Woche 9 in der NFL ist vorbei und damit auch gut die Hälfte der Saison. Überraschungen stellen das Midseason-Ranking auf den Kopf.
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Derzeit sind die Baltimore Ravens in der NFL kaum zu stoppen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt ein neues Team an der Spitze des Nau.ch-Power-Rankings.
  • Nach zuletzt schwachen Leistung fallen die 49ers und Bills aus den Top-5.
  • Zurück im Ranking sind die Cincinnati Bengals und die Jacksonville Jaguars.

Die bisherige NFL-Saison enttäuscht nicht. Zuletzt machten Deutschland-Spiel, Schiedsrichter-Kontroverse und diverse Überraschungssiege Schlagzeilen. Die meisten Mannschaften haben die Hälfte ihrer Spiele mittlerweile absolviert – Zeit für eine weitere Bilanz.

Seit dem Viertelsaison-Power-Ranking hat sich viel getan in der National Football League. Hier kommen die zehn heissesten Teams der NFL nach Saisonhalbzeit.

1. Baltimore Ravens (7-2)

Viertelsaison-Ranking: 8
Erwartete Bilanz: 13-4

Alle redeten im Vorfeld des Deutschland-Spiels zwischen den Chiefs und den Dolphins von einem Duell um die Vorherrschaft in der AFC – und vergassen dabei völlig, dass die Baltimore Ravens zurzeit regelrecht im Rausch sind.

Okay, möglicherweise haben wir das Chiefs-Dolphins-Narrativ auch gepusht, aber zu unserer Verteidigung: Wer hätte erahnen können, dass die Ravens die Seahawks gleich mit 37 zu 3 vom Platz fegen? Ziemlich unbemerkt schleichen sich Lamar Jackson und Co. damit an die Spitze des Power-Rankings und machen satte sieben Plätze im Vergleich zur letzten Ausgabe gut.

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Lamar Jackson und seine Ravens sind das heisseste Team der NFL. - keystone

Sie sind nach Saisonhalbzeit das beste Team der Liga, weil sie schlichtweg alles richtig machen. Lamar Jackson fühlt sich pudelwohl in der neuen Offensive und ist dabei im MVP-Rennen. Die Defensive hat die meisten Sacks der Liga (35).

Die Ravens führen zwar nur wenige Ligastatistiken an, aber was sie vom Rest unterscheidet, ist ihre Kaltschnäuzigkeit gegen gute Gegner: Gegen die Browns, Lions und Seahawks erzielten sie eine totale Punktebilanz von 103 zu 12. Das soll mal einer nachmachen. Keiner ist zurzeit so heiss wie die Ravens.

2. Eagles (8-1)

Viertelsaison-Ranking: 2
Erwartete Bilanz 13-4

Mittlerweile fühlen sich Siege der Eagles mehr wie richtige Siege an wie noch zu Beginn der Saison, als diese sich des Öfteren durch Zitterpartien mogeln mussten. Die Monday-Night-Niederlage gegen Rodgers-lose New York Jets in Woche 6 war peinlich, scheint aber schnell verarbeitet worden zu sein: Die Eagles gewinnen daraufhin gegen die Dolphins, Commanders und Cowboys.

A.J. Brown
A.J. Brown (Nummer 11) stellt einen neuen Rekord auf. - keystone

Bisheriger Überflieger der Eagles: Wide Receiver A.J. Brown. Er stellte in Woche 8 einen neuen NFL-Rekord auf für die meisten Spiele in Folge mit mehr als 125 Receiving Yards (6).

Das 28-zu-23 gegen Divisionsrivalen Dallas am Sonntag war von immenser Bedeutung für die Mannschaft von Nick Sirianni, zumal sie jetzt guten Gewissens und als unangefochtener Divisionsleader in die Bye-Week gehen können. Jetzt gilt es, sich gut auszuruhen, denn danach wartet ein Monster-Spielplan: Chiefs, Bills, 49ers und nochmal die Cowboys.

3. Kansas City Chiefs (7-2)

Viertelsaison-Ranking: 5
Erwartete Bilanz: 12-5

Der 9-zu-24-Aussetzer in Woche 8 bei den Denver Broncos musste nicht sein. Bis dahin waren die Chiefs auf direktem Kurs, das Nau-Ranking anzuführen. Denn: Wie alle Jahre wieder dominieren die Chiefs die NFL auch 2023 ganz ohne Glanzkader. Die Passempfänger-Gruppe ist die eines Super-Bowl-Favoriten eigentlich nicht würdig.

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Kansas City war am vergangenen Wochenende in Deutschland unterwegs. - keystone

Rashee Rice hat als bester Receiver nach neuen Spielen nur mickrige 378 Yards auf dem Konto. Zum Vergleich: Ex-Chief Tyreek Hill hat knapp dreimal so viele. Und doch ist die Chiefs-Offensive in den Top-5 der Liga. Das liegt natürlich auch an Superstar Tight End Travis Kelce, der bislang knapp 600 Yards Raumgewinn erzielt hat.

Gegen die Dolphins wird derweil die Defensive zum wiederholten Mal zum Matchwinner. Sie stoppen die High-Power-Offensive der Dolphins in Extremis, nachdem die eigene Offensive in der zweiten Halbzeit ausgeklinkt hatte. Die Chiefs bestätigen einstweilen die Preseason-Prognose: Irgendwie schaffen sie es immer.

4. Jacksonville Jaguars (6-2)

Viertelsaison Ranking: -
Erwartete Bilanz: 12-5

Eine andere Preseason-Prognose, die sich zu bewahrheiten scheint – und auf die wir ziemlich stolz sind – ist jene der Überraschungsmannschaft aus Jacksonville. Die Jaguars stehen erst zum zweiten Mal in ihrer knapp dreissigjährigen Geschichte bei einer Bilanz von sechs Siegen zu zwei Niederlagen und sind damit an der Spitze der AFC-South-Division.

Jacksonville Jaguars
Der Nau-Geheimtipp: Trevor Lawrence und die Jacksonville Jaguars. - keystone

Trevor Lawrence machte zuletzt zwar nicht immer die beste Falle. Angesichts der Knieverletzung, die ihn seit Woche 6 plagt, schlägt er sich jedoch ziemlich gut. Die Verschnaufpause am vergangenen Wochenende kam zum perfekten Zeitpunkt. Zweifellos profitieren die Jaguars im Ranking von den Mühen der anderen Favoriten. Das macht ihren vierten Rang nach Saisonhalbzeit nicht unverdienter.

5. Detroit Lions (6-2)

Viertelsaison-Ranking: 7
Erwartete Bilanz: 12-5

Auch die Detroit Lions hatten eine Woche Verschnaufpause. Diese haben sie sich redlich verdient. In Detroit wird endlich wieder aufregender Football gespielt. Quarterback Jared Goff spielt sich immer mehr in die Herzen der Lions-Fans, die zuletzt so viele brotlose Jahre durchzustehen hatten.

Ein Löwenanteil am Erfolg der Lions ist auch General Manager Brad Holmes zuzuschreiben: Seine Draft-Picks entwickeln sich zu wahren Kultfiguren in der Mannschaft von Cheftrainer Dan Campbell. Wollen die Lions in die Playoffs, müssen sie noch an der Defensive arbeiten. Wenn sie das tun, ist sogar das Träumen vom Super-Bowl wieder zulässig in Detroit.

6. Dolphins (6-3)

Viertelsaison-Ranking: 4
Erwartete Bilanz: 12-5

Wäre der Ball bei drittem Versuch und zehn an der 31-Yard-Linie der Chiefs am Sonntag nicht aus Tua Tagovailoas Händen geflutscht, stünden die Dolphins jetzt vielleicht ganz oben im Ranking. Sie hätten auf jeden Fall das Zeug zur Top-Mannschaft.

Hätte, wäre, wenn – die Dolphins können einfach nicht gegen gute Gegner. Die Schwächen in der Passverteidigung nutzte Patrick Mahomes am Sonntag genauso aus wie Jalen Hurts in Woche 6. Beide Male wurden die Dolphins von Teams auf Augenhöhe deklassiert. Die Chancen stehen gut für Playoff-Football in Miami. Nur muss man sich nach diesen Niederlagen fragen, ob diese Dolphins-Mannschaft ihren Zenit bereits erreicht hat.

7. Cincinnati Bengals (5-3)

Viertelsaison-Ranking: -
Erwartete Bilanz: 11-6

Einfallslos, hoffnungslos, Saison gelaufen: Die Einschätzungen vieler Bengals-Fans nach dem verkorksten 1-zu-3-Saisonstart waren vernichtend. Zac Taylor stand als Offensiv-Playcaller vehement in der Kritik. Der Wendepunkt in der bisherigen Saison der Bengals war das Cardinals-Spiel in Woche 5, als Ja’marr Chase endlich Bälle bekam und prompt einen Franchise-Rekord einstellte.

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Joe Burrow und seine Bengals sind zurück im Rennen. - keystone

Seither haben die Bengals einen Lauf. Joe Burrow und Co. sind seit vier Spielen ungeschlagen. Zwei dieser Siege kommen gegen die 49ers und Bills – beides Super-Bowl-Favoriten. Sie haben schon im Vorjahr gezeigt, dass ein missratener Saisonauftakt nichts heissen muss. Die Bengals sind wieder zurück im Super-Bowl-Rennen.

8. 49ers (5-3)

Viertelsaison-Ranking: 1
Erwartete Bilanz: 12-5

Die San Francisco 49ers fallen von eins auf acht in unserem Midseason-Power-Ranking. Die Saison der Niners ist bislang eine Spiegelung jener der Bengals: Dominant angefangen, stark nachgelassen. Nach fünf Siegen setzte es drei Niederlagen in Serie. Es will einfach nicht mehr so richtig in Santa Clara.

Panik müssen sich die 49ers allerdings keine machen. Sie spielten auch bei den Niederlagen guten Football, letztendlich gingen sie vor allem an den vielen Turnovers zugrunde. Kriegen sie die Ballverluste in den Griff, geht es bald wieder bergauf. Und ohnehin haben sie nach dem Trade für Chase Young jetzt einen zusätzlichen Monster-Pass-Rusher in den Reihen.

9. Cowboys (6-3)

Viertelsaison-Ranking: 6
Erwartete Bilanz: 11-6

Gegen die Eagles zu verlieren ist keine Schande. Schmerzhaft ist die Niederlage gegen den Divisionsrivalen trotzdem. Was sich in der Nacht auf Dienstag in Philadelphia einmal mehr abzeichnet: Quarterback Dak Prescott ist die Schwachstelle der Cowboys-Offensive.

Sinnbildlich ist folgende Statistik: Sind die Cowboys in Rückstand, hat Prescott das schlechteste Quarterback-Rating der Liga (65.1). Auch gegen den NFC-Rivalen vermochte er es nicht, sein Team trotz guter Ausgangslage im letzten Drive zum Sieg zu führen. So bahnt sich eine Wiederholung des alljährlichen Dallas-Dramas an: Die Cowboys finden verdient in die Playoffs, scheitern aber, sobald es brenzlig wird.

10. Buffalo Bills (5-4)

Viertelsaison-Ranking: 3
Erwartete Bilanz: 11-6

Für die Bills ist es ein ähnlich tiefer Fall im Ranking. Die zahlreichen Verletzungen in der Defensive machen sich bemerkbar. Mit Linebacker Matt Milano fehlt ein Anker in der Verteidigung. Die Offensive gehört zwar statistisch zu den besten der Liga, aber Quarterback Josh Allen geht einfach zu sorglos mit dem Ball um.

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Keiner wirft in der NFL mehr Interceptions als Josh Allen von den Bills. - keystone

Er wirft die meisten Interceptions der NFL (9) und verursacht mindestens ein Turnover in sieben von neun Partien in dieser Saison. Das kann sich eine derart dezimierte Mannschaft nicht leisten. Schon gar nicht in einer umkämpften AFC.

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