In Hinwil träumt man von einer rosigen Zukunft in der Formel 1 mit Audi, doch die Gegenwart sieht anders aus. Dazu sorgen Nebengeräusche für Irritationen.
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Während Weltmeister Max Verstappen in der Formel 1 Sieg an Sieg reiht, macht man sich bei Alfa-Sauber Sorgen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Nuller in Mexiko liegt das Team Alfa-Sauber nur noch auf WM-Rang neun.
  • Noch bleiben drei GPs und ein Sprintrennen, um den Sturz ans Tabellenende zu verhindern.
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Weniger Budget, weniger Personal, maximaler Ertrag. In etwa so liesse sich die letztjährige Saison von Sauber in der Formel 1 beschreiben.

Beim Privatteam war eine Euphorie zu spüren, als beim Saisonfinale 2022 der sechste Platz in der Konstrukteurs-WM feststand.

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In der letzten Saison der Formel 1 überzeugte Alfa-Sauber mit Rang sechs in der Konstrukteurs-Wertung. - keystone

Trotz anhaltendem Abwärtstrend nach starkem Beginn endete die punktemässig zweitbeste Saison in der Hybrid-Ära versöhnlich. Zudem war es rangmässig die erfolgreichste seit zehn Jahren für den Hinwiler Rennstall.

Punktemässig keine Fortschritte in dieser Saison

Anlass zur Zuversicht gab es auch, weil kurz davor mit Audi eine Partnerschaft vereinbart wurde. Diese sieht vor, dass der deutsche Autobauer das von Peter Sauber gegründete Team in der Formel 1 2026 als Werksteam übernimmt. Für 2023 nahm man sich in Hinwil deshalb vor, in der sportlichen Entwicklung den nächsten Schritt zu machen.

Doch statt vorwärts, ging es im sechsten und letzten Jahr unter dem Namen Alfa Romeo eher zwei Schritte zurück. Bezüglich Zuverlässigkeit hat sich das neue Auto im Vergleich zu seinem Vorgänger zwar massiv gesteigert.

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Für den Sauber-Rennstall läuft es in dieser Saison nicht wie erhofft. - keystone

So konnten die Ausfälle um mehr als die Hälfte (von zehn auf vier in den ersten 19 Rennen) minimiert werden. Doch der C43 warf in den vergangenen Monaten immer wieder Fragen auf.

Das Team und seine Fahrer lassen jegliche Konstanz vermissen. Das Auto wirkt teils wie eine Wundertüte. Kurz: Es ist eine Saison mit wenig Licht und viel Schatten.

Luft in der Konstrukteurs-Wertung der Formel 1 wird dünner

Im Qualifying wusste man nur sehr selten zu überzeugen, und wenn doch, dann folgte im Rennen sogleich die Enttäuschung. So auch am Sonntag in Mexiko, als Bottas und Guanyu die Ausgangslage mit den Startplätzen 9 und 10 nicht nutzten. Am Ende fuhren der Finne und der Chinese ganz zuhinterst auf den Rängen 14 und 15 durchs Ziel.

Mit Blick auf die Konstrukteurs-WM wurde für Alfa Romeo die Luft in der Höhenlage von Mexiko City noch einmal dünner. 2240 Meter über Meer war die Ernüchterung gross, zumal man sich von den jüngsten Neuerungen am Auto einiges erhofft hat.

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Valtteri Bottas verpasst in der Formel 1 erneut die Punkteränge. - keystone

Doch es scheint, als seien Platz 8 und 9 drei Wochen zuvor in Katar nur ein Ausreisser nach oben gewesen. Die ausgerufene Aufholjagd im Kampf gegen die Teams im Mittelfeld der Formel 1 wurde jedenfalls im Keim erstickt.

Statt nach vorne, müssen sich die Hinwiler in der Teamwertung nach hinten orientieren. Der Vorsprung auf das letztplatzierte Team Haas beträgt nur vier Punkte. Jetzt droht Alfa Romeo sogar die rote Laterne.

Steigt Audi doch nicht bei Sauber ein?

Dazu sorgten jüngst Nebengeräusche für Wirbel. Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtete, dass der Formel-1-Einstieg von Audi per 2026 noch einmal überprüft werde. Der Grund soll ein Wechsel an der Konzernspitze sein. Markus Duesmann wurde im September durch Gernot Döllner ersetzt.

Audi Formel 1 Einstieg
Wackelt der Audi-Einstieg in die Formel 1? - Audi AG

Duesmann war der grosse Befürworter des Formel-1-Projekts von Audi. Dieses stiess im Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Volkswagen jedoch nicht nur auf Gegenliebe.

Als es damals zur Abstimmung kam, soll Duesmann bei einer Patt-Situation sogar den Ausschlag gegeben haben. Mit seiner Entmachtung kam schnell das Gerücht auf: Der Einstieg in die Königsklasse gerate konzernintern nochmals auf den Prüfstand.

Von Seiten Audi hiess es zuletzt, der Beschluss des Aufsichtsrats habe Bestand. Ebenso der Zeitplan mit dem Einstieg als Werksteam per 2026. Genaue Zahlen sind zwar nicht bekannt. Doch man geht davon aus, dass Audi bis zu 75 Prozent von Sauber-Motorsport übernimmt – schrittweise.

Ziel: Der Titel in der Formel 1

Ein Rückzieher kann sich Audi schon deshalb nicht leisten, weil bereits jetzt viel Geld investiert wurde. Beispielsweise mit der Erweiterung des Motorsport-Zentrums am Standort Neuburg an der Donau. Dazu wäre ein Ausstieg vor dem eigentlich geplanten Einstieg auch mit einem beträchtlichen Imageschaden verbunden.

Wird Sauber mit Audi dereinst um den Formel-1-Titel mitfahren?

Mehr Budget und mehr Personal soll wieder zu mehr sportlichem Ertrag führen. So zumindest lautet der Plan von Audi und Sauber. Mittelfristig hat man sich sogar den WM-Titel in der Formel 1 zum Ziel gesetzt. Davon ist man in Hinwil aktuell allerdings noch weit entfernt.

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