YB: Ex-Fanbetreuer ist riesiger Leverkusen-Fan

Irgendwie hatte er ein flaues Gefühl im Magen, als Sandro Reinhard (33) an diesem Montag im vergangenen Dezember mit einem Kollegen zum Skifahren fuhr. Am Mittag stand die Auslosung der Europa League-Sechzehntelfinals an.

Das Unbehagen bestätigte sich. Losfee Maniche zog in der Europa League das Duell YB gegen Bayer Leverkusen. «Es ist für mich eher ein Horrorszenario», sagt Reinhard. «Ich wollte das nicht.»

Der selbstständige Unternehmer ist innerlich zerrissen. Seit Kindesbeinen schlägt sein Herz gelb-schwarz. Er hatte mit Michel Maiano einen Nachbarn, der bei YB spielte, seine Lehrerin war Gattin eines YB-Cracks.

Nicht nur seine Freizeit verbrachte Reinhard unzählige Stunden im Stadion der Berner, selbst beruflich kreuzten sich die Wege mit YB. Bis 2017 amtete er mehrere Jahre sogar als Fan-Verantwortlicher des Serienmeisters.

Doch noch in seiner Kindheit erhielt sein Herz eine schwarz-rote Färbung. Sein Vater, selber Fan von 1860 München, versuchte Klein-Sandro auch zum «Löwen» zu machen. Doch dieser wandte sich an den samstäglichen «Ran»-TV-Sessions einem anderen Verein zu.

«Als Carsten Ramelow 1996 von der Hertha zu Bayer Leverkusen wechselte, hatte er diese helle Pilzfrisur – genau wie ich», erinnert sich Reinhard. Fünfzehn Jahre später als es das eigene Portemonnaie erlaubte, kaufte er sich eine Saisonkarte der «Werkself».

Sechs Saisons pilgerte der Hobbykicker regelmässig die knapp 600 Kilometer nach Leverkusen, um sich die Spiele von Bayer anzuschauen. Sogar die Auswärtsspiele liess er sich nur selten entgehen.

Mit den Reisen an die Spiele entstanden im «grossen Kanton» auch viele Freundschaften. «Es schmerzt umso mehr, finden diese beiden Spiele zwischen YB und Leverkusen nun ausgerechnet in der Pandemie ohne Zuschauer statt», sagt Reinhard.

Trotz aller Liebe zu Bayer. Eine Zerrissenheit punkto Wunschsieger kennt der Fussballfanatiker im Duell in der Europa League nicht. Der Fall ist klar: «Es ist YB und nur YB.»

Allerdings sei der Groll dann dieses Mal nicht so gross, falls sich der Gegner durchsetzen sollte.