Moldawien, Südafrika, Chile, Dänemark: Bernio Verhagen war ein Journeyman des Fussballs. Und leider auch ein gewitzter Betrüger – der letztlich doch aufflog.
Bernio Verhagen
Bernio Verhagen bei seiner Vorstellung bei Viborg. Kicken konnte das Phantom offenbar nicht. - Viborg FF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei vier Vereinen auf drei Kontinenten unterschrieb Bernio Verhagen Profi-Verträge.
  • Gespielt hat er nie für einen dieser Clubs – und das aus gutem Grund.
  • Der Amateur-Kicker log sich eine Karriere zusammen, ehe er aufflog.

Die Karriere des Bernio Verhagen ist eine, die man im Boxen als «Journeyman»-Laufbahn bezeichnen würde. Der 25-jährige Stürmer stammt aus Suriname, besitzt aber auch die holländische Staatsbürgerschaft. Unter Vertrag stand er bei Dinamo-Auto Tiraspol (Moldawien), Cape Town City (Südafrika), Audax Italiano (Chile) und zuletzt Viborg (Dänemark).

Gespielt hat er aber nie für einen einzigen dieser Vereine. Denn fussballerisch ist der Mann nicht einmal für die neunte holländische Liga gut genug. Da spielte er vor seinem Wechsel nach Moldawien für den Sport-Club Den Dungen. Und da kam ihm der dänische Journalist Farzam Abolhosseini auf die Schliche.

Im Oktober stellte der dänische Zweitligist Viborg seinen neuen «superschnellen, superaggressiven» Angreifer vor. Wirklich beschäftigt hatte man sich mit dem Mann offenbar nicht, anders als der «BT»-Journalist. Der fühlte ihm auf den Zahn, wühlte in alten Interviews, rekonstruierte eine filmreife Geschichte.

Vier Profi-Verträge, nie ein Spiel gemacht

«In einem Interview in Chile erzählte er, dass er von seinen Teamkollegen bei Audax rassistisch beleidigt wurde. Deshalb wollte er den Club schon nach wenigen Wochen wieder verlassen», schilderte Abolhosseini gegenüber «Transfermarkt». Die Fussball-Datenbank nutzte der dänische Journalist für seine Recherchen. «Ich sah, dass er bei vier verschiedenen Klubs unter Vertrag stand, aber noch kein einziges Erstliga-Spiel gemacht hatte.»

Bei seiner Vorstellung bei Viborg verstrickte sich der Lügen-Kicker weiter in sein Netz aus Unwahrheiten. Er behauptete, 2017 beim Erstligisten Randers und beim Zweitligisten Naestveld BK vorgespielt zu haben. Abolhosseini forschte nach, rief bei den Vereinen an – wo niemand je zuvor von Verhagen gehört hatte. Die Recherche führte ihn – via «Transfermarkt» – zum holländischen Amateurclub Den Dungen.

«Ich sah, dass er bei Den Dungen gespielt hatte, bevor er nach Moldawien ging. Also rief ich dort an. Sie sagten, dass seine fussballerischen Fähigkeiten so limitiert waren, dass er es nicht einmal bei ihnen in die Startelf schaffte. Es wäre also absolut unmöglich, dass er ein professioneller Fussballspieler ist», fasst Abolhosseini zusammen.

Mit diesen Informationen im Gepäck suchte der Journalist nun das Gespräch mit Verhagens neuesten Opfern – Viborg. Und dort gestand man, den Spieler über ein Netzwerk geholt zu haben. «Wir haben ihn genommen, damit wir die Möglichkeit haben, bestimmte andere Spieler zu kriegen.»

Dieses Netzwerk war die Stellar Group, deren Angestellten Mo Sinouh der Kickbetrüger als Berater angab. Unter diesem Namen hatte jemand Verhagen bei seinen bisherigen Vereinen angepriesen. Alle drei Clubs bestätigten den Kontakt – und der Mann existierte tatsächlich. Nur hatte er noch nie zuvor von Bernio Verhagen gehört.

Das letzte Interview enttarnt das Lügennetz

Was folgte, war eine filmreife Demontage des betrügerischen Ballkünstlers: Abolhosseini lud ihn zum Interview ein. «Dieses Interview hatte einzig und alleine den Sinn, ihn in der Öffentlichkeit zu überführen. Im Vorfeld erzählten wir ihm, dass er eine sehr faszinierende Karriere habe und wir gerne mit ihm darüber sprechen wollten.»

Verhagen fiel auf den Trick herein und verstrickte sich tiefer und tiefer in sein Lügennetz. Er behauptete, bei Willem II in der Jugend gespielt zu haben. Seine fehlenden Einsätze in Moldawien und Südafrika schob er auf eine Ausländerregelung. Und bei Viborg habe er vor dem Vertragsabschluss ja ein Probetraining absolviert.

Dumm nur, dass neben ihm der Viborg-Pressesprecher sass und diese Aussage wenig später in einem Statement als Lüge enttarnte. Der Verein löste den Vertrag nach nur drei Wochen wieder auf. Verhagens Versuche, sich in einer Fernsehsendung noch einmal reinzuwaschen, scheiterten. «Es war, als wüsste er nicht, dass jede Interview-Aussage aufgenommen und verwendet werden kann», schmunzelt Abolhosseini.

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