Tour de France – Ex-Sieger: «Unfassbare Mengen Koks genommen»
2012 gewann Bradley Wiggins die Tour de France – nach der Karriere folgte der Absturz. Der Brite erzählt, wie ihm unter anderem Lance Armstrong helfen konnte.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach der erfolgreichen Karriere stürzt Rad-Star Bradley Wiggins (heute 45 Jahre alt) ab.
- Der Brite leidet unter Depressionen und wird drogenabhängig.
- Mittlerweile ist Wiggins clean – dank seiner Kinder und Lance Armstrong.
2012 feiert Bradley Wiggins als erster Brite den Gesamtsieg bei der Tour de France. Er krönt damit eine Karriere, die ihm insgesamt fünf Goldmedaillen an Olympischen Spielen einbrachte. Wiggins feierte Erfolge auf der Strasse und auf der Bahn.

Seine Popularität reichte so weit, dass ihn Queen Elizabeth zum «Knight Bachelor» ernannte. Doch nach seiner Karriere machte Sir Bradley Wiggins meist nur noch negative Schlagzeilen.
In seiner Autobiografie «The Chain» schreibt der heute 45-Jährige unter anderem über seine Drogensucht. Auszüge aus dem bald erscheinenden Buch druckt «The Observer» ab.
Und diese haben es in sich: Er sei nach seiner Rad-Karriere ein «funktionaler Kokainabhängiger» gewesen. Bereits zu seiner aktiven Zeit habe er unter anderem unter Depressionen gelitten.
Wiggins: «War die meiste Zeit für viele Jahre high»
Über seine Drogensucht schreibt der Brite: «Es gab Zeiten, in denen mein Sohn dachte, dass ich am nächsten Morgen tot bin.»
Nach Aussen konnte er seine Sucht aber meist verheimlichen: «Ich war ein funktionierender Abhängiger, die Leute haben es nicht bemerkt. Ich war die meiste Zeit für viele Jahre high.»

«Ich habe unfassbare Mengen an Kokain genommen», so Wiggins in seiner Autobiografie. «Ich hatte ein ganz übles Problem und musste aufhören. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich hier bin.»
Nach seiner Zeit als Rad-Profi sprach er offen über den sexuellen Missbruch eines Trainers ihm gegenüber. Dazu kamen die Depressionen, die ihm zu schaffen machten. Seine erfolgreiche Rad-Zeit beschreibt er als «unglücklichste Zeit» seines Lebens.

Nach der Karriere fiel er endgültig in ein Loch und litt zudem unter dem Drogenmissbrauch. «Ich hatte schon viel Selbsthass in mir, aber ich habe ihn noch erweitert. Es war eine Form der Selbstverletzung und der Selbst-Sabotage», so Wiggins.
Lance Armstrong unterstützte Wiggins wie zuvor Ullrich
Vor einem Jahr gelang es dem 45-Jährigen aber, seine Sucht in den Griff zu kriegen. Zuvor wollten ihn seine Kinder bereits in Reha-Einrichtungen schicken. Da habe er sein Problem aber erkannt und entsprechende Massnahmen getroffen.

Hilfe im Kampf gegen die Sucht erhielt er von Rad-Legende Lance Armstrong. Der US-Amerikaner unterstützte zuvor bereits Jan Ullrich bei dessen Suchtproblemen. «Er hatte schon Ähnliches mit Jan durchgemacht», erzählt Wiggins. «Mein Sohn sprach viel mit Lance.»
Mittlerweile ist der Brite über den Berg und spricht offen über sein Verhalten. Er betont, dass es im Zusammenhang mit seiner Sucht keine Kompromisse gebe: «Ich kann nicht einfach ein Glas Wein trinken. Wenn ich ein Glas Wein trinke, dann kaufe ich Drogen.»
Wiggins' offenherzige Autobiografie «The Chain», in der er sein Kindheitstrauma, seine turbulente Karriere und seinen Absturz beschreibt, soll noch in diesem Jahr erscheinen.