MotoGP: Martin will weg – wie löst Aprilia sein Fahrer-Problem?
Weltmeister Jorge Martin will seinen Vertrag bei Aprilia in der MotoGP vorzeitig auflösen. Den italienischen Rennstall stellt das vor ein Riesen-Dilemma.

Das Wichtigste in Kürze
- Aprilia muss sich nach einem Nachfolger für Weltmeister Jorge Martin umsehen.
- Der Spanier will vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen – ihn zieht es wohl zu Honda.
- Unklar ist noch, ob Martin in dieser Saison überhaupt noch für Aprilia fährt.
Am Tag nach dem Frankreich-GP der MotoGP schockte der aktuell verletzte Weltmeister Jorge Martin das Fahrerlager: Es machte die Nachricht die Runde, dass der Spanier seinen Vertrag bei Aprilia am Saisonende auflösen möchte.
Und das, nachdem er wegen zwei Verletzungs-Zwangspausen erst ein Rennwochenende für Aprilia absolviert hat!
Für den italienischen Kult-Hersteller ist das ein absolutes Fiasko. Martin sollte das Zugpferd für das MotoGP-Projekt aus Noale sein – zumal er als amtierender Weltmeister von Ducati kam. Doch zuerst verletzte er sich beim Vorsaison-Test in Malaysia, dann erneut beim Comeback in Katar.
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Jetzt will er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen und den bis Ende 2026 gültigen Vertrag vorzeitig auflösen. Es ist mit grosser Wahrscheinlichkeit kein Schuss ins Blaue: Martin dürfte ein lukratives Angebot von Motorrad-Gigant Honda vorliegen haben. Die Japaner brauchen einen neuen Star-Piloten, nachdem Marc Márquez nun bei Ducati glänzt.
Martin stürzt Fahrermarkt der MotoGP ins Chaos
Mit seinem geplanten Abschied von Aprilia bringt Jorge Martin viel Schwung in den eigentlich trägen Fahrermarkt. Denn die meisten Fahrer besitzen Verträge bis Ende 2026, die heurige «Silly Season» sollte also ruhig werden. Daraus wird nun nichts – denn plötzlich ist ein Werks-Motorrad zu haben.

Aber wer steht überhaupt für einen Aprilia-Deal zur Verfügung? Auslaufende Verträge haben nur Johann Zarco, Jack Miller, Luca Marini und Franco Morbidelli. Zarco wird mit grosser Wahrscheinlichkeit bei Honda bleiben. Allerdings muss der Franzose, falls der Martin-Deal zustande kommt, wohl weiter mit dem Kunden-Team LCR vorliebnehmen.
Marini oder Bastianini zu Aprilia?
Miller macht bei Pramac-Yamaha einen starken Eindruck, eine Verlängerung ist denkbar. Und Franco Morbidelli blüht bei VR46-Ducati gerade wieder auf, dürfte für 2026 gesetzt sein. Die wahrscheinlichste Lösung bei Aprilia dürfte Noch-Honda-Pilot Luca Marini sein. Der Italiener müsste bei Honda wohl für Martin weichen, ein direkter «Tausch» macht also Sinn.

Eine Alternative könnte auch KTM-Pilot Enea Bastianini sein. Der Italiener fühlt sich weder bei Hersteller KTM noch beim Einsatzteam Tech3 wirklich wohl. Als Reifenflüsterer könnte er von den Stärken der Aprilia in der zweiten Rennhälfte profitieren. Und KTM wäre für eine Auflösung des hochdotierten Vertrags angesichts der Finanzlage wohl offen.
Ein Dilemma für 2026 – und eines für jetzt
Die Fahrerfrage für 2026 wird Aprilia aller Voraussicht nach noch länger beschäftigen. Zugleich muss der Hersteller aus Noale aber noch eine andere Frage klären: Will man Jorge Martin in dieser Saison überhaupt noch einsetzen? Wenn ohnehin schon klar ist, dass der Spanier zur direkten Konkurrenz – nämlich Honda – wechseln will?

Falls die Antwort Nein lautet, müsste Aprilia wohl kurzfristig einen handfesten Ersatz finden. Testfahrer Lorenzo Savadori macht seine Sache als Ersatzpilot zwar stark. Mittelfristig läuft man aber Gefahr, das Entwicklungs-Programm zu beeinträchtigen. Vielleicht muss Aprilia also noch in diesem Jahr einen neuen Fahrer aus dem Hut zaubern ...