubt, dass die Krise in seinem Sport noch anhält. Foto (Archiv): Ursula Düren dpa Foto: Ursula Düren
Der ehemalige Eisschnellläufer Erhard Keller glaubt, dass die Krise in seinem Sport noch anhält. Foto (Archiv): Ursula Düren dpa Foto: Ursula Düren - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Erhard Kellers letzter Weltrekord von 38,0 Sekunden ist heute selbst für die Damen kein Problem mehr.

Klappschlittschuh und Hallenbedingungen haben das Eisschnelllaufen rasanter gemacht.

Umso mehr sorgt sich der Doppel-Olympiasieger von 1968 in Grenoble und 1972 in Sapporo heute um seine Nachfolger in Deutschland. Er fürchtet, dass die Krise noch einige Zeit anhalten wird.

«Im Moment herrscht ein gewisser Stillstand. Claudia Pechstein steht vor dem Ende ihrer Karriere, Nico Ihle hat den Zenit überschritten», sagte Keller, der zur aktiven Zeit als «Windhund von Inzell» in die Eisschnelllauf-Geschichte einging, vor der am Donnerstag beginnenden Heim-WM der Deutschen Presse-Agentur.

Nach schon zwei Olympischen Winterspielen ohne Medaille für die Deutschen, gebe es einen Durchhänger. «Diese Durststrecke wird bestimmt noch vier, fünf Jahre dauern», prognostizierte der promovierte Zahnarzt. Mit inzwischen 74 Jahren geht er immer noch mindestens alle zwei Tage auf das Eis. Dabei kommt dem Münchner entgegen, dass er inzwischen eine Zweitwohnung in seinem einstigen Trainingsort Inzell hat.

Doch Keller ist zugleich zuversichtlich, wenn er sieht, wie regelmässig bis zu 180 Schüler in der Max-Aicher-Arena versuchen, die Techniken zu erlernen. Monika Pflug, die 1000-Meter-Olympiasiegerin von 1972, versuche als Übungsleiterin bei den Kindern die Liebe zum Eisschnelllauf zu wecken und habe den Boom mit ausgelöst.

Noch vor ein paar Jahren hatten ihm die dünnen Starterfelder auf der Münchner Eisbahn Sorgengenfalten auf die Stirn getrieben. «Es gibt nur noch wenige Talente. Aber bei vielen sind die Eltern oft nicht bereit, die Fahrtwege in Kauf zu nehmen. Im Mittelpunkt steht die schulische Ausbildung der Kinder», hatte Keller damals bemängelt.

Der zwölffache Weltrekordler und Sprint-Weltmeister von 1971 warnte davor, die deutschen Spitzenläufer zu dezentralisieren. «Die wenigen Topsportler sollten an einem Ort trainieren - und das kann eigentlich nur Inzell sein», sagte er. «Hier sind die Bedingungen einfach am besten und die Ablenkungen nicht so vielfältig wie in der Grossstadt.»

Ähnlich sieht das Sportdirektor Matthias Kulik, der sich die Abschaffung der «Insellösungen» seiner Vorgänger - wie im Fall von Claudia Pechstein, Nico Ihle oder Patrick Beckert - zum Programm gemacht hat. «Wir wollen ein zentrales Trainingssystem, gesteuert über die Bundestrainer, forcieren. Wir sind überzeugt, dass nur dieser Weg erfolgversprechend ist», unterstrich Kulik.

Keller war nach seiner sportliche Karriere als Moderator bei «Spiel ohne Grenzen» und dem «Aktuellen Sportstudio» im ZDF einem grossen Publikum bekannt geworden. Bei fünf Olympischen Spielen arbeitete er als Co-Kommentator für die öffentlich-rechtlichen TV-Sender. 2011 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

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